„Ja, es hat sich schon was entwickelt aus unseren Ideen“ meint Raimund von Liebe schmunzelnd, während er vor dem hauseigenen Oldie steht. „Immerhin hatten wir mit dem 504 unseren ersten Großauftrag. Gleich 20 Stück hat Peugeot damals geordert, eine tolle Sache.“
Erster Versuch auf dem Bulli

Die technisch charmante Lösung erregte Aufmerksamkeit, viele Fotos widmen sich der Heckansicht der Kabine, in der damals schon zehn Jahre an Erfahrung im Aufbau von Reisemobilen steckten. „Den Anfang haben wir mit dem Bulli gemacht, das war 1967“, erinnert sich Raimund an den VW, mit dem es nach England, Schottland und kurz drauf auch nach Griechenland ging.
Erstes Basisfahrzeug: Peugeot 504 Pick-up

Bald wurden andere Bullis und Kastenwagen zu Campern modifiziert, im Sommer 1977 mündete die Leidenschaft in die Firmengründung – und schon 1979 entstanden die ersten Kabinen für den 504, den es auch als Pick-up gab. „Der war wirklich eine perfekte Basis. Er war günstig, er war robust – und man konnte mit ihm auch mal durchs Gelände räubern, die Bodenfreiheit war enorm“, blickt Raimund zurück. „Nie gab es irgendwelche Probleme mit den Fahrgestellen, die waren wirklich solide und verkrafteten die zusätzlichen 450 Kilo problemlos.“
Gefertigt wurde die Kabine aus Aluminium-Profilen, der Boden bestand aus einem Gitterrohrrahmen mit GfK-Platte samt Alu-Schienen links und rechts, auf denen die Kabine in die Höhe baut. „Die Isolierung war 25 Millimeter dick – heute sind es 45. Und auch die Iso-Schicht im Boden wuchs von 50 auf 60 Millimeter, wobei wir nie Styropor verwendet haben, sondern einen geschlossenporigen, wasserunempfindlichen Schaum“, zählt der Firmengründer auf.

Und dann kam jene besagte Großbestellung von Peugeot, 20 Stück wurden an ausgewählte Händler verteilt, der Durchbruch war geschafft. Insgesamt wurden rund 300 Kabinen auf der Basis des 504 gebaut, schätzt das Erfinder-Ehepaar, während es sich fürs Jubiläumsfoto in die Sitzgruppe im Heck des vor einigen Jahren restaurierten Oldies postiert. Dieser wurde dereinst als erstes Fahrzeug überhaupt exportiert, in die Schweiz damals. Inzwischen rollt der 63 PS starke Camper als ältestes Fahrzeug im Fuhrpark der Traditionsmarke – und wird entsprechend geschont.
Dagegen musste sich so ein 504 in den 80ern noch richtig ins Zeug legen: „Wir fuhren selbst diese Kombination – und wir waren ständig unterwegs, immer auf Achse“, erzählt Veronika Maisch-Liebe. „Wenn es dann am Montag wieder an die Arbeit ging, wurde die Kabine abgenommen, das war ja in zehn Minuten erledigt, und ich durfte wieder Bauschutt zur Deponie bringen, weil wir uns mal wieder vergrößerten. Das war dann halt meine Aufgabe“, meint sie lachend.
Absetzbare Wohnkabine sorgt für Menschenauflauf
Die Idee, die Kabine mit wenigen Handgriffen abzusatteln, um ein wendiges Auto für Touren nutzen zu können, hat nicht weniger Charme als die große Heckklappe. „Außerdem klaut niemand einen Pick-up, so ein Nutzfahrzeug kann man überall parken“, erklärt Raimund. „Dafür strömten damals immer die Leute zusammen, wenn wir die Kabine absetzten, das gab manchmal einen richtigen Volksauflauf. Heute ist das nicht mehr so.“

Im Fall des Oldies ist es sogar völlig unmöglich, handelt es sich hier doch um eine nicht absetzbare Kabine, die der Erstbesitzer damals tatsächlich ganz bewusst ohne Stützen bestellte. „So richtig hab ich das nie verstanden, warum das jemand macht. Denn damit ist ja der eigentliche Gag weg. Das haben auch nur so 20 Leute überhaupt gemacht bei den 504er-Kabinen. Das macht unseren Oldie hier zur einer noch größeren Rarität.“
Vor drei Jahrzehnten musste man rund 11.000 Mark für die erste Husky-Kabine anlegen, für den Peugeot waren noch einmal 9000 Mark fällig – macht in der Summe 20.000. Dafür gab es nicht nur einen robusten Pick-up, sondern auch eine Kabine mit Alkovenbett, Waschraum, Küche, Vierersitzgruppe, Heizung, Schränken – und der grandiosen Heckklappe, die eine Öffnung von über zwei Quadratmetern freigibt.
Mit dem Oldie gemütlich unterwegs
Sie, wie auch der wieder in den Originalzustand versetzte Innenraum, lädt regelrecht zum Verreisen ein: Wenn der Peugeot sein eigenes Tempo gehen darf und mit 80 oder 90 Sachen durch die Landschaft rollt, während der Vierzylinder munter vor sich hinbrummelt, dann fühlt man sich geborgen. Rasanz hingegen mag er nicht so: In zügig angegangenen Kurven spürt man deutlich den hohen Schwerpunkt, und auch die theoretisch mögliche Höchstgeschwindigkeit von 130 Kilometern pro Stunde sollte man sich angesichts der vier Trommelbremsen sehr gut überlegen.
Und dann gibt es noch diese rasant überholenden Kleinwagen, die knapp vor der Motorhaube wild bremsend in die Kolonne einscheren – ein Graus für jeden Oldie. „Der Verkehr ist schneller geworden, rasanter. Aber wir fahren heute ja auch einen VW T6. Aber immer noch mit einer abnehmbaren Kabine hintendrauf“, versichern die beiden Firmengründer, die erst kurz vor dem Fototermin von einem fünfwöchigen Trip aus Skandinavien zurückkamen. Tja, ...