Wohnmobile sind zu teuer? Nicht alle – es gibt noch vollwertige Wohnmobile, die kaum teurer sind als ein Mittelklasse-Pkw. Wer nicht am falschen Ende sparen will, muss allerdings genau hinsehen.
Wohnmobile sind zu teuer? Nicht alle – es gibt noch vollwertige Wohnmobile, die kaum teurer sind als ein Mittelklasse-Pkw. Wer nicht am falschen Ende sparen will, muss allerdings genau hinsehen.
+++ Zwei Übersichtstabellen mit günstigen Wohnmobilen und Campingbussen finden Sie im kostenpflichtigen PDF-Download. +++
Der Warenkorb, mit dem die Inflation ermittelt wird, enthält vor allem Güter des täglichen Bedarfs. Luxusartikel folgen hingegen oft eigenen Trends. Und bei Kraftfahrzeugen kommt es obendrein immer wieder zu Preisschüben durch Modellwechsel, die Verbesserungen bei Technik und Ausstattung mit sich bringen oder neue gesetzliche Vorgaben erfüllen müssen.
Erstaunlich viele Hersteller strengen sich mächtig an, trotz Kostensteigerungen auch weiterhin zumindest ein oder zwei Modelle unterhalb der psychologisch wichtigen Marke von 40.000 Euro anbieten zu können. Unsere aktuelle Recherche förderte immerhin 26 Marken zutage, die sich in dieser Preisklasse tummeln (Liste siehe PDF-Download). Noch stärker verblüfft, dass sich darunter immerhin vier Marken finden, die Modelle unter 30.000 Euro im Angebot haben – das sind mehr als bei der letzten vergleichbaren Erhebung vor zwei Jahren.
Die Masse macht’s. Hohe Stückzahlen senken die Produktionskosten und die Einkaufspreise für die Zulieferteile. Und das gilt insbesondere für den größten Posten, das Basisfahrzeug, das typischerweise rund die Hälfte des gesamten Wohnmobilwerts ausmacht.
Große Gruppen wie vor allem die französische Trigano-Group und die deutsche Erwin-Hymer-Group ordern die Fiat-Chassis zentral in 1.000er-Chargen. Kleinere Hersteller haben es da schwer, preislich zu konkurrieren. Einige versuchen ihr Glück darum mit sonst seltenen Basisfahrzeugen. Renault, Ford, Citroën und Peugeot möchten sich vom lukrativen Wohnmobilkuchen auch gerne ein Stück abschneiden und liefern ihre Chassis trotz kleinerer Stückzahlen zu attraktiven Preisen.
Darum ist die Auswahl unter den Basisfahrzeugen bei den günstigen Modellen überraschend groß. In Verkaufsgesprächen argumentieren viele Anbieter damit, dass sich Peugeot- und Citroën-Fahrgestelle gegenüber dem Marktführer Fiat Ducato ohnehin nicht unterscheiden. Das stimmt mal mehr, mal weniger.
So setzen der Peugeot Boxer und der Citroën Jumper in der mittleren Leistungsklasse auf eigene Motoren. Auch in puncto Händlernetz und Service sind die Marken unterschiedlich aufgestellt. Wer hier beim Kauf 1.000 Euro und mehr sparen will – wie beim Pössl auf Citroën –, sollte die Unterschiede zumindest kennen.
Enge Verwandtschaft hilft im Niedrigpreissegment aber auf jeden Fall. Besonders günstig sind die Herstellungskosten, wenn nicht nur einzelne Baugruppen gemeinsam verwendet, sondern ganze Modelle mehr oder weniger gleichartig für verschiedene Marken gefertigt werden. Was die Trigano-Gruppe mit den Marken Chausson und Challenger schon lange praktiziert, ist inzwischen sehr häufig geworden.
Beispiele gefällig? Pössl, unumstrittener Marktführer bei den Campingbussen der Ducato-Klasse, besitzt mit Globecar eine Schwestermarke. Ausgebaute Kastenwagen der Marken Chausson, Challenger, Roller Team und ein Teil der Karmann-Modelle stammen aus demselben Werk in Italien. Auf ein und demselben Band in Ungarn werden die Kastenwagen für Knaus und die Tochtermarke Weinsberg, aber auch für die Handelsmarken Van-Tourer und Orange Camp ausgebaut.
Das zur Hymer-Gruppe gehörende Capron-Werk in Neustadt/Sachsen fertigt nicht nur Teilintegrierte und Alkoven der Hymer-Marken Carado und Sunlight, sondern auch weitestgehend baugleiche Modelle für Glücksmobil und Orange Camp.
Von den Rimor-Fertigungsbändern in der Toskana rollen neben Fahrzeugen der Stammmarke auch Exemplare mit Ahorn-Camp-, Kentucky-Camp- und X-Go-Label. PLA baut neben den eigenen Modellen auch Varianten für Bela. Nicht hinter jeder Marke steckt also auch ein Hersteller.
Der Grundpreis eines Modells enthält nicht nur die Kosten für Entwicklung und Herstellung, sondern auch für Marketing, Vertrieb, Service und Garantieleistungen. Um Kosten zu senken, werden für günstige Modelle oft sehr simple Prospekte mit unvollständigen Informationen und wenig aussagekräftigen Bildern erstellt.
Teils gibt es auch nur ein dünnes, manchmal auch wenig stabiles Händlernetz, oder der Vertrieb läuft gar ausschließlich über Messen und eine deutschlandweite Anlaufstelle. Was für den Neukauf noch in Ordnung sein mag, kann für die Abwicklung von Service- und Reparaturarbeiten zum erheblichen Zeit- und Kostenfaktor werden, wenn dafür immer hunderte Kilometer zurückzulegen sind. Günstiganbieter sparen sich auch gerne Garantieleistungen, die über die gesetzliche Gewährleistung hinausreichen, wie etwa eine langjährige Dichtigkeitsgarantie, die sonst bei Wohnmobilen üblich ist. Bei reinen Haus- und Handelsmarken, die ihre Modelle von wechselnden Herstellern beziehen, bleibt zudem die Frage offen, wie es denn mit der Ersatzteilversorgung nach ein paar Jahren aussieht.
Vom Rotstift ist auch die Ausstattung betroffen. Dass man zum Kampfpreis kein wirklich luxuriös eingerichtetes Wohnmobil erwarten darf, ist klar. Wenn zum Grundpreis aber nur Fahrgestellvarianten geliefert werden, deren Motorleistung und Zuladungsreserven kaum mit dem Aufbau zurechtkommen, wird es schon etwas unfair – vor allem gegenüber Erstkäufern, die das schwer einschätzen können.
Gar an unlauteren Wettbewerb grenzt es, wenn Modelle zum schöngerechneten Listenpreis überhaupt nicht lieferbar sind, bestimmte Extras oder ganze Pakete zwangsweise mitbestellt werden müssen. Notfalls werden dem Kunden mit der Aussicht auf endlose Lieferzeiten bestimmte Zusatzausstattungen aufgedrängt. Nicht unbekannt ist auch die Masche, mit großen Ausstattungspaketen vermeintliche Schnäppchenpreise zu errechnen. Was Unerfahrene nicht bemerken: Die nachträglich angebrachten oder womöglich nur mitgelieferten Zubehörprodukte sind manchmal von sehr einfacher Machart oder werden in der Praxis gar nicht benötigt.
Einzelne Anbieter koppeln den angepriesenen Preis an eine Finanzierung über deren Hausbank. Wer dagegen bar bezahlen oder über eine andere Bank finanzieren möchte, muss dann einen satten Aufschlag berappen – auch nicht gerade ein gutes Beispiel für Kostentransparenz.
Bei besonders billig angebotenen Fahrzeugen kommen auf den Kaufpreis fast immer hohe Gebühren obendrauf. Dabei werden ganz unterschiedliche Posten eingerechnet – bei Importmarken meist Frachtgebühren, die dann aber immerhin schon bis zum Händler vor Ort gelten, oder auch der Preis für die unverzichtbare Bordbatterie, die erst bei der Auslieferung eingesetzt wird. Es ist nicht leicht, sich im Schnäppchen-Dschungel zurechtzufinden. Wer sich aber intensiv damit beschäftigt und vergleicht, kann durchaus ein Neufahrzeug zu einem Preis ergattern, für den es sonst nur Gebrauchtmobile gibt.
Zehn Beispiele, die zeigen, worauf man sich im Niedrigpreissegment einstellen sollte: Echte Schnäppchenangebote verlangen fast immer ein wenig Ausstattungsverzicht.