Wohnmobile könnten bald autonom fahren
Hymer testet Level 4 in Kanada

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Die Erwin Hymer Group expandiert in Nordamerika und will dort jetzt auch autonome Wohnmobile auf Level-4-Basis testen. Mittlerweile hat die Group drei Werke in Amerika.

Hymer DuoCar Studie (2018)
Foto: Hymer

Der Vater macht ein Schläfchen im Queensbett im Heck, die Mutter kocht sich gerade einen Kaffee und die Kinder spielen an der Sitzgruppe eine Runde Karten: Wer fährt das Wohnmobil? In Zukunft soll die Antwort „keiner“ lauten, denn auch Wohnmobile sollen sich in ein paar Jahren autonom fortbewegen können. Schließlich scheint das autonome Fahren gerade bei Wohnmobilen besonders Sinn zu machen. Auf der Autobahn oder im Stau kann man so die Zeit nutzen und schon für Abends vorkochen, Spiele spielen oder eben ein Nickerchen halten.

Erste Tests zu autonomen Wohnmobilen

Die Erwin Hymer Group will diesen Traum Wirklichkeit werden lassen. Bereits das dritte Hymer-Werk wurde im September 2017 in Nordamerika eröffnet. Seit der Gründung der Erwin Hymer Group North America ist die Zahl der Mitarbeiter von 260 auf 560 gestiegen. Gemeinsam mit der Waterloo University nahe Toronto sollen demnächst autonome Fahrzeuge auf Level-4-Basis getestet werden. Beim zweithöchsten Level des autonomen Fahrens fährt das Fahrzeug selbstständig im Straßenverkehr und benötigt keine Aufsicht des Fahrers. Der Unterschied zu Level 5 ist lediglich, dass der Fahrer in bestimmten Situationen aufgefordert werden kann, das Steuer kurzzeitig wieder selbst zu übernehmen.

Komplizierter ist bei autonomen Wohnmobilen allerdings die Sicherheit. Wie können die Insassen bei Unfällen geschützt werden, wenn sie sich frei im Fahrzeug bewegen können? Die Lösung könnten Raum-Airbags oder spezielle Crash-Shelter bieten. „Wir stehen da noch sehr am Anfang“ sagt Martin Brandt, Chef der Erwin Hymer Group.

Hymer ist in den USA Marktführer bei Campingbussen

Fakt ist: die Caravaning-Branche boomt. Ein Einbruch ist nicht in Sicht. 2017 wurde in Deutschland ein Verkaufsrekord aufgestellt und so viele Reisemobile und Caravans verkauft, wie noch nie.

Auch im größten Markt für Freizeitfahrzeuge, Nordamerika, wächst der Markt stetig. 2016 wurden insgesamt 430.691 Recreation Vehicles (RVs) verkauft. Mit 32 Prozent Marktanteil ist die Erwin Hymer Group North America Marktführer im Segment der Class B Motorhomes (Campingbusse). Nach dem Kauf der Campingbus-Marke Roadtrek 2016, setzt Hymer in Nordamerika auch auf deutsche Marken. Seit 2016 führte die Group erfolgreich Campingbusse von Hymer, Carado und Sunlight auf dem Markt ein.

Im Geschäftsjahr 2016/17 produzierte die Hymer Group North America 1.900 Fahrzeuge und erzielte einen Umsatz von 150 Millionen Dollar. Auch im Segment der Caravans oder Conventional Travel Trailer will Hymer in Zukunft mitmischen und führt den Eriba Touring in Nordamerika ein.