CS Independent, Test Uli Regenscheit
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Test CSI Independent

CS Independent im Test Die grosse Freiheit

Strom, Gas und Wasser zählen beim Reisemobil oft zu den Fesseln der Unabhängigkeit. Der CS Independent tritt an, sie zu sprengen.

Verdammt, ist der hoch.  Der Gedanke schießt einem bei der ersten Begegnung mit dem CS Independent fast unweigerlich durch den Kopf. Elf Zentimeter liegt er an der Vorderachse höher als ein normaler Sprinter. Hinten sind es acht. Da wäre eine Leiter als Einstiegshilfe willkommen.

Größtmögliche Unabhängigkeit zu bieten, das ist der Anspruch des Independent. Und ihn trägt er selbstbewusst zur Schau. Der Name - Englisch für unabhängig -, die Höherlegung, der 4x4-Schriftzug auf der Hecktür und die serienmäßige 110-Watt-Solaranlage auf dem Dach senden eine klare Botschaft: Mit ihm soll der Urlaub abseits befestigter Straßen und fernab der nächsten Steckdose erst richtig losgehen.

Ein leeres Versprechen? Keineswegs. Es ist, im Gegenteil, sogar beeindruckend, wie konsequent CS der Philosophie folgt. Dazu gehört auch der Verzicht auf Gas, ohne große Abstriche beim Komfort zu machen. Das gelingt bei Heizung und Warmwasseraufbereitung sehr gut. Beides übernimmt im Independent eine dieselbetriebene Anlage von Truma. Leichte Kompromisse sind hingegen beim Kochen zu machen. Das Diesel-Cerankochfeld mit einer Koch- und einer Warmhalteplatte sieht schick aus und ist pflegeleicht, braucht aber lange zum Aufheizen. Bis ein halber Liter Wasser kocht, vergehen gut und gerne 20 Minuten.
Teil des Gesamtkonzepts ist auch der 100 Liter fassende Frischwassertank sowie eine große Gelbatterie mit 235 Amperestunden. Auf Wunsch hebt ein Wechselrichter die Bordspannung auf Hausstromniveau - im Testwagen allerdings nur bis 350 Watt nutzbar. Föhnen fällt damit aus. Dafür halten sich die per Wechselschaltung bedienbaren LED-Leuchten und der gut isolierte 90-Liter-Kompressorkühlschrank von Waeco beim Stromverbrauch zurück.
Über die Restkapazität der Gelbatterie informiert das feine, aber aufpreispflichtige Kontrollsystem Vicon. Ebenso über Füllstände, Uhrzeit, Temperatur und dergleichen. Von Heizung bis Druckpumpe erlaubt es mit Hilfe des berührungsempfindlichen Bildschirms auch die Steuerung aller Komponenten.

Selbst Technikmuffel verstehen die Bedienung im Nu, und vor allem passt das System hervorragend in das moderne und, dank zweier Panoramafenster, lichtgetränkte Interieur.
Dem äußeren Auftritt eines Expeditionsfahrzeugs in zivil setzt der Innenraum eine heimelige Atmosphäre entgegen. Der Grundriss entspricht fast eins zu eins dem des Rondo mit einem fest eingebauten Bett im Heck. Davor befindet sich in Fahrtrichtung links zunächst der Sanitärraum, dann die Sitzgruppe. Rechts davon die Küche.

Ein Hingucker sind die hellen, weitgehend naturbelassenen Möbel. Die Wahl der Materialien fiel auf Buchenfurnier mit 15 Millimeter Pappelsperrholz als Trägermaterial, eingefasst von Echtholzkanten und hochwertigem Finish. Darauf abgestimmt ist die Wandverkleidung aus hellbeigem Mikrofasertuch, das keinen Fühltest zu scheuen braucht. Und als Kontrast blaue Polsterbezüge.

Dem bauartbedingt begrenzten Platz in einem Kastenwagen begegnet CS mit findigen Ideen. So lässt sich der Tisch durch Aufklappen vergrößern oder ganz entfernen. Die Arbeitsplatte in der Küche kann bei Bedarf verlängert und das Waschbecken im Sanitärraum für größere Bewegungsfreiheit beim Duschen in der Wand verstaut werden.

Der Kühlschrank ist unter dem Bett eingebaut. Über die Position kann man vortrefflich streiten. Dafür spricht, dass sie an anderer Stelle Platz schafft für einen vollwertigen Kleiderschrank, in diesem Fall gleich rechts neben der Küche. Gegenargument: Sein Arbeitsgeräusch übertragt sich bisweilen auf den Lattenrost. Zudem liegt das Schlafgemach insgesamt sehr hoch; eine ausziehbare Trittstufe erleichtert zwar den Einstieg, dabei sollte man aber auf die in ungünstiger Höhe montierten Garderobenhaken acht geben. Sonst holt man sich schnell blaue Flecken.
Außerdem mangelt es dem Independent beileibe nicht an Staufächern. Im Gegenteil: Für ein Zwei-Personen-Reisemobil bietet er davon mehr als genug. Über dem Fahrerhaus, über der Sitzgruppe, in der Küche, über dem Bett. Aber braucht man die alle? Für Fernreisen vielleicht. Dafür gibts aber auch noch den Heckstauraum mit mehr als 1000 Liter nutzbarem Volumen.

Weniger wäre vielleicht mehr. Zumindest fürs Raumgefühl. Auf dem hochgelegenen Bett fühlt man sich von den Dachstaukästen fast bedrängt - vor allem um den Kopf herum. Überhaupt ist das Platzangebot im Heck für zwei Erwachsene knapp bemessen. Der Zuschnitt der Matratze mit 920 Millimeter an der schmalsten Stelle und 1400 an der breitesten tut sein Übriges. Immerhin sorgen die beidseitigen Karosserieverbreiterungen für ausreichend Strecklänge.
Weniger Staufächer wären auch besser für die Zuladung. Die Messung ergab für den Testwagen lediglich 370 Kilo. Kritisch wirds vor allem an der Vorderachse mit verbleibenden 110 Kilo. Links trägt das Vorderrad 140 Kilo mehr als rechts, wobei die Reifentragfähigkeit  lange nicht ausgereizt ist. Eine Auflastung ist nicht möglich.

Beim Fahren ist vom Gewicht wenig zu spüren. Dem kräftigen Drei-Liter-Sechszylinder mit 190-Diesel-PS sei Dank. Ein kultiviertes Aggregat, das prima mit der Automatik harmoniert und gut am Gas hängt. Durchzug und Traktion sind tadellos. Mit Allradantrieb und Untersetzung kommt man auch im Gelände passabel voran. Neben dem Verbrauch, 13,2 Liter waren es im Testmittel, ist die Anfälligkeit für Seitenwind ein Manko. Grund: Das Sprinter-Fahrwerk ist sehr weich abgestimmt. Das ist gut für den Komfort, schlecht für die Wankneigung. Beim CS Independent  kommt eines erschwerend hinzu: Er ist nun einmal sehr hoch.

Die Baureihe: Rondo/Independent

Preise: 58.490 - 73.490 Euro
Basis: Mercedes Sprinter
Längen: 5,91-6,94 m
Gesamtgewicht: 3500-3880 kg
Modelle: Der Independent basiert auf dem Rondo, von dem es mit dem Rondo L und XL zwei weitere Versionen mit unterschiedlichen Grundrissen gibt: Wahlweise mit L-förmig angeordneten Einzelbetten oder im XL-Format.


Fazit

Der Independent macht seinem Namen alle Ehre. Das Konzept funktioniert gut - abgesehen von kleinen Kompromissen. Allein die Konsequenz, mit der CS die Idee umgesetzt hat, verlangt viel Anerkennung. Zumal die Firmenphilosophie erhalten bleibt: Qualität und Komfort zu liefern. Dieses „Man-könnte-wenn-man-wollte“-Gefühl macht den Reiz des Independent aus. Mit 73.490 Euro Grundpreis ist er gewiss kein Schnäppchen. Aber Unabhängigkeit hat eben ihren Preis.

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