Ein bisschen verrückt; so beschreibt man die britische Campingbus-Szene wohl am besten. Der Allerverrückteste aber kommt von Danbury: der Doubleback. Ein VW T5 mit Heck-Slide-out. Obwohl ... Je länger man drüber nachdenkt, desto logischer erscheint einem die ganze Geschichte.
"Die Idee kam uns Ende 2009 – seitdem haben wir an den Details gefeilt", erklärt Jason Jones von Danbury. In der Nähe von Bristol baut man neben – relativ normalen – Bussen auf VW T5 auch Retro-Camper auf Basis des beliebten T2. Doch seit die zweite Bulli-Generation auch in Brasilien nicht mehr gefertigt wird, ist diese Ära endgültig vorbei. Bei Danbury machte man sich zeitig Gedanken, die letztlich zum Doubleback führten, erinnert sich Jones, der gerade mitten in der Fertigungshalle steht.
Hier geht es so lässig wie professionell zu, wie man es sich von einer jung gebliebenen Marke wünscht, die sich selbst nicht zu ernst nimmt. Bei der Montage der Fahrzeuge wird auf Sauberkeit und Präzision geachtet. Und doch gehört die passende Musik der eher rockigen Sorte einfach dazu.
Rocken kann man auch den Campingplatz, reist man mit dem Doubleback an. "Wer Wert auf einen diskreten Abend legt, der sollte einen normalen T5-Camper wählen", meint Jason grinsend. "Sobald man nämlich das Heck des Doubleback ausfährt, lockt das die Massen an." Der auf dem langen T5-Radstand aufbauende Doubleback unterscheidet sich nicht von einem normalen Camper mit Klappdach. Wird jedoch der Schalter der XXL-Verlängerung betätigt, schiebt sich die Heckklappe um rund zwei Meter nach hinten, bevor Streben ausklappen, die den nun sichtbaren Wohnraumkasten abstützen: Gefertigt wird die isolierte Box aus robustem Kunststoff, wie er im Flugzeugbau zum Einsatz kommt. "Insgesamt sind rund 10 000 Einzelteile nötig, um den T5 zum Doubleback zu modifizieren", erklärt Mr. Jones, wobei manches Detail als "typisch britisch" eingestuft werden kann.
Das beginnt bereits beim Grill, der aus keinem britischen Urlaubsvehikel wegzudenken ist. "Ein Camper ohne Grill ist im Prinzip kaputt", schmunzelt der smarte "Sales Director". "Ähnlich verhält es sich mit dem Kühlschrank, der unbedingt eine richtige Tür an der Front braucht. Eine Kühlbox, wie sie Volkswagen im aktuellen California verbaut, ist eher unbeliebt", erklärt er. Der klassische California wird natürlich auch auf den Britischen Inseln angeboten – aber eben nicht als Rechtslenker, was Firmen wie Danbury Nischen eröffnet. Die als offizieller Vertragspartner geadelte Marke bezieht die Basisfahrzeuge dabei aus Hannover, sodass jede Farb- oder Antriebskombination denkbar ist. Was bei Volkswagen erhältlich ist, kann so auch vom Danbury-Kunden geordert werden.
"Sind die Basisfahrzeuge bei uns, schneiden wir zunächst das Heck auf – allerdings im Falz, so dass die Außenlackierung keinen Schaden nimmt." Anschließend wird die Heckklappe mit der Box vereint, die wiederum auf Schienen im Fahrzeug fixiert wird. "Parallel läuft die Fertigung der sonstigen Innenraumkomponenten, die je nach Kundenwunsch konfiguriert werden." So ist der Doubleback mit vier oder fünf Sitzen lieferbar, wobei auch eine drehbare Doppelsitzbank auf der Beifahrerposition realisierbar ist. Weitere Details wie Kocher oder Spüle – die Ver- und Entsorgung läuft über die Schiebetür – verstehen sich von selbst, während die Zahl der Schlafplätze dank einhängbarem Kinderbett auf 4,5 steigt. Steigen lässt die aufwendige Technik natürlich auch den Preis des Doubleback, der rund 15 000 Pfund über einem normalen T5-Camper von Danbury liegt. Den gibt es allerdings sogar mit Dusche.
Die Preise des Doubleback beginnen bei 55 249 Pfund, was 67 360 Euro entspricht: ein stolzer Preis. Nach Deutschland oder auf den Kontinent geliefert hat Danbury bislang nicht, ein Kunde müsste sich darum selbst kümmern. Interessenten sollten vorher unbedingt bei Zoll und Zulassungsstelle die Formalien erfragen.
Doch dieses Raumgefühl ist allerdings überaus verlockend. Und am nächsten Morgen fährt man die Doubleback-Box wieder ein – und als ganz normaler Campingfreund von dannen. Verrückte und großartige Ideen können eben zuweilen sehr unscheinbar daherkommen. Bis zum nächsten Halt. Wenn die XXL-Taste gedrückt wird.
Versteckt in einem Industriegebiet, fertigt Danbury schicke Camper, vor allem auf VW-Basis – Volkswagen genießt bei den Briten geradezu Kultstatus. Das schließt auch den klassischen Transporter der zweiten, sehr rundlichen Generation ein, der bis in jüngste Zeit in Brasilien gefertigt wurde. Auf Basis des Südamerika-Modells schuf man in Bristol über Jahre hinweg tolle Retro-Camper mit moderner Technik: Der wassergekühlte Motor lässt sich mit jedem beliebigen Mischungsverhältnis aus Benzin und Ethanol betreiben, und zudem auf Autogas und damit zum "tri-valenten" Camper umrüsten. Leider scheitert der bei 33 849 Pfund (ca. 41 270 Euro) startende Wagen im Gegensatz zum "Doubleback" an den deutschen Zulassungsbestimmungen. Weitere Infos unter: www.danburymotorcaravans.com