„Als wir unseren Camper auf Instagram stellten, wollten wir zwar Aufmerksamkeit damit erregen, aber dass wir so einen Wirbel erzeugen, hätte ich nie geglaubt,“ sagt Jack Richens, Rundfunktechniker, 37 Jahre, aus England. Seit Tagen steht sein Telefon nicht mehr still, Zeitungen- und TV-Sender wollen mehr über seinen Campingbus wissen und fast minütlich bekommt er Mails aus aller Welt.
Was ist so faszinierend an diesem Campingbus?

Als er und seine Freundin Lucy Hedges, 38, Tontechnikerin, Ideen für ihren Mercedes-Sprinter-Ausbau sammelten, sollte der Bus vor allem eines sein: Praktisch und cool. Für den stylishen Look sorgen helle Holzfarben und viel Weiß, statt harten Kanten und Ecken dominieren geschwungene Linien und am Stockbett lugt ganz neckisch ein Bullauge hervor. Letzteres zeigt, woher die beiden die Inspiration für den Grundriss nahmen: Dem Bootsbau.
Die kojenartigen Stockbetten haben ab der Hüfte nicht mehr die volle Höhe. Ein alter Trick aus der Bootskonstruktion, der dafür sorgt, dass man in Kojen zwar bequem, aber äußerst platzsparend schläft. Dies ermöglicht eine dreistöckige Bettenkonstruktion im Campingbus von Jack und Lucy, die so ein Doppelbett für sich und zwei Kinderbetten für ihre beiden Töchter im Heck des Fahrzeugs unterbringen. Trotz der des Bettenstapels ist immer noch so viel Platz, dass ein weitläufiger Raumeindruck entsteht. Und obwohl die Stockbetten für Kinder gedacht sind, erzählt Jack: „Bei einem Festival haben auch schon mal Freunde, ausgewachsene Männer, die es nicht mehr in ihr Zelt geschafft haben, darin übernachtet.“
Selbstausbau: Viel Schweiß und Erfahrung
Der Ausbau kostete das Pärchen vier Monate Vollzeitarbeit. „Ich glaube 150 Stunden habe ich allein damit verbracht, mich am Kopf zu kratzen und zu überlegen, wie man einige konstruktive Hindernisse umgehen kann,“ sagt Jack. Am schwierigstens sei es gewesen, die richtigen Materialien und Techniken für den Grundriss zu finden. Der Campingbus sollte stabil gebaut sein gleichzeitig innerhalb der Campingbus-Gewichtsklasse bleiben.

Zwar sind Jack und Lucy keine gelernten Zimmerleute, an eigener Erfahrungen mit Campingbussen mangelte es jedoch nicht. Um Geld für ein Haus zu sparen, hatte Jack Richons sieben Jahre lang in London in einem Campervan gelebt. Kurz nachdem das Fahrzeug seinen Geist aufgab, stellte er fest, „dass ein Leben ohne Camper ziemlich langweilig ist“ – und baute seinen ersten Campingbus aus. Vor dem Sprinter hat er also schon einen VW Transporter und einen Iveco Daily ausgebaut. Das jetzige Projekt sei aber bei weitem das ehrgeizigste.
Eine Sache fehlt dem Camper auf Mercedes Sprinter, die Busse dieser Größe sonst an Bord haben: Ein Badezimmer. Der Grund? Jack findet das überflüssig: „In den sieben Jahren, in denen ich im Bus gewoht habe, habe ich mir nur zwei Mal wirklich ein Bad gewünscht.“ Toiletten und Duschgelegenheiten gebe es auf jedem Campingplatz. Und fernab jeder Zivilisation lösten sich solche Probleme schließlich von selbst.
Selbstausgebauter Familien-Camper auf Mercedes Sprinter

Den Mercedes Sprinter als Basisfahrzeug hat sich das Pärchen ausgesucht, weil der Transporter ihren Platzansprüchen am besten entsprach. „Wir sind schon alle möglichen Fahrzeuge gefahren,“ sagt Jack. „Die Chassis des Mercedes Sprinter und der VW Crafter sind allerdings diejenigen, die die richtige Größe für das Projekt haben. Außerdem machen uns diese Vans beim Fahren am meisten Freude. Zwar sind diese Fahrzeuge etwas teurer, aber wir sind sicher, dass es gut investiertes Geld ist.“ 12.000 Euro hat der Ausbau insgesamt gekostet. Außerdem sehr viele Arbeitsstunden und Nerven.
Campingbus „This Moving House“
Basisfahrzeug: Mercedes Sprinter 313
Preis: 10.000 Euro fürs Basisfahrzeug, ca 12.000 Euro für den Ausbau – plus viele Arbeitsstunden
Länge/Breite/Höhe: 7,00/1,99/2,70 Meter
Neuester Streich: Der Dog Van
Was mit einem Selbstausbau begann, ist inzwischen eine richtige Produktion geworden. Die Höhen und Tiefen dieser harten Arbeit fassen die beiden auf amüsante Art auf ihrer Facebook-Seite zusammen.
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Jack und Lucy haben mittlerweile zwei weitere Campingbusse gebaut und zwar auf VW-Crafter-Basis. Im „Dog Van“ gibt es sogar zwei separate Eingänge für zwei Hunde am Heck des Fahrzeugs, die dann in die quasi mobile Hundehütte führt. Im Heck haben die Hunde Platz, um während der Fahrt gesichert zu sein, und einen gemütlichen Schlafplatz.

Eine weitere Neuheit ist das ausziehbare Bett: Über die Hundebetten ganz unten im Heck stapelt sich ein Doppel-Querbett. Ein weiteres Einzelbett lässt sich aus einer Schublade herausziehen und verläuft dann längs in Fahrtrichtung auf der Seite der Schiebetüre. Außerdem kommt in der Truhe neben den Hundehütten ganz praktisch ein Camping-WC unter. So kann zumindest die zweibeinige Besatzug des Campers ihr Geschäft an Bord erledigen.
Fotos zu dem Umbau finden Sie in der Bildergalerie oben. Die Materialkosten für den Dog Van belaufen sich auf etwas über 9.000 Euro, die Arbeitszeit ist dabei nicht eingerechnet.
Inzwischen baut das Pärchen Fahrzeuge nach Kundenwunsch, so entstand auch der Dog Camper. Auf ihrer Website This Moving House nehmen sie Bestellungen an. Die Plätze für einen individuell ausgebauten Campingbus sind allerdings begrenzt. Wer mit so einem Fahrzeug liebäugelt, muss also schnell sein.