Abgasmanipulation bei Fiat- und Iveco-Wohnmobilen
Über 300 Anzeigen von Kunden

Etwa 200.000 Fahrzeuge von Fiat Chrysler und Iveco sollen mit einer Abgasmanipulations-Software ausgestattet worden sein, darunter viele Wohnmobile. 300 Anzeigen sind bisher eingegangen.

Fiat Ducato
Foto: promobil

Vor drei Monaten wurden bei Fiat Chrysler (FCA) und Iveco Razzien durchgeführt. Der Konzern steht unter dem Verdacht bei der Abgasmessung mit unzulässigen Abschalteinrichtungen betrogen zu haben. Etwa 200.000 Fahrzeugen von Fiat, Jeep, Alfa-Romeo und Iveco seien betroffen. Darunter sind alle Fahrzeugtypen, vom Kleinwagen bis zum Transporter. Und damit auch Sonderformen wie Wohnmobile.

Die Ermittler hatten Käufer von Fahrzeugen mit möglicherweise manipulierten Motoren gebeten sich zu melden und Verträge und Bescheinigungen bei der Polizei vorzulegen. Unter Verdacht stehen die Euro-5- und Euro-6-Dieselmotoren 1,3 Liter Multijet, 1,3 Liter 16V Multijet, 1,6 Liter Multijet, 1,6 Liter, 2,0 Liter Multijet, 2,0 Liter, 2,2 Liter Multijet II, 2,3 Liter, 2,3 Liter Multijet und 3,0 Liter aus den Jahren 2014 bis 2019.

90 Prozent der Anzeigen betreffen Wohnmobile

Die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main teilte der Deutschen Presse-Agentur mit, dass mittlerweile etwa 300 Anzeigen gegen den FCA-Konzern und Iveco eingegangen sind. 90 Prozent davon betreffen Wohnmobile.

Nachdem in Deutschland, Italien und der Schweiz Firmensitze von FCA durchsucht wurden, stehen neun Beschuldigte weiterhin im Fokus, drei Verantwortliche von Fiat Chrysler sowie sechs des Schwesterkonzerns CNH Industrial, zu dem die Nutzfahrzeugmarke Iveco gehört.

Wie schon 2015 beim VW Dieselskandal geht es auch jetzt bei FCA um eine Technik, die dafür sorgt, dass die Grenzwerte für den Ausstoß von Stickstoffdioxid nur auf dem Prüfstand eingehalten werden. Im Realverbrauch sind die Werte dann viel Höher. "Fahrzeuge mit einer derartigen Abschalteinrichtung sind auf dem gemeinsamen Markt nicht genehmigungsfähig, weswegen Kunden Fahrverbote oder Stilllegungen drohen", erklärte die Staatsanwaltschaft.

Klage in Deutschland einreichen

Nachdem Bekanntwerden der Dieselmanipulation hatte das Kraftfahrtbundesamt (KBA) diverse Hersteller geprüft und die Abgasregelung moniert. Für die Genehmigung der Autos waren aber italienische Behörden zuständig. Diese hatten offenbar bis jetzt keine weitere Aufklärung betrieben. Ein Sprecher von Fiat Chrysler sagte, man kooperiere umfassenden mit den Behörden.

Wenn Sie Sorge haben, dass auch Ihr Fiat- oder Iveco-Wohnmobil betroffen sein könnte, können Sie Klage einreichen. Der Europäische Gerichtshof hat entschieden, dass Hersteller in dem Land verklagt werden können, indem das Fahrzeug erworben wurde. Am 25. Mai 2020 wurde VW wegen Betrugs verurteil. Den Kunden des ersten Diesel-Skandals steht deshalb Schadensersatz zu.

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