Pfaff: Wir arbeiten gerade an einer Analyse, die uns Aufschluss darüber geben soll, ob wir genügend Stellplätze haben oder ob es vielleicht Regionen mit zu vielen oder zu wenigen Stellplätzen gibt. Darauf aufbauend wollen wir eventuelle weitere Aktionen abstimmen. Es ist natürlich schon so, dass in der Hauptsaison an touristischen Hotspots oft zu wenige freie Stellplätze vorhanden sind, während andererseits das Angebot an anderen Orten und abseits der Hauptsaison völlig ausreicht.
Offensichtlich ist doch jedenfalls, dass das Wachstum bei der Infrastruktur nicht mit dem Wachstum bei den Neuzulassungen von Reisemobilen Schritt hält.

Pfaff: Natürlich ist die Situation nicht optimal, und wir brauchen bei unserem Wachstum in Zukunft mehr Stellplätze. Das Problem sehe ich vor allem bei Neu-Einsteigern, also vor allem in der Vermietung. Wer zum ersten Mal mit einem Freizeitfahrzeug unterwegs ist und dann schlechte Erfahrung macht, könnte sich schnell von der Urlaubsform Caravaning abwenden. Das ist der Punkt, wo wir deutlich gegensteuern wollen und müssen.
Pfaff: Wir benötigen Kommunen und Private, die in Stellplätze investieren. Das Erste, was wir getan haben, war, die Wirtschaftlichkeit eines Stellplatzes einmal zu dokumentieren. Ein Stellplatz ist ja nicht einfach nur eine Möglichkeit für Reisemobilisten zu übernachten, sondern hat sehr wohl einen wirtschaftlichen Hintergrund. Dass es sehr attraktiv sein kann, einen Stellplatz zu betreiben, muss man sowohl den Kommunen als auch privaten Investoren vermitteln. Dabei suchen wir auch Plattformen und Partner, mit denen wir dies vorantreiben können.
Genau deswegen hat promobil die Aktion „Grünes Licht für mehr Stellplätze“ ins Leben gerufen. Mit den Ergebnissen aus unserer Leserbefragung werden wir Sie gerne unterstützen.

Onggowinarso: Uns ist es wichtig, dass wir erst einmal Zahlen, Daten, Fakten kennen, weshalb wir unter anderem auch die Studie des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr* angestoßen haben, die sich nun mehr auf Reisemobilstellplätze fokussiert. Zeitgleich arbeiten wir gemeinsam mit dem Deutschen Tourismusverband daran, die Planungshilfe für Reisemobilstellplätze zu aktualisieren. Damit verbinden wir zwei Schritte: Erstens zeigen wir Kommunen und Investoren, wie attraktiv es sein kann, Stellplätze einzurichten, zweitens helfen wir ihnen, einen Stellplatz dann auch bestmöglich zu konzipieren und zu errichten.
*Eine aktuelle Studie des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr e. V. an der Universität München, die die wirtschaftliche Bedeutung von Camping- und Caravaning-Tourismus in Deutschland belegt. Demnach bescherten Urlauber mit Reisemobil, Caravan oder Zelt der heimischen Wirtschaft 2016 einen Gesamtumsatz von 12,6 Milliarden Euro.
Pfaff: Das soll durch Referenzen von erfolgreichen Stellplätzen ergänzt werden, die die Aussagen der Studie mit Fakten aus der Praxis untermauern. Ein Beispiel wäre da der Stellplatz in Bad Waldsee, der inzwischen auf 40 Stellflächen erweitert wurde. Vor Ort wird natürlich auch allerhand geboten, zum Beispiel Kuren und Anwendungen mit Übernachtung im Reisemobil oder Caravan. Stellplatzbetreibern muss klar sein: Je mehr sie ihren Gästen bieten, desto interessanter wird ihr Stellplatz, ihre Destination.
Onggowinarso: Zudem gibt es eine ganze Anzahl von neuen Stellplätzen, die im Lauf der nächsten Wochen und Monate an den Start gehen wollen.
Pfaff: Wenn die Reisemobil-Zulassungszahlen in Deutschland derzeit kräftig steigen, heißt das nicht, dass alle Mobilfahrer nur auf Stellplätze in Deutschland gehen. Man reist ja schließlich auch nach Italien, Frankreich oder Skandinavien.
Andererseits wissen wir aus unseren Leserbefragungen, dass Reisemobilfahrer heute häufiger reisen und dabei öfter im eigenen Land bleiben als zum Beispiel noch vor zehn Jahren. Außerdem kommen auch Gäste aus anderen Ländern auf die Stellplätze zu uns nach Deutschland.
Pfaff: Wir hoffen, dass die Analyse, an der wir arbeiten, uns hier weitere verlässliche Informationen bieten wird, und möchten dann alle „Player“ in diesem Bereich an einen Tisch bringen, um einen Konsens zu finden in der Frage, wie wir gemeinsam weiter vorgehen. Ziel ist es natürlich, dass unsere Kunden genügend Stellplätze finden.
Es gibt aus deren Reihen ja bereits Initiativen wie zum Beispiel den Phoenix-Reisemobilhafen Bad Windsheim. Wird dieses Potenzial genügend genutzt und ausgebaut?

Pfaff: Natürlich unterhalten wir uns darüber mit unseren Mitgliedern, denn da sind wir ja alle gleichermaßen betroffen. Jeder versucht, in seiner Region, wo er über entsprechende Beziehungen verfügt, zu bewirken, dass neue Stellplätze entstehen oder vorhandene ausgebaut werden. Als ein schönes Beispiel kann ich auch hier wiederum Oberschwaben anführen.
Der Traum von der großen Freiheit mit dem Reisemobil – was kann sonst noch getan werden, damit wegen mangelnder oder überfüllter Stellplätze nicht am Ende die große Enttäuschung bleibt?
Pfaff: Mit einer entsprechenden vernetzten Information, zum Beispiel über eine App, wo überall Stellplätze vorhanden sind und wie viele Stellflächen dort jeweils aktuell belegt oder frei sind, könnte man die Situation sicher spürbar entzerren – damit eben nicht alle zum selben Zeitpunkt denselben Stellplatz ansteuern. Ich gebe zu, dass so etwas technisch wie auch im Blick auf den Datenschutz nicht gerade einfach zu bewerkstelligen sein mag und, damit es funktioniert, die große Mehrheit der Stellplätze hier sich beteiligen müsste, meine aber, dass so eine Vision durchaus einmal in den Raum gestellt werden darf. Denn wenn die Zulassungszahlen weiterhin so stark wachsen, muss auch für ausreichend Infrastruktur gesorgt sein.