Als wir am vergangenen Wochenende durch Bad Kissingen fuhren, staunten wir nicht schlecht. Gleich neben dem Parkplatz von zwei Discountern reihten sich so weit das Auge reicht Wohnmobil um Wohnmobil aneinander: Willkommen auf dem Campingplatz der Abenteuer Allrad Messe 2017! Bei den Besucher-Fahrzeugen handelte es sich allerdings nicht etwa um gewöhnliche Allrad-Fahrzeuge – nein, hier standen ganz individuell gebaute Offroad-Camper in jeder Größe. Als wir mit unserem klassischen weißen Teilintegrierten zum Camp abbiegen, kommen wir uns fast etwas langweilig vor. Trotzdem wollen wir nichts lieber, als so schnell wie möglich einen Stellplatz ergattern und unsere Nachbarn kennenlernen.
„Wir sind voll,“ sagt uns der Ordner am Eingang. Bevor unsere Enttäuschung zu groß werden kann, schickt er hinterher: „Aber wir haben noch ein Ersatz-Gelände zwei Kilometer den Hügel hoch für Camper abgesteckt.“ Als wir auf besagtem Acker parken, kommen immer mehr Camper, bis auch dieser Platz am Abend bis auf den letzten Meter voll ist. Thomas Schmitt, Pressesprecher der pro-log GmbH, dem Veranstalter der Abenteuer und Allrad, erzählt: „Viele der Camper hier bei der Abenteuer und Allrad gehen nicht einmal auf die Messe oder nur einen Tag, viel mehr ist das hier auf dem Platz ein Treffen für Menschen aus der Szene“.
Hubimog mit schwebender Terrasse
Als wir abends von der Messe zurück auf den „Campingplatz“ kommen, sehen wir einen kleinen Pulk von Leuten um das Wohnmobil unseres Nachbarn herumstehen. Angezogen von den Bewunderern schauen auch wir uns das Fahrzeug genauer an. Beim Umrunden des Expeditionsmobils entdecken wir sofort den Grund für den Menschenauflauf. An der Beifahrerseite ist eine große Terrasse befestigt die ca. 1,5 Meter über dem Boden schwebt.
„Wir haben ein Fahrzeug gesucht, das unter 7,5 Tonnen wiegt,“ sagt Monika Hube. „Und da haben wir eben diesen LKW gefunden und die Bundeswehrkabine. Die haben wir selbst komplett ausgehöhlt und mit Möbeln eingerichtet.“
Das Ehepaar war mit ihrem Fahrzeug schon in Montenegro und Marokko unterwegs, dieses Jahr soll es nach Osteuropa gehen. Diese Reisen sind aber nur die Vorbereitung für ihre große Tour, die das Ehepaar für ihre Rente plant. „Zurzeit können wir eben nur so lange wegfahren, wie es der Urlaub hergibt,“ sagt Franz Hube.
Wir kommen noch einmal auf die spannende Terrasse zu sprechen, wie kam das Ehepaar auf diese Idee? „Ich habe da so eine Mäuse-Phobie und als wir in der Wüste waren, habe ich zu meinem Mann gesagt, wenn du mir einmal ein Geschenk machen willst, dann bau mir eine Terrasse. Das war natürlich eher Spaß, doch er hat sofort begonnen eine Terrasse zu planen und hat sie dann schweißen lassen.“ Eine Terrasse am Wohnmobil für die Ehefrau – das muss Liebe sein!
VW Crafter mit Holz-Interieur vom Schreiner
Obwohl es auf unserem kleinen Platz viele interessante Fahrzeuge gibt, machen wir uns auf ins Hauptcamp. Dort spazieren wir zunächst einmal fasziniert durchs Camp und schießen wie die anderen Besucher Fotos von den tollen Selbstausbauten der Camper. Wir treffen auf Thomas Simon und seine Frau, die vor ihrem VW Crafter sitzen. Ich frage mich natürlich sofort, ob das hier vor mir schon das neue VW Crafter Modell als Selbstausbau steht. Doch Entwarnung: Es ist nicht der allerneuste Crafter.
„Wir haben den Crafter in sechs bis acht Wochen mit der Hilfe eines Schreiners ausgebaut. Ohne ihn hätte es wahrscheinlich länger gedauert,“ sagt Thomas Simon. Dafür sind jetzt alle Möbel genau an den Kastenwagen angepasst. Diesen Sommer soll es zu einer ersten Tour nach Griechenland gehen. „Wir sind gerade so für die Messe fertig geworden, trotzdem müssen wir noch ein paar Dinge optimieren,“ sagt er. Ständiger Reisebegleiter ist ihr Hund, dem es zunächst nicht gefällt, dass ich den Bus betrete, später aber gar nicht mehr genug Streicheleinheiten bekommen kann.
Vier Expeditionsmobile gemeinsam unterwegs
Ziemlich zentral auf dem Campingplatz hat sich eine Gruppe von Freunden mit ihren Mobilen angesiedelt. Vier große Expeditionsmobile stehen als Wagenburg um einen Platz mit Tischen und Stühlen. Sie haben sich quasi einen privaten und abgeschirmten Stellplatz geschaffen – und weckt damit natürlich unser Interesse.
Michael Diel steht vor seinem großen Mobil auf MAN-Basis und erklärt uns die Zusammenhänge der großen Gruppe. „2007 habe ich die LKW-Basis von ihm gekauft (er zeigt auf das Fahrzeug links neben ihm). Seine zwei erwachsenen Söhne fahren jeweils auch so ein Expeditonsmobil (er zeigt auf die zwei verbliebenen Fahrzeuge) und daraus entstand dann irgendwie eine Freundschaft,“ sagt Diel.
Wir merken, auf dem Campingplatz gibt es überwiegend selbstausgebaute Fahrzeuge, obwohl auf der Messe top ausgestatteten Offroad-Mobile zum Verkauf stehen. Diese voll ausgestatteten Fahrzeuge haben allerdings ihren Preis und zu einem richtigen Weltenbummler gehört eine gewisse handwerkliche Begabung. Das bestätigt uns auch Michael Diel: „Man muss einfach handwerkliche Fähigkeiten haben, falls mal in einem anderen Land etwas mit dem Fahrzeug ist und man sich nicht so gut verständigen kann.“
Kleine Reparaturen kann man dann wenigstens sofort selbst erledigen ohne größeren Zeit- und Preisaufwand. Michael Diel und die anderen drei Fahrer treffen sich regelmäßig auf ihren Reisen: „Wir fahren entweder gemeinsam in ein Land oder treffen uns dort. Das ist einfach so eine lockere Urlaubsform.“