Menschen und Mobile
Reinhard Löhner und Jochen Reimann

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In kürzester Zeit hat sich die junge Marke Morelo im Segment der Luxusliner etabliert. promobil fragte die Geschäftsführer Reinhard Löhner und Jochen Reimann nach dem Kurs für die Zukunft.

Interview: Reinhard Löhner, Jochen Reimann
Foto: Jacek Bilski
Vor gut einem Jahr fiel der Startschuss für die Serienproduktion bei Morelo. Was hat sich seither getan?

Reimann: 2011 hatten wir noch mit Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen. Das lag vor allem an dem großen Produktportfolio, mit dem wir gestartet sind, und von Beginn an haben wir Fahrzeuge über die gesamte Palette hinweg verkauft.

Löhner: Wir hatten mit 13 Grundrissen und vier Chassis einen harten Spagat gewagt, aber jetzt ist die Produktion in trockenen Tüchern. Wir wollen nun die Fertigungszeiten reduzieren. Zurzeit läuft jeden Tag ein Fahrzeug vom Band.

Welche Stückzahlen sind geplant, und wo positioniert sich die Marke damit?

Löhner: In diesem Kalenderjahr werden wir 230 Morelo bauen, für 2013 sind 290 Stück geplant.

Reimann: Im Segment der Reisemobile oberhalb 130 000 Euro werden europaweit rund 850 Einheiten verkauft. Damit haben wir einen Marktanteil von etwa 25 Prozent. Ziel ist ganz klar, der Marktführer zu werden.

Wie schätzen Sie die zukünftige Entwicklung des Luxusmobilsegments ein?

Reimann: Wir hatten erwartet, dass sich der Markt nach der Krise stärker erholt, aber besonders Exportmärkte wie Italien sind wie zugeschnürt. Der Markt wächst nicht. Erfolg ist also nur durch Verdrängung möglich.

Wie ist der Morelo-Vertrieb in Europa aufgestellt?

Reimann: Wir sind in Deutschland gestartet und kümmern uns nun um die Weiterentwicklung in Europa. In Deutschland haben wir derzeit neun Händler, das Ziel sind zwölf Betriebe. Von unseren 17 europäischen Händlern sind vier in Frankreich. Dort rechnen wir mit Wachstum. Wir planen einen Exportanteil von mindestens 50 Prozent.

Welche Ziele hat sich Morelo beim Umsatz gesteckt?

Reimann: Wir planen über einen Zeitraum von fünf Jahren. Heute liegt unser Umsatz bei 35 Millionen Euro. Bis 2017 wollen wir das Zwei- bis Dreifache umsetzen. Dies kann man mit dem aktuellen Portfolio jedoch nicht erzielen.

In welche Richtung weiten Sie das Angebot aus?

Löhner: In einer Ausweitung nach oben sehe ich keinen großen Sinn. Oberhalb einer Grenze von rund 15 Tonnen Gesamtgewicht sind die verkauften Stückzahlen zu gering. Dazu kommt die extreme Individualisierung in diesem Segment, obwohl wir schon heute einen deutlich höheren Individualisierungsgrad als viele Mitbewerber haben. Der Palace deckt den gesamten Bereich ab, den der Wettbewerb als Liner bezeichnet. Wir sehen aber Möglichkeiten, das Programm nach unten auszubauen.

Welche Preisklasse peilen Sie für neue Modelle an?

Reimann: Ein Reisemobil um 50.000 Euro würde sicher nicht zur Marke passen. Ein Morelo wird immer einen sechsstelligen Betrag kosten, denn auch ein günstigeres Modell wird eindeutig als Morelo erkennbar sein. 

Könnten Sie sich vorstellen, in Zukunft auch Fahrzeuge für Ihre Allianzpartner von Knaus-Tabbert unter anderen Markennamen zu bauen?

Reimann: Eine Fertigung für Marken unserer Partner ist grundsätzlich denkbar, würde aber auch größere Investitionen nach sich ziehen.

Könnte durch eine solche Modellreihe die derzeitig große Lücke zwischen dem Angebot von Knaus-Tabbert und Morelo geschlossen werden?

Löhner: Natürlich ist auch an solche Synergieeffekte gedacht. Man wird diese Lücke sicher irgendwann schließen, aber da stürzen wir uns nicht in Aktionismus.

In welcher Weise profitiert Morelo vom niederländischen Investor HTP und der Allianz mit Knaus-Tabbert?

Reimann: Ohne einen Investor wären wir finanziell eingeengt. Wir könnten nicht so schnell wachsen. In diesem Jahr hat HTP über eine Million Euro in Morelo investiert, davon eine halbe Million Euro für Maschinen in der Schreinerei. In Zukunft werden wir alle Möbelteile selbst herstellen und so an Flexibilität gewinnen. Wir profitieren bei der Liquidität, beim Einkauf sowie beim strategischen und industriellen Denken.

Löhner: In der Zusammenarbeit haben wir viel gelernt. Wir haben wie ein großer Handwerksbetrieb angefangen. Jetzt haben wir unsere internen Strukturen der Industrie angepasst. Es ist sicher kein Nachteil, wenn wir der einzige industriell denkende Handwerksbetrieb in unserem Marktsegment sind. Wir treffen weniger Bauchentscheidungen, arbeiten strukturierter. Von HTP und Knaus-Tabbert bekommen wir In-House-Beratung, und wir nutzen das intensiv.

Wie sieht die Zusammenarbeit im Vertrieb aus?

Reimann: Durch die Allianz mit Knaus-Tabbert konnten wir manche Händler schneller von unseren Produkten überzeugen. Bei den Modellen selbst und den verwendeten Materialien gibt es allerdings keine Parallelen.

Wie macht sich der Investor HTP im Alltag bei Morelo bemerkbar?

Reimann: Wir tauschen uns einmal im Monat aus. HTP ist operativ aber nicht tätig. Wir erfahren Unterstützung von Knaus-Tabbert, wo wir Bedarf haben. Die Entscheidungen für Morelo treffen jedoch wir.

In welcher Weise arbeiten Sie mit der Knaus-Tabbert-Geschäftsführung zusammen?

Löhner: Wir arbeiten konstruktiv zusammen, wie es unter Schwesterfirmen sein sollte.

Was dürfen die Käufer zum Saisonwechsel erwarten?

Reimann: Wir befinden uns in einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess. Die Ansprüche unserer Kunden, etwa bei der elektrischen Anlage, steigen ständig. Deshalb wird es viele Detailoptimierungen und noch mehr Verbesserungen bei der Qualität geben.

Wann kommt eine ganz neue Modellreihe?

Löhner: Die nächste Baureihe werden wir voraussichtlich auf der kommenden CMT in Stuttgart im Januar 2013 präsentieren.