Carthago C-Tourer I 142: Test
Mit leichtem Gepäck

Die erfolgreiche Chic C-Line hat carthago nochmals abgespeckt und mit dem C-Tourer einen spritzig-frischen Reisebegleiter konzipiert. Leiden darunter die Carthago-Tugenden?

Neuheiten 2012, Carthargo C-Tourer
Foto: Uli Regenscheit

Wer beim Start des Chic C-Line mahnend den Zeigefinger hob, schüttelt beim C-Tourer vermutlich seinen Kopf. Kann das noch ein richtiger Carthago sein?

Doch, er ist ein Carthago von echtem Schrot und Korn, so viel vorweg. Die wesentlichen Merkmale der Marke kennzeichnen auch den jüngsten und günstigsten Spross der Marke. Da wäre der stabile Aufbau, ein Vollaluminium-Sandwich mit Styrofoam-Isolierung. Unterboden und Dach sind mit widerstandsfähigem GfK beschichtet. Bordtechnik und vier Staufächer haben Platz in einem beheizten Doppelboden Er misst beim Integrierten in der Höhe 15 Zentimeter. Zugänglich ist er indes lediglich durch Bodenluken.
Der Frischwassertank ruht in der Sitztruhe, der Abwassertank in einem abgesenkten, isolierten und beheizten Fach. Die  bekannte Front kennzeichnet den Tourer als engen Verwandten der Chic-Familie. Das Gesicht steht seit nunmehr rund sieben Jahren für die Öffnung der Marke zur gehobenen Reisemobil-Mittelklasse. Es gefällt immer noch und bietet darüber hinaus handfeste Vorzüge. So ist die Sicht vor das Fahrzeug vorbildlich. Riesige Außenspiegel lassen verschmerzen, dass die Weitwinkelgläser nicht getrennt einstellbar sind. Andererseits verdecken die Spiegel zusammen mit den A-Säulen in Kurven einen gehörigen Teil des Blickfelds. Auch die Sicht nach schräg oben auf Ampeln ist knapp. Zwar fällt die Frontscheibe im Vergleich zum früheren Chic C-Line um rund vier Zentimeter höher aus, doch das führt nur zu einem marginalen Sichtgewinn.

Dies trübt jedoch das von ausgeprägter Handlichkeit bestimmte Fahrgefühl des I 142 QB nur geringfügig. Weder aus Blickwinkel des Fahrers noch aus Sicht anderer Verkehrsteilnehmer wirkt der C-Tourer wuchtig oder gar ängstigend. Er hinterlässt einen fast leichtfüßigen Eindruck. Und einen kompletten: Auch der C-Tourer erhält serienmäßig eine recht solide Fahrertür. Ihre große elektrisch betätigte Scheibe ist vollständig absenkbar. Die Innenverkleidung der Tür und die Teile rund um das Armaturenbrett tragen eine griffsympathische Oberfläche, machen einen hochwertigen Eindruck.
Ohnehin überraschte der Vorserienwagen unterwegs mit einer angenehm unaufgeregten Geräuschkulisse - neben dem stabilen Aufbau ein Verdienst des soliden Mobiliars. Carthago verschraubt es nicht nur, sondern verzapft zusätzlich. Die Beschläge sind ebenfalls von der soliden Sorte. Die improvisiert wirkenden Moosgummistückchen als Klapperschutz im Testwagen sollen bis zum Beginn der Serienfertigung einer eleganteren und dauerhafteren Lösung weichen.

Komfort und Kompaktheit vereinen soll das Doppelbett im Heck des C-Tourer I 142 QB. Die Aufgabe: keine Aufbaulänge verschenken, Zugang dennoch annähernd so einfach wie bei einem Queensbett. Carthago realisiert dies mit einem quer eingebauten Doppelbett und einem schlanken treppenförmigen Gang am Fußende. Die geschwungene Form der Matratze streckt die Liegefläche auf maximal 1,95 Meter Länge. Gleichzeitig weitet sich der Gang auf bis zu 33 Zentimeter, genug zum Umdrehen. Tatsächlich vermeidet die Idee, dass Reisende beim Hinlegen oder Aufstehen über den Vordermann krabbeln müssen.
Andererseits ist, bedingt durch die hohe Einbaulage des Betts, auch nur der Aufstieg vom Fußende möglich. An der Seite zum Wohnraum wäre sogar ein Fallschutz sinnvoll. Eine interessante Option ist die neue Bett-Idee allemal. Hinzu kommt das bekannt gute Hubbett über den Vordersitzen.

Weiter vorn setzt sich der Küchenblock mit weißen Fronten optisch  vom übrigen Mobiliar ab. Reine Arbeitsfläche gibt es wenig, doch bei Bedarf helfen die zweigeteilten Abdeckungen von Kocher und Spüle aus. Sechs Schubladen erschließen den Stauraum im Küchenblock, zwei weitere stecken unter dem großen Kühlschrank.

Im kompakten Bad gegenüber verteilen sich Toilette, Waschtisch und die Brause raumsparend und geschickt. Wird die Dusche nicht verwendet, macht sie  sich fast unsichtbar. Bei Bedarf entfaltet sie sich zu voller Größe. Die solide Badtüre mit einem Einsteckschloss lässt sich sogar per Drehknebel abschließen.
Der Kleiderschrank unter dem Heckbett verlangt vom Benutzer zwar einen Bückling, ist aber beleuchtet, wie auch der praktische Regalschrank nebenan. Beide ragen in die Heckgarage hinein, ebenso der Seitengang. Fahrräder kommen dennoch unter - wie in jedem richtigen Carthago.

+ + + Die Baureihe + + +

  • Carthago C-Tourer I
  • Preise: 68.550 – 71.930 Euro
  • Basis: Fiat Ducato
  • Längen: 6,73 – 7,25 m
  • Gesamtgewicht: 3500 – 4200 kg
  • Modelle: Die Baureihe bietet neben sechs Teilintegrierten vier integrierte Modelle. Der I 143 und der I 148 sind Einzelbettenvarianten in zwei Längen. Außer dem getesteten I 142 QB gibt es noch das Querbettmodell I 142.


Fazit

Carthago beherrscht das Downsizing – es geht tatsächlich kleiner, effektiver und damit günstiger ohne größere Komforteinbußen. Zwar ist der Doppelboden nicht so hoch und so gut zugänglich wie beim C-Line, aber Käufer des C-Tourer bekommen die hochwertige Carthago-Aufbautechnik und anderes mehr zu einem attraktiven Preis. Lästig ist aber mal wieder die Paketpreispolitik, die nötige Extras und bestenfalls wünschenswerte zusammenpackt.