Der Hobby Premium Van 60 GF setzt Maßstäbe mit seiner konsequent umgesetzten Designlinie. Doch Schönheit hin oder her - kann der Beau der kritischen Prüfung der promobil Redaktion standhalten?
Der Hobby Premium Van 60 GF setzt Maßstäbe mit seiner konsequent umgesetzten Designlinie. Doch Schönheit hin oder her - kann der Beau der kritischen Prüfung der promobil Redaktion standhalten?
Schönheit muss leiden - so weiß der Volksmund. Dass die Gestaltung des Hobby Premium Van gelungen ist, wird kaum jemand bestreiten. Sein klarer Schwarz-Weiß-Look verdreht den Passanten regelmäßig den Kopf. Doch handelt man sich dabei - getreu dem Sprichwort - vielleicht praktische Nachteile ein? Zumal es die edle Optik hier bereits zum Mittelklassepreis gibt.
Die Aufbaufenster als gestalterisches Element einzusetzen hat seit den Zeiten des legendären 600er Tradition im Hause Hobby. Beim Premium Van sind sie Teil eines schwarzen Bandes, das sich markant entlang der Flanken zieht. Ob Fenster, aufgesetzte Kunststoffpaneele oder Dekorfolien - erst auf den zweiten Blick erkennt man, was die abgedunkelten Flächen im Sonnenbrillen-Design im Einzelnen darstellen. Öffnet man die teils kühn geformten Fensterscheiben - der maximale Öffnungswinkel ist von Fenster zu Fenster sehr unterschiedlich -, ist man allerdings ein wenig enttäuscht.
Denn dahinter finden sich ganz herkömmlich rechteckige Wandausschnitte, die zudem relativ klein ausfallen und auch wegen der starken Tönung der Scheiben relativ wenig Licht hereinlassen. Alle Kunststoffformteile an den Aufbaukanten und Übergängen sind passgenau und ohne sichtbare Schrauben befestigt. Besonders eindrucksvoll ist das Heck. Edel, charaktervoll und hochwertig in der Ausführung, ist es für manchen sogar die Schokoladenseite des Premium Van.
Auch am anderen Ende tut sich der schlanke Hobby durch Eigenständigkeit hervor, denn nur wenige Hersteller setzen bislang auf den bulligen Renault Master als Basisfahrzeug. Der 2,14 Meter breite und 2,66 Meter hohe Aufbau schmiegt sich elegant an seine breiten Schultern. Entern Ducato-Fahrer das Cockpit, gilt es sich einwenig umzustellen.
Das Armaturenbrett baut sich wie eine Mauer vor einem auf. Etwas klobig liegt das Lenkrad in der Hand, die Bedienelemente sind funktional, aber eher grob ausgeführt. Beim Anfahren ist ein wenig Feingefühl nötig, doch dann zieht das 125-PS-Aggregat ganz munter von unten heraus. Bis etwa Tempo 100 hangelt sich der Fahrer zügig durch die Schaltkulisse und reiht sich dann auf der Autobahn auf der rechten Spur mit ein. Soll es mal ein wenig schneller gehen, etwa zum Überholen, oder fordert ein Anstieg mehr Leistung, geht dem 2,3-Liter-Motor relativ schnell die Puste aus. Wer mehr will muss ins 146-PS-Topaggregat investieren.
Mit einem feinfühligen Ansprechen der Federung erfreut der Renault Master serienmäßig - ganz nach französischer Tradition. Schade nur, dass die keineswegs aufdringliche, aber stets präsente Geräuschkulisse diesen Komforteindruck nicht nach Kräften unterstützt. Ein guter Geradeauslauf und der moderate Verbrauch von rund 11,2 Litern pro 100 Kilometern unterstützen die Langstreckentauglichkeit. Im Stadtverkehr und beim Rangieren wirkt sich der 4,33 Meter lange Radstand allerdings ziemlich ungünstig aus. Ein Wendekreis von rund 16,5 Meter ist für ein 6,85-Meter-Mobil unangemessen.
Konsequent führt auch der Ausbau das Schwarz-Weiß-Design fort, ergänzt um einen guten Schuss dunkles Holzdekor. Wer mehr davon möchte, wählt die zweite Möbellinie mit geringerem Weißanteil. Als schwarz glänzendes Element findet sich innen ein großes Deckenpaneel aus Kunststoff rund um das Dachfenster in der Cockpithaube. Beim Testwagen machte es jedoch nicht nur optisch, sondern unterwegs auch akustisch durch Klappergeräusche auf sich aufmerksam.
Die Sitzgruppe steht für vier bis fünf Personen bereit. Der solide Tisch kann dazu flugs verlängert werden. Zum exklusiven Wohnambiente gehört auch eine stimmungsvolle Beleuchtung mit Leuchtbändern an den Hängeschränken und in Bodennähe sowie einer beleuchteten Gläservitrine. Insgesamt sollte die Lichtfülle aber noch zunehmen, lediglich im Bad ist es hell genug.
Vier Schubladen helfen die Küchenarbeit zu organisieren. Im tieferen Teil des Küchenblocks findet sich dagegen nur wenig Stauraum, weil hier der Gaskasten hineinragt. Immerhin macht sich ein schlanker Korbauszug für Flaschen nützlich. Die runde Edelstahlspüle bietet eine etwas scharfkantige Schneidbrettabdeckung, am länglichen Kocher vermisst man eine Elektrozündung. Arbeitsfläche ist eher knapp, Abstellfläche reichlich, zumal mit der hochgesetzten Theke zur Sitzgruppe hin, die wie so vieles zum fast obligatorischen Premium- Paket gehört. Serienmäßig ist der Hobby-eigene, schlanke, hohe 140-Liter-Kühlschrank links neben dem Küchenblock. Die beiden Hängeschränke darüber sind zwar mit einem Zwischenboden, aber ohne Schottwand ausgestattet. Mühsam ist der Zugriff, weil die Öffnung zum oberen Fach nur 10,5 bis 13, zum unteren gar nur 7,5 Zentimeter hoch ist.
Zieht man die kleine Schiebewand neben dem Kühlschrank heraus und schwenkt die gerundete Badtür bis dahin auf, entsteht ein Raumbad. Im Gegensatz zur soliden Badtür wirkt die Schiebewand allerdings eher provisorisch. Dennoch ist das Konstrukt hilfreich als Umkleidekabine, denn der Kleiderschrank, aber auch der Kühlschrank sind darin eingeschlossen. Das Bad setzt optisch auf die gleichen lebhaften Kontraste wie die übrige Einrichtung. Damit die Holzteile beim Duschen nicht nass werden gibt es eine clevere Umbaumöglichkeit. Das Waschbecken samt Unterschrank gleitet entlang einer Wandschiene über die Toilette.
Anschließend noch die Trennwand entfalten, fertig ist eine ordentlich große Duschkabine. Man steht dabei auf einer griffigen Kunststoffplatte, die in die eigentliche Bodenwanne mit zwei Abläufen eingelegt ist. Eigentlich eine feine Sache, würde sich die Platte nicht so sehr bewegen und dabei Geräusche machen.
Das Heckbett lässt sich vergleichsweise leicht über zwei Treppenstufen entern. Die bequeme Liegefläche ist am Kopfende merklich breiter und mit Lesespots und reichlich Ablagen ausgestattet. Eine scharfe Ecke verlangt hier aber nach Entschärfung. Etwas mehr Sorgfalt hätte auch die Warmluftverteilung der Heizung verdient, die zwar die Sitzgruppe praxisgerecht bevorzugt, aber in Bad und Schlafbereich nur wenig ankommen lässt.
Unter dem Heckbett wartet ein angemessen großer Laderaum auf Transportgut. Die zweite Außenklappe und das solide Verzurrsystem sind Teil des Premiumpakets. Mangels einer Heckabsenkung ist die Innenhöhe des Heckstauraums zu knapp für gängige Fahrräder.
Die Besonderheiten des Hobby Premium Van liegen in der einzigartig konsequenten Umsetzung seines Designkonzepts. Aufbau- und Bordtechnik sind im Kern dagegen ganz konventionell. Interessenten sollten das praktisch obligatorische Premiumpaket für immerhin 4.900 Euro gleich zum Grundpreis hinzurechnen. Dieser beträgt laut Hobby noch bis Ende Juli 45.115 Euro. So lange gewährt der Hersteller stolze 10.000 Euro Einführungsrabatt.
Preise: 43 950-47 950 Euro
Basis: Renault Master
Längen: 6,27-7,12 m
Gesamtgewicht: 3500 kg
Modelle: Drei schicke, schlanke Vans stellt Hobby dem Käufer zur Auswahl. Zwei davon gibt es sogar mit Hubbett über der Sitzgruppe. Die Grundrisse haben entweder ein Doppelquerbett oder Einzelbetten im Heck.
Fazit
Lieben oder lassen, könnte das Motto für den Premium Van sein. Die eindrucksvoll stimmig umgesetzte Designidee macht ihn zu einer echten Besonderheit auf dem Reisemobilmarkt. Wer sich dafür aber nicht begeistern kann, wird sich immer wieder über die konzeptionellen Nachteile, etwa der besonderen Fenster, ärgern. Radler hadern mit dem zu flachen Heckstauraum, denn wer möchte schon das knackige Heck mit einem Träger verschandeln.