Kaum eine Handvoll der ersten Exemplare hat überlebt. Der Fiat 238 E von Frank Seiter ist wohl einer der ältesten Weinsberg-Ausbauten, die noch unterwegs sind. 1972 wurde das hier gezeigte Exemplar im Schwabenland zum Campingbus ausgebaut. Drei Jahre zuvor hatten die Karosseriewerke Weinsberg im gleichnamigen Städtchen bei Heilbronn mit der Reisemobilfertigung begonnen – damals noch als Tochterunternehmen von Fiat. Die Verbindung ist also kein Zufall.
Auf dem sehr überschaubaren Campingbus-Markt entwickelt sich der erste Weinsberg schnell zum Erfolgsmodell. Kein Wunder, denn die praktische Art des Fiat-Ausbaus nötigt noch heute Respekt ab. Im Sinne optimaler Raumausnutzung steckt der 46-PS-Benziner unter der breiten Beifahrersitzbank. Also bleibt das Heck frei für eine riesige Sitzgruppe, die sich für Transporte schnell ausbauen lässt, ähnlich den wegklappbaren Betten in modernen Ducato-Einrichtungen. Die Küche übernimmt die Rolle eines Raumteilers von Wohnraum und Fahrerhaus. Spätere Exemplare haben hier einen schmalen Durchschlupf.
Schon vor dem Ausbau des Fotomodells verkauft Fiat die Karosseriewerke Weinsberg im Jahr 1970 an eine Treuhandgesellschaft. Wenig später verwandelt man dort fast alles, was einen Laderaum und vier Räder hat, zum Campingbus – das Programm reicht vom Bedford Blitz zum VW T3. Parallel entstehen Alkovenmodelle.
1981 taucht der erste Fiat Ducato auf. Bei Weinsberg erkennt man sofort die Stärken des Konzepts: Er wird zur Basis für die Meteor-Alkoven und die eleganten Teilintegrierten Imperiale. Der Cosmos hält die Fahne der Campingbusse hoch.
Ein weiterer Wechsel der Besitzverhältnisse bremst den Cosmos später aus. 1992 verkaufen die Karosseriewerke ihre Reisemobilsparte an Tabbert im hessischen Mottgers. Dort hat man mit Kastenwagen wenig im Sinn. Weinsberg baut nicht nur Alkoven und Teilintegrierte, sondern ab 1996 auch den Integrierten Komet.
Die Kooperation und später auch Fusion von Tabbert mit Knaus erlaubt jedoch auch einen neuen Anlauf bei den Campingbussen. Ab Sommer 2003 darf der Cosmos als Parallelmodell des Knaus Box Star auf Fiat Ducato wieder auferstehen. Beide werden in Ungarn gebaut. Besonderheit des Cosmos: er wird zunächst mit Allradantrieb präsentiert, was zu einem neuen Abenteurerimage der Marke verhelfen soll. Kurze Zeit später entsteht der spektakuläre Allrad-Alkoven namens LEV. Das verhilft Weinsberg zu Aufmerksamkeit, aber nicht zu rasant steigenden Verkaufszahlen. Campingbus-Kompetenz darf Weinsberg wiederum mit dem kompakten X-Cursion auf Renault Trafic beweisen.
Ende 2008 setzt die Insolvenz von Knaus vielen hochfliegenden Plänen ein jähes Ende. In der anschließend neu formierten Knaus-Tabbert-Gruppe bekommt Weinsberg einen anderen Platz zugewiesen.
Die Marke soll nun jüngere, preissensible Kunden begeistern. Unkompliziert und praktisch – diese Ausrichtung, die man schon von den ersten Modellen kennt, passt offenbar. Weinsberg fährt auf die Erfolgsspur zurück. Seit 2010 tragen übrigens auch Weinsberg-Caravans dazu bei. Das bestverkaufte Modell war zuletzt jedoch – passend zur Historie – ein Campingbus auf Fiat-Basis.