Donnerwetter, das geht gleich mal so richtig bergauf: Von Schliengen hoch nach Feldberg – da müssen wir in die Pedale steigen. Dafür ist der Ausblick traumhaft, der „Blauen“ ist fast immer im Blick. Er ist der Hausberg des Markgräflerlands, liegt am Westabfall des südlichen Schwarzwalds, der Gipfel auf 1164,7 Metern Höhe – hoch über den Weinbergen.

Er wird den ganzen Tag unser Orientierungspunkt bei der Radtour bleiben, die zu den schönsten Punkten im Markgräflerland führt. „Blick uf de Blaue“ heißt die Tour dann auch folgerichtig – und wir sind froh, dass wir E-Bikes dabeihaben, denn es geht ständig auf und ab. Aber es ist wahrhaftig ein Traum: Die Wege führen fast immer abseits der großen Straßen, auf Feldwegen und immer wieder auch auf den schmalen Pfaden zwischen den Weinbergen, auf denen höchstens mal ein Traktor entgegenkommt.
Die schönsten Routen durchs Markgräfler Land
Bei dieser Mobil-Tour haben wir einen Reiseführer von Wolfgang Abel im Gepäck. Er ist Autor und Schriftsteller, der hier zu Hause ist und mit stets kritischem und oft auch liebevollem Blick die Seele des Markgräflerlandes erklärt. Er ist immer auf der Suche nach dem perfekten Restaurant, nach der unverfälschten Küche, nach dem besten Kartoffelsalat, dessen Zubereitung – das wissen wir ja alle – hohe Kunst ist.
„Hinten umme“, schreibt Wolfgang Abel, sei das Markgräflerland am besten zu entdecken, wenn man von Staufen über Badenweiler nach Kandern fährt. Die beiden Landstraßen 125 und 132 erklärt er zur „Markgräfler Panoramica“, die „in cremigen Schwüngen Dörfer, Rebhänge und Stimmungen“ erschließt. Und da hat er recht, unser Markgräfler Lieblingsautor, so wurde schon die Anreise zum Genuss.

Weinregionen haben ja in vielfacher Hinsicht ein glückliches Gemüt: Die Sonne scheint öfter als anderswo, die Menschen haben irgendwie die Ruhe weg, es gibt traditionell eine gute Küche und, natürlich, es gibt überall Wein. Das gilt alles ganz besonders fürs Markgräflerland. Und manchmal, wenn man großes Glück hat, gibt es auch noch Winzer, die Stellplätze gleich hinterm Weingut einrichten.
Straußenwirtschaften und Radwege
Wir sind heute in Schliengen gelandet beim Weingut Zimmermann – mit einer schönen Straußenwirtschaft im Innenhof und einem ruhigen Plätzchen für acht Mobile. Es gibt weder Strom noch Wasser, dafür aber eine herrliche Aussicht auf den Schwarzwald auf der einen Seite und das Rheintal auf der anderen. Und genau dazwischen liegt das Markgräflerland.
Von hier aus sind wir heute Morgen gestartet. Erste Etappe von Schliengen nach Feldberg. Dort führt das Dichterwegli kreuz und quer durch die Weinberge. 20 Mundartdichter aus der Region werden mit mehr oder weniger intelligenten Lebensweisheiten zitiert – wenn man Zeit mitbringt, dann ist das ganz witzig.
„Cremige Schwünge“ fahren wir auch mit dem Rad über die Wirtschaftswege, die in fast malerischen Windungen durch die Weinberge zwischen Müllheim und Auggen führen. Immer wieder halten wir an, genießen den Blick zum Schwarzwaldrand und weit über Weinberge und Dörfer bis zum Rhein. Gutedel ist der Wein des Markgräflerlandes, einfach, im Idealfall schnörkellos und trocken ausgebaut. Mehr als ein Drittel der Rebfläche vor Ort ist mit der ertragreichen weißen Traube bepflanzt. Es gibt jedes Jahr den Gutedel-Cup, bei dem die Winzer der Region zum Wettstreit antreten. Gutedel gibt’s fast nur hier – und in Frankreich als Chasselas oder als Fendant in der West-Schweiz.
Abends in der Straußenwirtschaft haben wir dann zu Kalbsbratwürsten mit Kartoffelsalat, Kässpätzle oder Winzertoast die Wahl zwischen ganz verschiedenen Gutedeln, direkt von den Weinbergen neben dem Stellplatz: trocken, mild, vom Fass und noch ein paar weitere Varianten. Ein wunderbarer, kühler Sommerwein, den man hier auf jeder Speisekarte findet.
Thermen und Bäder im Markgräfler Land

Kurorte und Bäder gibt es reichlich im Markgräflerland. In Bad Krozingen und Bad Bellingen finden sich schöne Stellplätze nicht weit von den Thermen. In Badenweiler, der eigenwilligen Queen unter den Warmwasserzielen im Süden, gibt es zwar die Burgruine hoch über dem Ort und das Grandhotel, das früher mal Römerbad hieß, aber weit und breit keinen Stellplatz. Wir lassen das Mobil auf dem großen neuen Parkplatz unten an der Durchgangsstraße stehen, oben in der Altstadt und bei der Therme herrscht Mangel an Parkplätzen, erst recht für größere Fahrzeuge.
Zuerst hoch auf die Ruine, die über dem schönen Kurpark liegt und einen herrlichen Ausblick übers Rheintal bietet, oder lieber in die Therme? Beides lohnt sich. Wir bewältigen den Anstieg zum Ausblick, und zur Belohnung gibt’s dann ein ausgiebiges Wellnessprogramm.
Übrigens: Unser Lieblingsautor Abel hat den perfekten Kartoffelsalat gefunden, und auch der Rest der Küche hält seinem kritischen Blick stand: im Hirschen in Britzingen, einem netten Sie wissen schon, eins von den schönen Landsträßchen, die in „cremigen Schwüngen“ das Markgräflerland erschließen.
Aufgepasst: Die Bächle in Freiburg

Überall in der Freiburger Innenstadt plätschert und gluckst es. Das Sonnenlicht bricht sich im Wasser der Dreisam, das hier in Dutzenden kleinen Kanälen durch die schöne Stadt im Breisgau fließt. Die Freiburger „Bächle“, ein mittelalterliches Kanalsystem, das der Frischwasser-Ver- und Schmutzwasser-Entsorgung diente, zählen zu den historischen Wahrzeichen der Stadt. Auch heute noch sorgen die Wasserläufe im oftmals warmen Freiburg für ein angenehmes Klima und dienen zuweilen natürlich auch als Wasserspielplatz für den Nachwuchs. Für Touristen und Zugereiste heißt es allerdings: unbedingt aufpassen! Ein falscher Schritt kann hier recht plötzlich feuchte Folgen haben. Und: Eine badische Legende besagt, dass jeder, der in eines der Bächle fällt, früher oder später eine Freiburgerin oder einen Freiburger heiraten wird – also: Augen auf.
Der gute Gutedel
Jung getrunken schmeckt er am besten, sehr bekömmlich soll er sein und hervorragend zur leichten Küche passen – der Gutedel gehört zu jenen süffigen Trinkweinen, die mit Recht als Markgräfler Spezialität bezeichnet werden können. Nahezu der gesamte Anbau in Deutschland konzentriert sich auf den Landstrich zwischen Freiburg und Schweizer Grenze. Zu den Vorzügen des Gutedel gehört die eher geschmacksneutrale Rebe. So kann jeder Wein abhängig von Boden, Klima und Lage des Rebstücks einen ganz eigenen Charakter entwickeln.
Die schönsten Orte im Markgräfler Land

Burgruinen, mittelalterliche Städtchen, hervorragende Weine und studentisches Großstadtleben – das Markgräflerland gehört zu den reizvollsten Regionen der Bundesrepublik. Sechs schöne Ausflugsziele im Überblick.
1. Breisach: Die 15.300-Einwohner-Stadt liegt am Oberrhein an der deutsch-französischen Grenze auf halbem Weg zwischen Colmar und Freiburg. Zu den schönsten Sehenswürdigkeiten zählen das hoch gelegene St. Stephansmünster, ein großes Freilicht- theater und das Museum für Stadtgeschichte im Rheintor. tourismus.breisach.de
2. Freiburg: Mit seinen 226.400 Einwohnern ist Freiburg zugleich die südlichste Großstadt Deutschlands. Wahrzeichen sind das Münster und die Bächle (Kasten vorherige Seite). Die studentisch geprägte Atmosphäre und ein breit gefächertes Kultur- und Veranstaltungsprogramm machen Freiburg jederzeit zu einem lohnenden Ziel. www.freiburg.de
3. Staufen: Gut 7700 Einwohner zählt das kleine Städtchen südlich von Freiburg. Neben der denkmalgeschützten Altstadt lohnt vor allem ein Besuch der Burgruine Staufen. Am Marktplatz erinnert eine Inschrift an Dr. Johann Faust, der einer Legende nach hier im Gasthaus Löwen sein Ende gefunden haben soll. www.stadt-staufen.de

4. Müllheim: Der Name der 19.000-Einwohner-Stadt leitet sich von den zahlreichen Mühlen ab, die hier früher standen. Dem trägt auch ein kleines Mühlenmuseum Rechnung. Sehenswert sind zudem die vielen Kirchen der badischen Weinhauptstadt, sowohl die evangelische als auch die katholische Kirche lohnen einen Besuch. www.muellheim-touristik.de
5. Badenweiler: Die kleine Gemeinde Badenweiler trägt ihre Bezeichnung als Heilbad mit Stolz und zu Recht. Seien es der große Kurpark mit dem Hildegard-von-Bingen-Garten, das Lindebad, die Cassiopeia-Therme oder das Großherzogliche Palais – an Entspannungs- und Erholungsangeboten mangelt es hier ganz sicher nicht. www.badenweiler.de
6. Auggen: Der 2700 Einwohner kleine Wein- und Erholungsort liegt inmittten schönster Weinberge. Er ist Heimstatt des Auggener Schäf, einer der bekanntesten Gutedel-Lagen des Markgräflerlandes. Ein gut ausgebautes Wanderwegenetz inklusive Weinlehrpfad lädt zu ausgedehnten Touren oder auch Ausritten ein. www.auggen.de