Fünf Transporterreifen in der Dimension 215/65 R 16 C treten gegen den neuen, besonders rollwiderstandsarmen Continental Vanco Eco an. Ist der neue Spritsparreifen wirklich Haute Cuisine?
Fünf Transporterreifen in der Dimension 215/65 R 16 C treten gegen den neuen, besonders rollwiderstandsarmen Continental Vanco Eco an. Ist der neue Spritsparreifen wirklich Haute Cuisine?
Spritpreise von 1,40 Euro pro Liter Diesel, die CO2-Diskussion und nicht zuletzt die Forderung nach gesteigerter Effizienz lässt den Ruf nach rollwiderstandsoptimierten Reifen auch im Bereich kompakter Reisemobile und Kleintransporter laut werden.
Doch welchen Einfluss hat der Rollwiderstand bei Reisemobilen? Das hängt im Wesentlichen vom Reifen selbst, der Fahrbahn sowie von den Radlasten und der gefahrenen Geschwindigkeit ab. Im höheren Geschwindigkeitsbereich treibt der Luftwiderstand, eine von der Querschnittsfläche des Mobils, seinem Luftwiderstandsbeiwert und der Fahrgeschwindigkeit abhängige Größe, den Kraftstoffverbrauch nach oben. Bei Fahrzeugen mit großem Querschnitt, wie etwa Alkovenmobilen, schmilzt so der Vorteil eines leicht laufenden Reifens mit zunehmender Geschwindigkeit förmlich dahin.
Anders ist dies in den kleineren Größen wie etwa der getesteten Dimension 215/65 R 16 C, die bei schlanken Vans und kompakten Campern auf Volkswagen T5 oder Mercedes Viano zum Einsatz kommt. Zusätzlich zu Verbesserungen an Aerodynamik oder dem Einsatz moderner Start-Stopp-Technologie können rollwiderstands-optimierte Reifen bei diesen Fahrzeugen spürbar zur Verringerung des Kraftstoffverbrauchs beitragen. In Komfort und Fahrdynamik orientieren sich die Pneus der Van-Klasse ohnehin eher an Pkw-Reifen.
Vorreiter in Sachen Leichtlauf ist der neue Conti Vanco Eco, der seit Herbst vergangenen Jahres bereits werksseitig auf dem Mercedes Viano/Vito „Blue Efficiency“ eingesetzt wird. Der neue Vanco ist aktuell in drei Dimensionen zu haben und soll sich neben guten Öko-Eigenschaften auch durch Langlebigkeit und hohe Fahrsicherheit auszeichnen. Nur 6,7 PS Leistung sind notwendig, um den Reifen-Rollwiderstand eines Vanco Eco bestückten, voll beladenen Test-Transporters bei Tempo 80 zu überwinden.
Mit einer Leistungsaufnahme von 7,9 PS rangiert der Bridgestone Duravis R 410 in Sachen Rollwiderstand eher im Mittelfeld. Eine hohe Kilometerleistung sowie Sicherheit bei Nässe wurden ihm konstruktiv in die Wiege gelegt.
Auf gleichem Niveau des Rollwiderstands bewegt sich der gefertigte BF Goodrich Activan. Zwei Karkassenlagen und verstärkte Reifenflanken sollen den Michelin-Ableger vor mechanischen Beschädigungen schützen. Massive, quer orientierte Profilblöcke versprechen ein sicheres Handling bei trockenen Bedingungen.
Eher auf Nässe optimiert startet im Rollwiderstands-Mittelfeld der Kumho Radial RA 857 aus Korea. Sein robuster Aufbau sorgt für hohe Widerstandsfähigkeit und Zuverlässigkeit, sein etwas grober strukturiertes Profil sichert gute Traktion bei schlechten Fahrbahnbedingungen jenseits des Asphalts.
Als einziger Reifen im Test tritt der Nokian Hakka C Van mit asymmetrischem Profil an. So sollen der Fahrkomfort erhöht und das Fahrverhalten stabilisiert werden. Mit einer Leistungsaufnahme von 7,7 PS markiert er das zweitbeste Rollwiderstands-Ergebnis im promobil-Test.
Bei Pirelli hingegen entschied man sich bei der Abstimmung des Chrono weniger auf geringe Fahrwiderstände, sondern primär auf gute Nässeeigenschaften und optimale Bremsleistung auch auf trockener Bahn. Mit seinem markanten Profil findet der robuste und komfortable Italiener dazu auch auf weichem Untergrund noch sicher Halt.
Laut ihren Referenz-Geschwindigkeitssymbolen R und T sind den sechs Kandidaten Geschwindigkeiten von 170 oder 190 km/h erlaubt. Das reicht für die meisten Transporter und Camper. Auch die Tragfähigkeits-Indizes von 106 und 109 für zulässige Achslasten von 1900 und 2060 Kilogramm lassen bei vielen Fahrzeugen dieser Klasse noch ein Sicherheitspolster übrig; in Sachen Belastbarkeit sind bei den sechs Markenprodukten somit kaum Schwächen zu erwarten.
Deutliche Unterschiede offenbaren die dynamischen Prüfungen. Besonders in der Königsdisziplin Nassbremsen, gemessen auf Asphalt- und Betonfahrbahnen, trennt sich die Spreu vom Weizen. So steht das mit den Kumhos bestückte VW T5 Messfahrzeug, maximal mit ABS aus Tempo 80 verzögert, im Mittel nach bereits 43 Metern. Das Hauptfeld, bestehend aus Bridgestone, Pirelli und Nokian, hält hier mit rund 44,5 Metern gut mit. Der besonders rollwiderstandsoptimierte Conti beugt sich ein wenig der Physik und bremst drei Meter länger. Erst elf Meter hinter dem Hauptfeld kommt der BF Goodrich zum Stehen. Das ist eindeutig zu viel.
Kaum weniger sicherheitsrelevant als die Nassbremsprüfung ist die Aquaplaningsicherheit: Zur Ermittlung der Aufschwimmgeschwindigkeit bei Geradeausfahrt wird ein eigens vorbereitetes Messfahrzeug präzise an einer Schiene in einer auf exakt sieben Millimeter Wassertiefe eingestellte Rinne beschleunigt. Und zwar so lange, bis ein Rad aufschwimmt und durchzudrehen beginnt.
Mit 82,4 km/h verliert der Bridgestone hier recht spät die Haftung, Nokian folgt mit 81,4 km/h. Auch Kumho und Pirelli gehen mit über 78 km/h Aufschwimmgeschwindigkeit das Tempo mit. Nur der BF Goodrich und der recht geschlossen profilierte Conti Vanco Eco sind schon etwas früher weg.
Seltener, aber gefährlicher als das Aquaplaning in Längsrichtung ist es, wenn der Wagen in Kurvenfahrt unerwartet aufschwimmt. Ein plötzliches Ausbrechen mit möglichem Schleudern ist die Folge. Zum Test wird eine Kreisbahn mit integriertem Wasserbecken mit dem gleichmäßig beladenen T5 schneller und schneller umrundet. Bei jedem Durchfahren des Beckens nehmen Sensoren die wirkenden Querkräfte auf. Das Tempo wird so lange gesteigert, bis das Fahrzeug nicht mehr zu halten ist. Je höher die möglichen Querkräfte während der Wasserdurchfahrt, desto höher die Sicherheitsreserven der Pneus. Führend in dieser Disziplin ist der Nokian Hakka C Van. Mit 4,68 m/s² Querbeschleunigung bietet er unter diesen widrigen Umständen die beste Seitenführung. Der mit recht geschlossenem Profil versehene Conti kann gut mithalten, BF Goodrich und Bridgestone folgen, Pirelli und Kumho suchen ihre Stärken in anderen Disziplinen.
In den dynamischen Prüfungen auf trockener Strecke gibt’s wenig an den sechs Kandidaten auszusetzen. Sehr ausgewogen, präzise und gut beherrschbar ist der Bridgestone. Auch der neue Conti reagiert direkt und genau auf Lenkbefehle. Die schnell ansprechende Vorderachse bringt im dynamischen Spurwechsel die Hinterachse allerdings etwas aus der Ruhe. Hier würde in der Praxis das serienmäßige ESP-System des T5 eingreifen. Recht sportlich auch der BF Goodrich, träger reagieren Nokian, Pirelli und Kumho.
Beim Bremsen gilt: Viel Gummi bremst am besten. Tatsächlich liegt der sparsam profilierte Vanco Eco beim Trockenbremsen aus Tempo 100 mit sportlichen 39,3 Metern vorn. Ganze zwei Meter später folgt das Mittelfeld, angeführt von Pirelli mit 41,2 Metern, es folgen Nokian, Bridgestone und Kumho. Der BF Goodrich folgt einen weiteren Meter später und muss sich in beiden Bremsdisziplinen mit der roten Laterne begnügen.
Sieger im promobil-Reifentest kann nur werden, wer auch mit unerwarteten Fahrbahnbedingungen und Fahrsituationen problemlos zurechtkommt. Hier sind Generalisten gefragt. Angesichts des Zielkonflikts, nicht nur sichere und haltbare, sondern auch umweltgerechte, also rollwiderstandsarme und leise Reifen zu liefern, ist Conti mit dem neuen Vanco Eco ein bemerkenswerter Wurf gelungen. Mit nur leichten Schwächen auf Nässe gefällt er mit ausgewogenenen Leistungen in allen anderen Disziplinen: Die klare Spritsparempfehlung für schlanke Vans und Transporter.
Übertroffen wird der Conti vom ausgesprochen harmonischen Alleskönner Bridgestone Duravis R 410, der zwar nicht ganz so leichfüßig abrollt, sich aber sonst keinerlei Blöße gibt sowie, knapp dahinter, vom belastbaren und dazu ebenso rollwiderstandsarmen Nokian.
Als Nässeprofi, jedoch mit leichten Schwächen trocken, rangiert der Kumho noch vor dem speziell auf große Transporter zugeschnittenen Pirelli Chrono. Er kann mit guten bis sehr guten Bremsleistungen auf nasser wie trockener Bahn sowie in der Komfortwertung glänzen. Dynamik und Rollwiderstand spielen bei seiner Auslegung keine primäre Rolle, ihm ist die Komfort-Empfehlung für Alkoven und Teilintegrierte mit erhöhtem Luftwiderstand sicher. Lediglich der wasserscheue BF Goodrich muss sich mit einer Drei begnügen. Seine Bremsschwächen, auf Nässe besonders gravierend, kann er durch gute Dynamikleistungen im Trockenen nicht wieder wettmachen. Ein bitterer Nachgeschmack, der angesichts seiner Herkunft aus der gehobenen französischen Reifenküche Michelin sicher nicht lange anhalten wird.
Sicherheit geht vor Komfort und Rollwiderstand. Bremsen und Fahrstabilität werden daher weit mehr gewichtet als eine mögliche Kraftstoffeinsparung oder der Abrollkomfort.
Neben dem Zeitfahren auf einem rennstreckenähnlichen Rundkurs werden daher auch hoch dynamische Spurwechselmanöver durchgeführt in denen das Fahrzeug bei Autobahntempo durch beherzten Lenkeingriff um eine Fahrspur versetzt wird. Bewertet wird hier die Lenkansprache, die Stabilitität des Fahrzeugs und damit die Sicherheit des Reifenkonzepts. Die Beurteilung erfolgt hier ausschließlich subjektiv. Bei den Fahrdynamik-Tests auf trockenem Asphalt und den statischen Prüfungen im Conti-Labor leistete sich keiner der getesteten Reifen gravierende Schwächen.
In welcher Weise machen sich die Fahrwiderstandskräfte bei Reisemobilen bemerkbar?
Roll- und Luftwiderstand – beide Kräfte addieren sich während der Fahrt zur Summe aller Fahrwiderstände hinzu und wirken der Antriebskraft entgegen. So muss ein anerkannt windschlüpfig gebauter Teilintegrierter, zum Beispiel der Bürstner Aero-Van, um Tempo 120 in der Ebene konstant zu halten, 43 PS Leistung aufwenden, um den Luftwiderstand zu überwinden, weitere 14 PS nehmen nicht optimierte Reifen auf. Der kleinere VW T5 mit Reifen des Typs Conti Vanco Eco kommt bei gleichem Tempo mit über 14 PS Leistung weniger aus.
Moderne Kleintransporter verfügen heute weitgehend über Sicherheitssysteme wie ABS und ESP. Trotz ihrem erhöhten Schwerpunkt erreichen so VW T5, Mercedes Viano und Co. eine Fahrdynamik, die sie kaum hinter Personenwagen zurückstehen lässt.
Dies stellt gleichzeitig sehr hohe Anforderungen an die Reifen. Welcher Reifen in welcher Disziplin Stärken oder Schwächen hat, wird durch das promobil-Test-Team in jeweils diversen Einzelversuchen auf verschiedenen Prüfstrecken des Contidroms bei Hannover sowie in etlichen weiteren Tests im Labor des Continental Reifenprüfzentrums ermittelt. Auf den teilweise definiert bewässerten Strecken wird dazu auf Zeit gefahren; es werden Bremswege durch hochpräzise GPS-Messtechnik dokumentiert sowie Querkräfte und Verzögerungswerte mit hochempfindlicher Sensorik erfasst. Neben diesen objektiven Ergebnissen ergänzen nicht zuletzt die subjektiven Eindrücke des Testfahrers die Wertung.
Gute Reifen-Performance gehört auf trockenen Fahrbahnen längst zu den Mindestanforderungen. Ordentliche Fahrleistungen sind hier Pflicht. Besonders kritisch wird es, wenn der Reifen auf Nässe patzt. Ganz vorn stehen Reifen mit bestem Nassgriff und ausgewogener Balance.
Sicherheitsentscheidend, und damit in der Nasswertung mit starken 40 Prozent gewichtet, ist der Bremsweg. Wer hier patzt, hat keine Chance auf eine gute Testnote. Die Aquaplaningtests, jeweils getrennt in Längs- und Querrichtung, geben Auskunft über die Reaktion der Reifen etwa beim Durchfahren von tiefen Spurrinnen. Die Höhe der kritischen Aufschwimmgeschwindigkeit zeigt jeweils die Sicherheitsreserven der Reifen auf. Für optimale Wiederholgenauigkeit werden das Nassbremsen wie auch das Längsaquaplaning mit schienengeführten Sonderfahrzeugen durchgeführt.
MEHR EFFIZIENZ FÜR CAMPER
Jeder Liter Sprit, der nicht verbraucht und jedes Gramm CO2, das eingespart werden kann, sind wichtig. Dass hohe Effizienz kaum Zugeständnisse in Sachen Sicherheit einfordert, hat der neue Conti Vanco Eco bewiesen. Auch für kompakte Camper ein Schritt in die richtige Richtung – mehr davon.