70 Jahre VW Bulli - vom T1 bis T6
Kultmobil im Rentenalter

Der Bulli – Kultmobil der Hippies, Lastesel der Handwerker, ideales Auto für die Freizeit-Gesellschaft. Jetzt feiert das Universalgenie seinen 70. Geburtstag. Wir zeigen die Highlights vom T1 bis T6.

Kultmobil im Rentenalter

Der VW-Bus ist eine einzigartige Erfolgsgeschichte, die nun schon ihren 70. Geburtstag feiert. Alles fängt mit dem T1 im Jahr 1950 an.

1950 kommt der erste Bulli auf Käferbasis

Der Wirtschaftsaufschwung erfordert neue logistische Optimierungen. Und da will VW dabei sein. Die geniale Idee für den Bulli hat schließlich Ben Pon, der niederländische Generalimporteur von Volkswagen. Er zeichnet laut Legende mit wenigen Bleistift-Strichen die Urform des VW-Transporters in sein Notizbuch. Das war 1947. Erst zwei Jahre später baut VW dann den ersten Prototypen des Bullis.

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Da der neue Transporter ebenso erschwinglich wie robust sein soll, um sich im harten Alltag der Nachkriegszeit zu beweisen, setzen die VW-Entwickler beim Transporter auf die simple Technik des Bestsellers Käfer. Größter Unterschied ist die selbsttragende Karosserie des neuen Busses. Die Nomenklatur ist eigentlich einfach, sorgt aber immer noch für Verwirrung: Der Käfer ist Typ 1, der Transporter wird folgerichtig Typ 2. Der erste Bulli ist also ein VW Typ 2, wird aber mit "T" (für "Transporter") und "1" (für die erste Generation) zum T1 abgekürzt. 

Der Bulli hat schnell Erfolg – er ist günstig, zuverlässig und bietet viel Platz. Charakteristisch für den T1 sind die geteilte Windschutzscheibe und die kleinen Heckleuchten. Zunächst gibt es ihn nur in grau und blau zu kaufen und er besitzt keine Heckstoßstange. Ab 1960 gibt es statt Winkern richtige Blinker. Besonders interessant auf dem heutigen Gebrauchtmarkt ist der Samba, der Fensterbus. Er wird heute in gutem Zustand teuer gehandelt – sechsstellige Beträge sind keine Ausnahme mehr.

Nur etwas moderner: Der VW T2

1967 löst der T2 den ersten Bulli ab. Mit der neuen Schräglenker-Hinterachse gibt es einen deutlichen Schub in Sachen Fahrsicherheit. Größere Fensterflächen und eine durchgehende Frontscheibe sind die eindeutigen äußeren Unterscheidungsmerkmale. Die Modellvielfalt hält nun Kastenwagen, Kombi, Doppelkabine, Pritsche, Kleinbus und einen im Radstand verlängerten Kleinbus bereit. Der T2 läuft bis 1979 vom Band, es gibt den T2a, T2b, T2c (nur in Brasilien) und das sogenannte "Zwittermodell", das nur von 1971 bis 1972 gebaut wird. +++ In unserem Impressionen-Video bekommen Sie einen Eindruck vom VW T2 in Aktion. Ein echter Klassiker! +++

Der Kasten-Bulli T3 kommt endlich mit Wasserkühlung

Die dritte Generation des Bulli erobert die Herzen ab 1979, allerdings immer noch als Typ2, da der Name "T3" ein von der Deutschen Post geschützte Marke ist. Der T3 ist der erste Bulli, der nicht in unmittelbarer Weise vom Käfer abstammt, obwohl auch er dem schon damals veralteten Heckmotor-Prinzip verbunden bleibt. Er ist allerdings der letzte Volkswagen mit hinten eingebautem Aggregat. Vorne gibt es dagegen eine modernere Aufhängung an Dreiecksquerlenkern und Schraubenfedern.

Die Entwickler holen bei dem T3 nochmals alles heraus aus dem Heckmotor-Layout. So fahraktiv wie der VW T3 ist kein anderer Bulli. 1985 kommen schließlich auch die passenden Motoren. Endlich mit Wasserkühlung. Die Motorenpalette wird stark nach oben ausgeweitet – Topmodell ist der WBX mit 112 PS. In einer Kleinserie entsteht sogar ein T3 mit Porsche-Triebwerk. Einige Porsche-Entwickler waren es leid, ihr Equipment mit den schwachbrüstigen Transportern durch die Gegend zu fahren. Sie pflanzten dem T3 kurzerhand einen 231 PS starken Sechszylinder-Boxer aus dem Porsche 911 Carrera ein.

Enorme Variantenvielfalt und Einsatzmöglichkeiten

Waren schon die ersten beiden Bulli bei den Abenteurern, Weltreisenden und Campern äußerst beliebt, traf der T3 vollends ins Schwarze: Er erfüllt alle Bedürfnisse der aufkommenden Spaß- und Freizeitgesellschaft: Platz für Familie und Freizeitgeräte, gute Übersicht und Modellvielfalt bis hin zu Wohnmobilen ab Werk und luxuriös ausgestatteten Versionen wie Carat, Atlantic, California, Magnum, Bluestar und Whitestar oder Multivan. Dazu die leistungsstarken Triebwerke, mit denen man schnell ans Ziel kam. Wer wollte, konnte nun auch eine Allradversion bestellen. Der Syncro ist seit dem T3 fester Bestandteil im Programm.

Paradigmenwechsel mit dem VW T4

1989 erscheint die längst überfällige vierte Generation des VW Bulli. Die Konkurrenten Mercedes (MB100), Ford (Transit), Mitsubishi (L300) und Nissan (Vanette) knapsen mittlerweile beträchtliche Marktanteile ab – und sind deutllich modernere Fahrzeuge. VW verabschiedet sich nun endlich von dem Heckmotor-Konzept – und bringt mit dem T4 einen modernen Transporter auf der Höhe der Zeit.

Ab sofort haben alle Transporter aus dem Hause VW einen Frontmotor und einen praktischen, weil ebenen Ladeboden. Zudem gibt es deutlich mehr Innen- und Laderaum sowie Einzelradaufhängung rundum. Eine Edelversion mit VR6-Motor und 204 PS sorgt für sportliche Fahrleistungen. Einzig die Motorenpalette gibt noch Anlass zur Kritik – die VW erst 1995 mit der Einführung der TDI-Triebwerke zufriedenstellend löst. Die neuen 2,5-Liter-Diesel leisten in den aufgeladenen Versionen 102 und 151 PS, verbrauchen wenig und sorgen für Pkw-ähnliche Fahrleistungen.

Aktueller Bulli-Ur-Urenkel T5 wird zum Luxus-Mobil

Der T4 war sogar so gut, dass VW beim Modellwechsel Großteile der technischen Basis übernahm. Optisch erscheint der T5 zwar moderner, doch die erwähnenswerteste Änderung ist, dass das Seitenteil aus einem Stück Stahlblech gepresst wird – und damit die rostanfällige Karosserienaht wegfällt. Ansonsten hat sich auf technischer Seite relativ wenig getan. Die 2,5-Liter-Diesel bekommen statt Zahnriemen nun eine Stirnrad-Kaskade zur VW sowie die umstrittene Pumpe-Düse-Technologie.

Wesentlich mehr passierte im Innenraum: Hier bietet der T5 eine Ausstattung, die sich vor Mittelklasse-Limousinen kaum verstecken braucht. Alle Annehmlichkeiten sind auch für ihn zu bekommen. Das Facelift im Jahr passte die Optik an das VW-Familiendesign an.

Die Preisentwicklung in den 65 Jahren ist bemerkenswert: Das Topmodell des T1, der Samba kostete seinerzeit 6.995 Mark. Die Einstiegspreise für den T5 beginnen bei rund 30.000 Euro. Das Topmodell, der Multivan Business hat sich so auch weit von den Preisen des T1 entfernt – ab rund 85.000 Euro geht es los, wählt man den großen Diesel, steigt man mit mehr als 93.000 Euro ein. Mit ein paar Positionen aus der umfangreichen Aufpreisliste ist die 100.000-Euro-Schallmauer schnell durchbrochen.

T6 setzt auf Infotainment und Assistenzsysteme

Die aktuelle Version des Bullis heißt T6. Trotz deutlicher Retuschen an Bug und Heck eine vertraute Erscheinung. Im Rohbau hat sich mit dem Übergang von der Generation T5 zu T6 nichts verändert. Unter der jetzt weiter zum Grill heruntergezogenen Motorhaube arbeiten vier neue Dieselmotoren mit 84, 102, 150 und in der stärksten Ausbaustufe 204 PS. Im Schnitt sollen die nun Euro-6-konformen TDI bis zu einem Liter weniger verbrauchen, unter anderem wegen der Start-Stopp-Funktion. Die Infotainment-Ausstattung speilt auf höchstem Niveau, ebenso gibt es zahlreiche Assistenzsysteme und eine verbesserte Innenraumdämmung. 

Passend zum Jubiläum hat VW 2017 ein Sondermodell auf den Markt gebracht. Es basiert auf der Multivan Comfortline und enthält Elemente aus dem Multivan Highline und aus dem California Optional. Für das Sondermodell gibt es auch eine neue Zweifarblackierung mit dem klangvollen Namen Candy-weiß/Kurkuma-gelb.

Dieser Artikel erschien ursprünglich bei der promobil Schwesternzeitschrift auto-motor-und-sport in Zusammenarbeit mit Motor Klassik .

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Erscheinungsdatum 03.05.2023

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