Wenn sich gutes Design am Publikumszuspruch bemessen lässt, dann hat der Concorde Centurion an diesem Caravan-Salon-Tag eine Bewährungsprobe bestanden. Messebesucher bleiben in Gruppen vor dem Liner stehen, blicken fast ehrfurchtsvoll auf den mächtigen Bug.
Was ist es, was die Menschen fasziniert und wofür einige gerne eine dreiviertel Million Euro ausgeben wollen? Wir treffen uns mit dem neuen Designer von Concorde, der gleichzeitig als wohl erfahrenster und erfolgreichster Reisemobilgestalter gelten kann.

Seit eineinhalb Jahren beschäftigt sich Manfred Lang mit den Modellen der Luxusmarke. Der Centurion Liner ist das erste sicht- und fühlbare Ergebnis. Nach mehr als 70 Baureihen, die Lang in drei Jahrzehnten für unterschiedliche Hersteller formte, erscheint das Top-Modell von Concorde nun wie ein Meisterstück. Schon wegen des XXL-Formats mangelt es dem Centurion Liner nicht an optischer Präsenz. Manfred Lang: „Die Frontpartie haben wir bewusst maskulin gestaltet.“ Was Eleganz nicht ausschließt. Eine Chromspange verbindet die Original-Scheinwerfer des Basisfahrzeugs Mercedes Actros. Zierelemente umschließen die Seitenscheiben des Fahrerhauses wie der Buchstabe C. Damit sollten auch aus seitlicher Perspektive jegliche Verwechslungen ausgeschlossen sein.
Um den Wänden in der Dimension eines Einfamilienhauses Dynamik einzuhauchen, waren zusätzliche Kunstgriffe nötig. Etwa die angeschrägten Radläufe und die gleichfalls aufsteigende Fensterlinie. Sie lenkt den Blick ganz am Ende nach oben und verweist dort auf den kecken Heckspoiler.
So entsteht ein Luxus-Reisemobil
Mit Stift und Papier beginnt Manfred Lang bis heute seine Entwürfe, doch sieht er sich nicht unbedingt als Schöngeist. Beim Gespräch über das Centurion-Design geht es schnell um Ergonomie, Materialien und Verarbeitung. Nicht alles liegt in der Hand des Gestalters, doch in Langs Designbüro Pro Industria hat man von vorneherein die technische Umsetzung im Blick. Die Form bestimmt schließlich das Wischerfeld eines Integrierten oder die Sichtwinkel des Fahrers. Mit einem achtköpfigen Team werden Ideen zu einem aufwendigen 3D-Datensatz nach Standards der Automobilindustrie.
Bei Pro Industria hat man Erfahrung mit konstruktiven Details. Im Büro nahe Köln erhalten auch Alltagsgegenstände – vom Füller über Staubsauger bis zum Kaminofen – ihre Gestalt. Doch lässt Manfred Lang keine Zweifel daran, wofür sein Herz schlägt: „Reisemobildesign hat mir immer besonderen Spaß gemacht.“

Am Anfang stand nur eine Rückwand. Für den Traveller, das erste Reisemobil der Marke Knaus, zeichnet Lang ein markantes Heck mit integrierter Leiter: „Das sah nach Abenteuer aus und passte perfekt zum Zeitgeist.“ Es wird zum Beginn einer langen Partnerschaft, die über den ersten Integrierten bis zu einem durchgängigen Erscheinungsbild der Knaus-Flotte führt. Für Lang eine „prägnante Produktfamilie“.
Erst als im Hause Knaus immer mehr Menschen mitreden, nur wirtschaftliche Argumente zählen und Designideen immer wieder umgekrempelt werden, wird die Beziehung auf eine harte Probe gestellt. Lang: „Ich habe darüber nachgedacht mit den Reisemobilen ganz aufzuhören.“ Da erreicht ihn der Ruf aus der Hymer-Gruppe.
Manfred Langs erste Erfahrungen mit Luxusmobilen
Erstmals geht es um echte Luxusmobile. 2004 stellt die Hymer-Tochter Niesmann + Bischoff einen viel beachteten Clou Liner vor, dessen strenge Linien von Manfred Lang stammen. In der Folge richtet er die ganze Modellpalette danach aus.
Als 2006 mit dem Fiat-Ducato-Modellwechsel die wohl umfangreichsten optischen Änderungen in der Reisemobilwelt anstehen, nimmt sich Lang der Muttermarke Hymer an. Für die neuen Integrierten werden erstmals eigene Scheinwerfer entwickelt. Viele damals entstandene Designideen prägen das Hymer-Erscheinungsbild bis heute.

Außerdem formt Lang die Reisemobile der Tochtermarke Bürstner neu, zunächst nur die Integrierten. „Eine gute Zeit“, wie er erzählt: mit kurzen Entscheidungswegen und schneller Umsetzung. Sein „Lieblingsprojekt“ wird der Grand Panorama. Ein Bürstner mit einmalig großer Frontscheibe, die sich bis ins Fahrerhausdach zieht. Lang schwärmt von der perfekten Integration des Hubbetts in die Decke. Dann herrscht bei Bürstner Wechselstimmung. Der Grand Panorama wird eingestellt statt konsequent weiterentwickelt.
Inspirationen aus der Pkw-Branche für Concorde
Heute kann Manfred Lang seine Vorstellungen von Luxusmobilen bei Concorde einbringen. Woher stammt die Inspiration? Nicht unbedingt von Caravan-Messen. Lang: „Ich sehe mich gerne auf dem Genfer Salon um.“ Auf der Pkw-Messe sind traditionell die Kleinserienhersteller groß vertreten. „Hier kann man sehen, wie man mit geringen Mitteln, aber viel Know-how und Erfahrung auch bei kleinen Stückzahlen eine hohe Wertigkeit erreicht.“
Und der persönliche Geschmack? Da ist der Liebhaber opulenter Limousinen doch zu sehr Profi: „Gutes Design muss zielgruppengerecht sein, aber wer sich für einen Centurion Liner interessiert, kennt auch Bentley und Aston Martin.“
Wenn man beobachtet hat, wie Lang das Reisemobilprogramm großer Marken beeinflusst hat, kann man sich ausmalen, dass der Centurion bei Concorde nur ein erster Schritt ist. Auch das neu geschaffene Concorde-Markenzeichen wird nicht allein dem Top-Modell vorbehalten bleiben. Vielleicht steckt in dem Diamantenemblem sogar aktuelle Symbolik: eine Luxusmarke als Juwel, die vom Designer gerade einen neuen Schliff bekommt.