Hymer B 534 im Test
Eine runde Sache

Im Hymer B 534 wird die Rundsitzgruppe im Heck wieder salonfähig. Doch der Integrierte kann noch viel mehr.

Neuheiten 2012, Test Hymer B
Foto: Uli Regenscheit

Mode kommt und geht. Als verwaschene Karottenjeans Schlaghosen ablösten, standen auch Reisemobile mit Hecksitzgruppen im Mittelpunkt. War es der Wunsch nach mehr als zwei komfortablen Sitzplätzen mit Gurt und Kopfstütze? Jedenfalls verschwanden sie wieder aus dem Angebot vieler Hersteller. Derzeit sind Grundrisse mit Hecksitzgruppe wieder schwer angesagt. Mit gutem Grund.
Der Hymer B 534 zum Beispiel bietet, obwohl nur 6,50 Meter lang, eine der größten Sitzgruppen der ganzen Baureihe. U-Form und lange Seitenschenkel garantieren Gastlichkeit. Frühstücken oder Kartenklopfen klappt selbst zu sechst oder zu siebt. Rücken- und Sitzpolster sind sehr bequem ausgeformt. Wenn sich der Tisch indes eine Handbreit weiter nach hinten verschieben ließe, wärs kein Fehler.Tags lacht die Sonne durch eine große Dachhaube und die Fenster auf drei Seiten. Nachts betonen zahlreiche Lampen die Opulenz der Sitzlandschaft. Die tiefe Querbank gibt solo ein bequemes Einzelbett ab. Die Schalter für die Leselampen sind von dort aus jedoch nicht zu erreichen. Wer will, kann die Runde auch zu einer enorm großen Liegewiese umbauen.

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Hymer 534 im Dauertest
Mittelklasse-Integrierter
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Die drehbaren Cockpitsitze werden im Stand wohl nur selten benutzt, zumal im Bug kein Tisch existiert. Gelegenheitspassagiere finden nun auch einen sicheren Sitzplatz - im Gegensatz zu früheren Modellen mit Hecksitzgruppe: In den hinteren Längsbänken lassen sich für je 490 Euro zwei stabile, aber schmale Klappsitze mit Dreipunktgurt unterbringen und mit etwas Übung auch ohne eingeklemmte Finger auseinanderfalten. Sie nehmen allerdings den Stauraum in den  Sitztruhen fast vollständig in Anspruch. Und zur Benutzung muss man auch die Polster irgendwo verstauen - im Bad oder in der Heckgarage.
Denn Hecksitzgruppe und -garage schließen sich im B 534 nicht aus. Für 1.390 Euro Aufpreis drücken vier Hydraulikstempel die hintere Bank in einer Minute auf eine lichte Stauraumhöhe von 117 Zentimetern. Das reicht für die meisten Fahrräder, die sicher fixierbar und dank der zwei serienmäßigen Türen gut zugänglich sind. Kleinteile kommen in Gepäcknetzen unter. Im Innenraum dienen dazu vier Fächer im flachen Doppelboden. Im beleuchteten Kleiderschrank erlauben verstellbare Fachböden eine flexible Einteilung. Das übrige Gepäck verteilt sich auf acht Hängeschränke.

Das Hubbett schwenkt weit herunter, liegt fest und wackelfrei auf. Lampen an beiden Enden erlauben die freie Wahl der Liegerichtung in der gemütlichen Koje. Sie weist  sogar ganz vorn genug Kopffreiheit auf. Mit der Liegefläche kommen Menschen bis etwa 1,85 Meter Körperlänge gut zurecht. Gewöhnungsbedürftig ist die nicht ganz ebene Liegefläche der Federkernmatratze. Ansonsten fühlt man sich dort gut aufgehoben.
An der kompakten Küche schafft ein aufklappbares Brett etwas Abstellfläche. Zwei Dachstaukästen für leichtes und drei Schubladen für schwereres Gepäck bieten gerade ausreichend Stauraum. Wer nach der Butter im tief platzierten 104-LiterKühlschrank angelt, muss sich bücken. Praktisch sind der große Dreiflammer mit teilbarer Abdeckung und Elektrozündung sowie die tiefe Spüle. Der kranartige Ausleger der Mischbatterie wirkt jedoch etwas fragil. Für 65 Euro gibt es ein kleines Abtropfkörbchen.

Im Bad fällt zuerst der elegante Waschtisch aus Kunststein ins Auge. Aus dem eingeformten Becken im Testwagen lief das Wasser aber nur langsam ab. Aus wenig Grundfläche haben die Entwickler eine gute Portion Bewegungsfreiheit herausgeholt. Dies liegt vor allem an der Dusche, keine separate Kabine, sondern mit Falttüren abtrennbar. Ein Holzrost ebnet den Boden im Bad; fürs Abbrausen muss er herausgenommen werden. Dadurch erhöht sich auch die Stehhöhe etwas. Die Ellbogenfreiheit reicht aus, ein Platz für Shampoo und Seife sowie eine höhere Duschtasse wären in der wasserfest verkleideten Kabine jedoch willkommen. Geradezu festlich lässt sich der Wohnraum beleuchten. Ein oder zwei Wechselschalter wären jedoch sinnvoll. Die zwei AGM-Batterien sind ebenso wie Sicherungen und Ladegerät gut zugänglich. Wassertanks und Ablasshähne liegen frostsicher in einer isolierten GfK-Wanne, sie reicht bis unter den Wagenboden. Im Fahrbetrieb kann das Frischwasser auf eine Reserve von 20 Litern abgelassen werden. Praxisgerecht oder nicht: Das Leergewicht sinkt um 110 Kilogramm. Effektiv kann man 130 Liter bunkern.

Mit vollen Wasser- und Dieseltanks sowie rund 280 Kilogramm Extras brachte der Testwagen ein Gewicht von 3340 Kilo auf die Waage. Leichtbau ist also keine Stärke des kompakten B 534, eine Zulassung als 3,5-Tonner ist damit vom Tisch. Die günstige Auflastung auf 3,85 Tonnen gewährleistet genug Gesamtzuladung. Sie ändert aber nichts daran, dass das hintere rechte Rad des Reisemobils nur mit 70 Kilo belastet werden darf. Klare Empfehlung: das Maxi-Chassis.  
Der Tribut für die Solidität, die eine B-Klasse ausstrahlt? Beim Fahren sind weder Verwindungen des gekonnt verarbeiteten Aufbaus noch Klappereien wahrnehmbar; ein etwas unruhiger Geradeauslauf wegen des kurzen Radstands dagegen schon. Der Serienmotor mit 130 PS ist angemessen, ab Modelljahr 2012 mit Euro 5. Den Preis treiben schon wenige Basis-Extras in die Höhe. Das ist heute Usus, aber kein Anlass, warum der B 534 eine Modeerscheinung bleiben sollte.

+++ Die Baureihe +++

Hymer B-Klasse

  • Preise: 65.990–75.490 Euro
  • Basis: Fiat Ducato
  • Längen: 5,94–7,45 m
  • Gesamtgewicht: 3500–4250 kg
  • Modelle: Mit elf Grundrissvarianten bietet die Baureihe eine außergewöhnlich große Vielfalt.
  • Darunter sind Klassiker wie der B 544 mit Heckküche, aber auch mehrere Modelle mit Quer-,
  • Einzel- und Queensbetten.



Fazit

Reisende, die auf Gemütlichkeit Wert legen, treffen mit dem Hymer B 534 eine gute Wahl. Im Vergleich zu früheren Hecksitzgruppenmodellen erlaubt die anhebbare Querbank sogar eine Garage für Fahrräder. Das hohe Entwicklungsniveau zeigt sich bei Auf- und Ausbau ebenso wie in vielen durchdachten Detaillösungen, denen nur wenige echte Schwächen gegenüberstehen. Ohne Verzicht auf Extras klappt’s jedoch kaum mit der Zulassung als 3,5-Tonner.