Zaghafter Start, aber dafür ein starkes Finish: Hymer feiert 25 Jahre B-Klasse – das erfolgreichste Wohnmobil Europas. promobil reist durch die Zeit bis zur Entstehung der B-Klasse.
Zaghafter Start, aber dafür ein starkes Finish: Hymer feiert 25 Jahre B-Klasse – das erfolgreichste Wohnmobil Europas. promobil reist durch die Zeit bis zur Entstehung der B-Klasse.
Soll man's einen Frühstart nennen, ist's gerade das Gegenteil? Die Geschichte der B-Klasse beginnt jedenfalls 1979 mit einem Vorspiel.
Hymer teilt seine Wohnmobile auf Mercedes-Basis in zwei Baureihen, jeweils ohne eigenständige Bezeichnung. Eine Serie erhält eine erweiterte Ausstattung, als technische Besonderheit ein abgerundetes Dach aus doppelschaligem GfK, als Erkennungszeichen entlang der Fensterlinie ein braunes Zierband. Das ist die Geburtsstunde der S-Klasse, heute Aushängeschild der Marke.
Die anderen Modelle behalten das bekannte Hymermobil-Dach mit markantem Knick hinter dem abgesenkten Bug, sie verzichten auf Zierrat und kosten je nach Größe und Modell rund 5.000 bis 6.000 Mark weniger als die aufwendigeren Kollegen. Aufbau und Ausstattung gleichen dem parallel gefertigten, erfolgreichen Hymermobil auf Bedford-Transporter.
Diese funktionellen Integrierten mit Stern fasst Hymer ab 1981 im Katalog unter dem Begriff B-Klasse zusammen – offizieller Startschuss für Europas erfolgreichstes Wohnmobil, bis heute gebaut in annähernd 50.000 Exemplaren. Und woher kommt die Bezeichnung? Die schlichte Lösung: B steht für Basis-Baureihe. B wie Beginn einer Ära, das wäre aus heutiger Sicht eine weitere mögliche Interpretation.
Mit zwei gegen fünf Modellen steht die neue B-Klasse zum Start hinter der S-Klasse zurück, der kleine Bruder muss sich bewähren. Das Hymermobil 540, 5,60 Meter kurz, verfügt über eine Hecksitzgruppe. Das 6,60 Meter lange Hymermobil 650 mit Dinette und Doppelbett quer im Heck zählt bis heute zu den Standards. Damals extra, heute der Verkaufsschlager: die L-Sitzgruppe.
Die Reisenden blicken auf Möbel mit kräftigem Nussbaumdekor und plüschige Polster. Zwar müssen sich die Urlauber mit etwas umständlichen Frischwasserkanistern abgeben, genießen aber bereits den Komfort von fließend warmem Wasser und einer Dusche. Für gewisse Verrichtungen hält ein transportables WC her.
Das Hymermobil 540 fährt als 2,8-Tonner vor, der größere Kollege mit 3,2 Tonnen Gesamtgewicht. Leistet der Benzinmotor 85 PS (63 kW), so bringt es der aufpreispflichtige Diesel auf 65 PS (48 kW) – eilig darf man es auf dem Weg in den Urlaub nicht haben.
Aufs Geld haben Hymer-Käufer immer geachtet: Exakt 61.860 Mark kostet das Hymermobil 540, rund 13.000 Mark mehr als der kleinere Bedford. Aber eben ein Mercedes, knapp 5.000 Mark günstiger als die S-Klasse. Der Stern macht den Unterschied: Weder der Bedford noch der neue Integrierte auf Ford Transit darf sich mit dem Begriff B-Klasse schmücken. Letzterer erblickt ebenfalls das Licht der Welt im Jahr 1981 und ersetzt bald den Bedford. Zwei Jahre später befördert Hymer den Ford, die B-Klasse besteht nun aus vier Modellen, alle jetzt von Möbeln mit Teak-Dekor geprägt.
Außen trägt die B-Klasse bereits seit einem Jahr den breiten braunen Zierstreifen der S-Klasse. Bereits 1984 gibt's weiteren Zuwachs, der Fiat Ducato hält als dritte Plattform Einzug. Trotz vieler Basisfahrzeuge hält Hymer die B-Klasse schlank: Hymermobil 522 (Ford), 534 (Fiat) und 540 (Mercedes), jeweils etwa fünfeinhalb Meter lang und mit Hecksitzgruppe. Hymermobil 644 (Fiat) und 650 (Mercedes) messen um die 6,60 Meter, haben vorn eine Dinette, im Heck das Doppelbett. Den 650 gibt es darüber hinaus alternativ mit Hecksitzgruppe oder L-Sitzgruppe vorn.
Ein Jahr später hat der Fiat den Ford verdrängt, Ducato oder Mercedes heißt die Wahl. Die B-Klasse besteht aus drei Parallelmodellen: 534/540 mit Hecksitzgruppe, 544/545 als neue Modelle mit Dinette und zusätzlicher Längsbank, dazu die großen Modelle 644/650 mit Grundriss wie gehabt. Der Unterschied von B mit Fiat zu B auf Mercedes liegt bei rund 15.000 Mark – zu viel, im Sommer 1987 trennen sich die Wege. Lange gilt jetzt: B gleich Fiat, S gleich Mercedes.
Auch halten neue Formen und Farben Einzug. "Outline 90" heißt die Optik, vom Gesicht mit markantem Hymer-Schriftzug als Grill bis zum Außendekor in Playa-Metallic. Bestehen bleibt der andere Dachstuhl: rundes GfK für die S-Klasse, kantiges Aluminium in der B-Klasse. Man kann ihr nun die Sporen geben: Bei Fiat gibt's den ersten Turbodiesel-Direkteinspritzer. Muntere 92 PS (68 kW) sind reichlich für einen 2,8-Tonner. Ohnehin geht die Post ab. In der 1988 gestarteten promobil-Leserwahl zum Reisemobil des Jahres gewinnt die B-Klasse ihre Kategorie, Beginn einer einzigartigen Siegesserie – bis heute ist die B-Klasse Nummer eins ihrer Liga. B wie beliebt – passt.
Hymer legt eifrig nach: Hymermobil 554 mit zweiter Sitzgruppe, Hymermobil 564 mit separater Duschkabine, Hymermobil 694, ein Lulatsch von 7,30 Meter, deshalb auf drei Achsen unterwegs. Grundrissvarianten ergänzen das Angebot, die Ausstattung legt zu: Alle Modelle verfügen über einen Frischwassertank. 1989 erweitert das Hymermobil 654 das Programm. Mit längs eingebautem französischem Bett im Heck und dem unmittelbar daneben angeordneten Bad führt Hymer einen Grundriss ein, der bis heute zu den Bestsellern zählt. Nach der schnellen Erweiterung reift die Flotte zunächst aus.
Zwischenzeitlich demonstriert Hymer die Stabilität des integrierten Aufbaus: Ein 1,3 Tonnen schwerer Hubschrauber landet auf der B-Klasse – das Wohnmobil übersteht's ohne Schaden. Ursache ist die Pual-Bauweise: Unter der Außenhaut aus Aluminium (AL) steckt ein geschäumtes Dach mit Polyurethan (PU), das ist stabil und isoliert bestens. Ab Somer 1991 entstehen auch die Wände der B-Klasse in dieser Technik. Nicht nur Stabilität bedeutet Sicherheit. Schon zu Beginn der B-Klasse hat Hymer geprüfte Sicherheitsgurte angeboten. Ebenfalls 1991 führt das optionale Sicherheitspaket noch weiter: Es enthält Dreipunktgurte wandseitig für Dinette-Grundrisse.
Den Sanitärkomfort erhöht die nun durchweg serienmäßige Cassettentoilette. "Time-Line" lautet 1991 die Bezeichnung einer neuen Möbelserie, gezeigt an zwei, später drei Modellen der B-Klasse. Geschwungene Formen, halb offene Ablagen, Rollladenschränke, dezente Klappenrahmen – das hat Pfiff. Die Möbel schimmern in hellem Perlmutt, reizvoller Kontrast zu dunklen Tischoberflächen. Dies kühle Erscheinungsbild erwärmt die Käufer nicht: Das Mobiliar erobert 1992 alle Hymer-Wohnmobile, aber mit Kirsch-Dekor.
Ein Jahr später lässt die Phalanx der B-Klasse keine Lücke mehr. Acht Grundmodelle und zahlreiche Varianten führen zur B-Klasse nach Maß von 5,60 bis 7,30 Meter Länge. Verblüffend: Die Modelle 534 und 644 tragen exakt die Grundrisse der beiden Urmodelle. B wie beständig? Auch das ist Teil des Erfolgsrezepts.