Weinsberg Carahome 700 DG im Test
Der günstige Familien-Alkoven

Eine Reise in diesem Alkoven alter Schule beweist, dass es nach wie vor kaum ein besseres Wohnkonzept für Familien und noch wirklich preiswerte Wohnmobile gibt. Eine schöne Erfahrung.

Alkoven Wohnmobil
Foto: Ingolf Pompe, Wagner

Aufgepasst, liebe Alkoven-Schmäher. Ja, ihr habt Recht! Der Weinsberg Carahome 700 DG ist langsamer als ein identisch motorisierter Teilintegrierter, verbraucht mehr und entzückt Autobahnbetreiber, die ihre Maut auf Basis der Fahrzeughöhe bemessen – 3,20 Meter ragt die geräumige Schlafnase auf und bietet damit natürlich auch Fahrt- und Seitenwind reichlich Angriffsfläche. Also vergessen Sie den 115-PS-Diesel aus dem verlockenden Basisangebot.

Motoriserung, Preis und Gewicht des großen Alkovens

Schon der tapfere 130-PS-Motor (1590 Euro Aufpreis), der sich bei Landpartien keine Blöße gibt, kapituliert ab 110 km/h und löscht seinen Durst mit 14 Litern Diesel pro 100 Kilometer. Wer kann, bestellt die 147-PS-Maschine, die noch mal 1450 Euro teurer, aber kaum schwerer ist als der 130er-Multijet.

Tja, das Gewicht. Den Siebenmeternochwas-Alkoven als 3,5-Tonner auf die Straße zu schicken ist zwar möglich, aber nicht vernünftig. Zwei Blicke genügen für diese Erkenntnis: einer auf die Zuladungstabelle und einer auf das Auto, das sich mit seiner großen Heckgarage samt praktischen Seitenregalen und dem wahrhaften Stauraum-Dorado im Wohnraum schon vor Reisebeginn in die Herzen der Familie punktet. Das, liebe Freunde der windschnittigen Aufbauformen, das macht einem Alkoven kein TI, kein I und kein Kastenwagen nach – erst recht nicht in der Einsteigerklasse. 51.812 Euro kostet der mit allem Wichtigen ausgestattete Testwagen, was gemessen an der schieren Größe eine Ansage ist, in Anbetracht des schlüssigen Konzepts und der soliden Verarbeitung aber einen noch höheren Stellenwert bekommt.

So fährt sich der Weinsberg Carahome 700 DG

Sogar fast geräuschfrei ist der Carahome nach über 3000 Kilometern noch. Ein Blick unter den Wagen legt einen Grund offen: Der 700 DG rollt auf einem steifen Fiat-Leiterrahmen statt auf dem leichten Special-Chassis mit halbierten Rahmenholmen. Dadurch leitet das Fahrwerk weniger Energie in den mit Holzeinlegern und Styropordämmung konservativ, aber handwerklich sauber gebauten Aufbau ein. Überdies hat Weinsberg 16-Zoll-Räder statt serienmäßiger 15-Zöller montiert (Fiat-Paket), sie jedoch nicht in die Papiere eingetragen – was der TÜV beim Wiegen prompt beanstandet.

Stichwort meckern: Die meisten störenden Dinge lassen sich tatsächlich mit Hilfe der Aufpreisliste abstellen. Statt der Cockpit-Vorhänge mit widerspenstigen Druckknöpfen gibt es auch komfortable Rahmen-Plissees (605 Euro). Wer nicht ins Cockpit abtauchen will, bestellt das klappbare Alkovenbett (597 Euro). Und wer Kindersitze sicher befestigen möchte, ordert die Isofix-Verankerung für 229 oder gleich das Carakids-Paket für 990 Euro. Außerdem ans Herz gelegt sei Interessenten der 190-Liter-Kühlschrank, die Markise, das zweite Alkovenfenster und die Garagenklappe links. Der Heckfahrradträger kann nützlich sein, weil die Gasflaschen nur über die Garage erreichbar sind.

Schlafen im Weinsberg Carahome 700 DG

Beide Festbetten sind groß genug für zwei Erwachsene, doch der Schlafkomfort ist hinten höher als im angenehm hohen Alkoven, wo die Matratze auf einem Abstandsgewirke statt auf einem Lattenrost liegt. Das Sicherungsnetz ist stabil, allerdings rutschen die Gurte in unbelastetem Zustand, mit Vorliebe beim Schließen des Netzes, aus den Spannschnallen. Super: Ein Loch im Steher hinter dem Fahrersitz ermöglicht der Alkovenbesatzung, den Oberschrank über der Sitzgruppe als Ablage samt 230-Volt-Anschluss zu nutzen.

Auch das Heckbett ist umgeben von Ablagen und drei Oberschränken und auch hier hat Weinsberg an eine Steckdose gedacht. Insgesamt sind es vier, und alle sind durchdacht platziert.

Küche, Bad und Sitzgruppe

Da Küche und Bad kompakt sind, schafft Weinsberg Platz für einen breiten, beleuchteten Kleiderschrank, einen schmaleren, fünffach unterteilten Wäscheschrank und den 190-Liter-Kühlturm, auf dessen Spitze, und damit viel zu hoch, der ohnehin entbehrliche Gasbackofen (636 Euro) thront. Die Küche steht ergo komplett für Ladung zur Verfügung, verwaltet von einer breiten Schublade mit Besteckeinsatz sowie einemsowie einem Unterschrank mit tragfähigen Fachböden.

Der Standard-Dreiflammkocher zündet elektrisch, die Rundspüle ist tief genug für den gelegentlichen Abwasch und die Beleuchtung ausreichend hell, um zu jeder Zeit werkeln zu können. Der Küchenblock kommt ebenso wie das Bad mit seiner gemessen an der Größe erstaunlich komfortablen Dusche in allen drei Carahome-Grundrissen zum Einsatz. Erst möglich macht die Badgestaltung der an einer soliden Schiene geführte Waschtisch: Er räumt, wenn nötig, seinen Platz über der Toilette. Etwas schwach auf der Brust ist die Tauchpumpe, die sich aus dem 122 Liter großen Frischwassertank nährt. Üblicher Trick: In der zur Gewichtsschönung erfundenen "Fahrstellung" fasst der Tank nur 10 Liter. Sonst ist der Carahome 700 DG keine Trickkiste.

Die Dinette passt locker für vier. Der drehbare Beifahrersitz ist eine willkommene Ablage. Einen seltsamen Ausfall hatte die Tür: Ihr Schließzapfen brach. Sie hielt dank der zweiten Verriegelung trotzdem zu – auch die ist nicht selbstverständlich bei einem Auto der Einsteigerklasse.

Test Wertungen
Sitzen
Schlafen
Bad
Küche
Aufbau
Bordtechnik
Stauraum
Zuladung
Fahren
Sicherheit
Ausstattung
Preise

Fazit

Eine Überraschung ist, wie gnstig ein durchdachtes, solides Familien-Reisemobil mit Mega-Stauräumen noch sein kann. Keine Überraschung ist, dass es asl 3,5-Tonner knapp mit der Zuladung wird und dass sich der tapfere 130-PS-Diesel auf der Autobahn ziemlich plagt.