Zwei Redakteure machen im Niesmann+Bischoff Flair ihren C1-Führerschein für Fahrzeuge bis 7,5 Tonnen – und klären ganz nebenbei die Frage: Wer fährt eigentlich besser? Mann oder Frau?
Zwei Redakteure machen im Niesmann+Bischoff Flair ihren C1-Führerschein für Fahrzeuge bis 7,5 Tonnen – und klären ganz nebenbei die Frage: Wer fährt eigentlich besser? Mann oder Frau?
Wer die Pkw-Fahrerlaubnis nach 1999 erhalten hat, darf mit der Führerschein-Klasse B nur Fahrzeuge bis 3,5-Tonnen bewegen. Sehr große Mobile und Liner haben aber grundsätzlich ein höheres Gesamtgewicht. Um auch diese fahren zu dürfen, haben zwei Kollegen den C1-Führerschein für Fahrzeuge bis 7,5 Tonnen nachgeholt. Ihre Geschichte:
Thomas Gerhardt:
Dass ich mit meinem Pkw-Führerschein nicht alle Reisemobile fahren darf, musste ich vergangenen Sommer beim Vorstellungsgespräch für die freie Stelle bei promobil natürlich zugeben. „Macht gar nichts“, sagte mein Gegenüber. Es gebe da ohnehin noch eine offene Story: In der Fahrschule Fischer Academy in Gera könne ich die Fahrerlaubnis für die C1-Klasse nachholen und darüber berichten, hieß es. Warum es Gera sein muss, ist schnell erklärt. Erstens hat sich die Fischer Academy darauf spezialisiert, ihre Schüler in kürzester Zeit intensiv auf die Theorie- und Praxisprüfungen vorzubereiten — den C1 werde ich in nur sieben Tagen absolvieren. Zweitens, Fahrstunden und Praxisprüfung (Preis: 1.785 Euro) erfolgen in einem Niesmann+Bischoff Luxusmobil – einmalig in Deutschland.
Ob ich mir das zutrauen würde? „Ich bin ein super Autofahrer, da regt mich ja schon die Frage auf“, denke ich, nicke und hake die Sache im Kopf bereits als erledigt ab. Bis zu dem Tag, an dem meiner Kollegin Sophia einfällt, sie wolle auch mitmachen. Sofort keimt ein kleiner Geschlechterkampf um die Frage „Wer fährt besser?“ zwischen uns auf. Ich gebe mich gelassen, decke Sophia mit flotten Sprüchen ein und bediene alle Klischees. Hinter meiner Coolness spüre ich aber auf einmal Druck: Was, wenn sie besteht und ich nicht?
Sophia Pfisterer:
Manchmal verfluche ich mein Großmaul. Warum musste ausgerechnet ich behaupten, ich könne die Ehre aller Frauen verteidigen und beweisen, dass wir besser fahren? Denn, was ich bisher erfolgreich verheimlichen konnte: Ich bin keine besonders gute Autofahrerin.
Dennoch finde ich, Frauen sollten ans Steuer – nur eben ich nicht! Aber nach all meinen Kontern auf Thomas’ Sprüche kann ich unmöglich zurück. Also: „Kinn hoch, Popo zu“ und los geht’s nach Gera.
Zunächst stehen bürokratische Termine an: der ärztliche Gesundheitscheck mit Seh- und Koordinationstest, Bauchabtasten und Urinprobe. Dann müssen wir unseren Wohnsitz auf Gera ummelden, damit wir die neue Fahrerlaubnis bei der Dekra in Gera beantragen dürfen. Während wir in den Warteräumen sitzen, packen wir unser neues Spielzeug aus, das wir von der Fischer Academy bekommen haben: Tablets mit Prüfungssimulationen und allen 755 möglichen Theoriefragen. Ich hatte mir eingebildet, dass mir die Theorie leichtfallen würde. Weit gefehlt. Denn: Was bedeutet ADR? Oder GGVSE? Gleich die ersten Fragen bringen mir nur Fehlerpunkte.
Thomas Gerhardt:
„Tja, Sophia, das wird hier kein Mädchengeburtstag“, sage ich oberlehrerhaft und breit grinsend. Dabei sind meine Worte insgeheim auch eine Mahnung an mich selbst. Denn schon beim Pkw-Grundstoff versage auch ich bei der ein oder anderen Frage. Damit hatte ich nicht gerechnet. Auch dass wir für die C1-Ausbildung Lkw-spezifisches Wissen pauken müssen, wie zum Beispiel über die Luftdruckbremsanlage, das EG-Kontrollgerät oder gesetzliche Regelungen zum Güterverkehr, ist mir bis zur ersten Theoriestunde nicht bewusst – doof. Fürs praktische Fahren mit dem Flair ist das irrelevant, klar. Für die Prüfung nicht.
Drei Stunden Theorie sind täglich zu bewältigen, immerhin in kleinen Grüppchen (wir sind zu viert) und entspannter Atmosphäre mit ausreichend Kaffee und Süßkram. Unser Theorielehrer Olli macht seinen Job sehr gut. Der 38-Jährige impft uns den Stoff geradezu ein, nutzt dabei reichlich Anschauungsmaterial und hält die Aufmerksamkeit mit spannenden wie lustigen Anekdoten aufrecht.
Noch vor der Theorie steht die erste Fahrstunde von rund 14 auf dem Plan. Und zwar bei Fahrlehrerin Miglena. „Na super, eine Frau“, denke ich zunächst, muss nun aber sagen, dass ich mir niemand Besseren hätte wünschen können. Die aufgeweckte Blondine hat uns hervorragend auf die Prüfung vorbereitet, ließ bei unseren Fahrten in und um Gera keine brisanten Stellen aus, erklärte alles Wichtige für den Umgang mit dem knallrot folierten Flair und blieb dabei stets geduldig – ob beim Pauken der Abfahrtkontrolle — des umfangreichen und prüfungsrelevanten Fahrzeugchecks vor einer Fahrt — oder beim Üben der Grundfahraufgaben: eine rückwärts gefahrene Kurve, das versetzte Rückwärtsrangieren an eine Laderampe und das Einparken in eine parallele Lücke.
Das Wichtigste dabei ist, immer einen Sicherungsposten zu benennen, der hinter dem Fahrzeug auf Gefahren hinweist. Wer das in der Prüfung vergisst, rasselt durch. Das hatte ich in der Vorbereitung oft vergessen. Der Rest war aber ein Kinderspiel. Oder, Sophia?
Sophia Pfisterer:
Tolle Wurst! Der Kollege rangiert und steht sofort perfekt in der Parklücke. Ich dagegen brauche etliche Versuche mehr, der Flair will nicht so wie ich. „Schaust du überhaupt in die Rückfahrkamera?“, fragt mich Miglena. Ah, stimmt! In Zeitlupe fahre ich in die Lücke. Nur so schaffe ich es, beide Außenspiegel, Sicherungsposten und Kameramonitor im Blick zu behalten. Plötzlich steht Thomas neben dem Fahrzeug: „Schau mal, eigentlich musst du nur zweimal lenken.“ Als sei es das Natürlichste auf der Welt, erklärt er mir, wie ich den Liner elegant in die Lücke bugsiere. Und siehe da: Es klappt!
Viele behaupten, Autobahnfahren sei einfach. Ich finde das nicht. Wann ist der richtige Moment, Lkw zu überholen, die nur wenige Stundenkilometer langsamer sind als ich? Jetzt vielleicht? Ich blinke. Blick in den Seitenspiegel. Oh nein, da rast einer von hinten an, ich breche den Vorgang ab, stelle das Blinken ein und beobachte den rückwärtigen Verkehr. „Sophia, du musst mehr Abstand lassen“, mahnt Miglena. Vor lauter Schauen habe ich den Einscherabstand vergessen, den 7,5-Tonner einhalten müssen ...
In der Stadt läuft es bei mir anfangs nicht viel besser. Ich bin mit den Dimensionen des Fahrzeugs beschäftigt, will nicht an Bordsteinkanten oder parkenden Autos hängenbleiben. Außerdem soll ich beim Abbiegen immer auf Fußgänger achtgeben. „Wer abbiegt, bremst“, lautet Miglenas Devise. Plötzlich stoppt der Flair. Miglena steht auf der Bremse und schaut mich entgeistert an. Ich wäre beinahe verkehrt in eine Einbahnstraße gefahren.
Je näher die Prüfung rückt, desto strenger wird Miglena und meckert, wenn die Tachonadel einen Millimeter über Höchstgeschwindigkeit rutscht oder nicht schon fünf Meter vor dem Ortsschild auf 50 steht.
Zwei Tage vor der Prüfung stehen wir um halb vier morgens auf, um unsere Nachtfahrt zu absolvieren. Ich bin so erschöpft und müde, dass ich die richtige Abbiegung verpasse. Und die Autobahn. Welche Erleichterung! Gemächlich tuckern wir dem Sonnenaufgang auf den Landstraßen entgegen.
Später, als Thomas durch die engen Straßen Geras fährt, bemerke ich, dass seine Ohren ganz rot sind. Fällt ihm das Fahren mit der Prüfung im Nacken etwa auch nicht so leicht?
Thomas Gerhardt:
Sieben Tage kreuz und quer fahren in Gera, etliche Abfahrtkontrollen und Grundfahraufgaben sowie zahlreiche Theoriestunden liegen hinter uns. Das Fahren klappt, der Stoff sitzt. Am Vorabend der Prüfung gehe ich noch ein paar Simulationen durch. Bisher hatte ich immer bestanden. 30 Fragen später die große Ernüchterung: Durchgefallen. Es folgt eine Nacht mit wenig Schlaf.
Treffpunkt sieben Uhr morgens bei der Dekra. Ich bin nervös. Wir werden die Theorieprüfung gemeinsam mit den Pkw-Fahrschülern ablegen. Die Papierbögen von damals sind Geschichte, auch hier kommen Tablets zum Einsatz. Ich bin bei Frage drei von 30, als der Erste abgibt. Na toll. Am Ende ist sogar Sophia vor mir fertig und ich bleibe als Letzter übrig. Egal, die übertriebene Sorgfalt hat sich gelohnt: Null Fehler!
Sophia Pfisterer:
Am Tag der Prüfung bin ich erstaunlicherweise recht gelassen. Bei der Theorie habe ich nur eine Frage falsch beantwortet. Teil eins ist bestanden – ich darf gleich im Anschluss zur Praxis.
Sofort lotst mich der Prüfer auf die Autobahn. Doch trotz starker Seitenwinde bleibe ich cool. Selbst das Rangieren klappt wie am Schnürchen. Nur an einer roten Ampel mit einem grün leuchteten Pfeil für Rechtsabbieger zögere ich für den Prüfer etwas zu lange. Ausgerechnet in diesem Moment stehen Kinder am Straßenrand und wollen queren ...
Thomas Gerhardt:
Auf geht’s zum praktischen Teil — inklusive der Abfahrtkontrolle insgesamt 75 Minuten lang. Der Prüfer macht es sich auf dem hinteren Platz in der Sitzgruppe bequem, hat hier einen sehr guten Überblick und mit dem dort montierten Tacho auch die Geschwindigkeit stets im Blick. Er bestimmt, wo es langgeht, und fordert von mir schon bald die Grundfahraufgaben. „Sicherungsposten!“ Jawoll, das Schwierigste ist erledigt. Ein paar Minuten später vibriert mein Handy in der Hosentasche: Mein Wecker! Er wird nicht aufhören, bis ich ihn ausschalte. An der nächsten roten Ampel hole ich es heraus. Miglena reagiert blitzschnell und reißt es mir aus der Hand. Dann dieser Blick, als wolle sie fragen: „Bist du denn von allen guten Geistern verlassen?“
Sophia Pfisterer:
„Sie haben bestimmt wegen den Kindern so lange gewartet“, sagt der Prüfer hinterher. Ich bin sprachlos und nicke wie verrückt. Dann überreicht er mir den C1-Führerschein. Ich kann mein Glück kaum fassen.
Thomas Gerhardt:
Keine Ahnung, ob der Prüfer das mit dem Handy gesehen hat, jedenfalls gibt er mir am Ende der Fahrt meinen vorläufigen Führerschein. Inklusive Häkchen bei C1. Bestanden!
Sophias Fazit:
Zwischendurch hatte ich meine Zweifel, ob ich es packe, den C1 in sieben Tagen durchzuziehen. Doch es hat geklappt – dank Miglenas Beharrlichkeit, Ollis Erklärungen und ganz sicher auch, weil ich einen Kollegen an der Seite hatte, der mich immer wieder motiviert hat.
Thomas ist ein absolut souveräner Fahrer, ob im Auto oder im Luxusliner. Fährt er besser als ich? Ich behaupte: Ja! Denn er sitzt gerne am Lenkrad, für mich ist es Mittel zum Zweck. Ich fahre, um anzukommen, für ihn beginnt der Urlaub schon unterwegs.
Thomas’ Fazit:
Da ich schon einige Erfahrungen mit Reisemobilen sammeln konnte, fiel mir das Fahren mit dem Flair von Anfang an leicht. Trotzdem war es Sophia, die sich als Erste von uns hinter das Steuer klemmte, mutig voranfuhr. Respekt!
Wäre das hier ein Wettkampf gewesen, hätte ich lediglich bei den Grundfahraufgaben einen kleinen Vorsprung. Die Erkenntnis daraus ist allerdings nicht, dass Männer die besseren Fahrer sind, sondern dass immer noch Übung den Meister macht.
Das Fahrschul-Reisemobil
Das Fahrschul-Mobil ist ein Niesmann+Bischoff Flair 840 B auf Iveco Daily mit 7,2 t zulässigem Gesamtgewicht. Der Liner hat ein automatisches 6-Gang-Getriebe, Tempomat und ABS. Für das Fahrverhalten „wie ein Auto“, mit dem der Hersteller wirbt, sorgen ein gut gefederter Sitz und die Blatt-Federung auf der Hinterachse. Außerdem verfügt der Heckantrieb über eine Traktionskontrolle (ASR), die verhindert, dass die Räder bei ruckartigem Anfahren oder schlechtem Untergrund durchdrehen. Die integrierte Rückfahrkamera hilft dem Fahrer beim Rangieren und Parken. Um als Fahrschul-Fahrzeug genutzt zu werden, bekam der Liner eine Doppelbedienungsanlage, das heißt Gas- und Bremspedale für den Fahrlehrer auf dem Beifahrerplatz. Dem Fahrprüfer, der hinten Platz nimmt, stehen ein Extra-Seitenspiegel und ein Tacho zur Geschwindigkeitsüberprüfung zur Verfügung. Die Dekra in Gera begleitete den Umbau des Fahrzeugs und nahm es nach gesetzlichen Prüfungsrichtlinien ab.
Info
Profi-Tipps
Miglena Pesch ist seit 2015 Fahrlehrerin für die B-Klasse (Pkw) und seit 2016 für alle C-Klassen (Lkw). Sie findet ihren Job spannend, weil sie dadurch „die unterschiedlichsten Menschen kennenlernt“. Ganz allgemein rät sie, bei großen Fahrzeugen vor allem auf der Autobahn auf Seitenwinde achtzugeben: „Wenn es windig ist, muss man nicht unbedingt die Maximalgeschwindigkeit von 100 km/h nutzen.“ Darüber hinaus kann sie nicht verstehen, warum sich Frauen manchmal nicht an große Fahrzeuge trauen, denn sie selbst ist eine leidenschaftliche Autofahrerin.
Die Fahrerlaubnis für Fahrzeuge bis zu einem Gesamtgewicht von 7,5 Tonnen bieten auch weitere Fahrschulen in zeitsparenden Intensivkursen an: