Sunlight A 58 im Test
Wie in alten Zeiten

Fast hatten wir es vergessen. Mitte der 90er Jahre galt die Vierer dinette mit seitlicher  Sitzbank  als der deutsche Standardgrundriss. Heute ist er eine echte Rarität. Doch bei der Günstigmarke  Sunlight  feiert die große Sitzgruppe zum Modelljahr 2010 Auferstehung.

Sunlight A 58
Foto: Uli Regenscheit

Verdutzt reibt sich der Betrachter im neuen A 58 die Augen: So viel Freiraum hat man in  einem  Sechs-Meter-Mobil schon lange nicht mehr gesehen. Umso erfreulicher, dass der Sunlight trotz Retro-Grundriss  keinen  altbackenen  Eindruck macht. Hellgrüne Vorhangstoffe  geben  dem  sonst eher zeitlosen Mobiliar sogar eine freche Note.Ebenso wenig braucht sich die Verarbeitungsqualität  zu verstecken. Der Sunlight entsteht genau wie die baugleichen Carado-Modelle in einem sächsischen Werk der HymerGruppe. Beide greifen auf die technische Substanz früherer Dethleffs-Modelle zurück, was in Kombination Kosten senkt.

Bleibt die Frage, warum die gemütliche Sitzgruppe vom Aussterben bedroht war.

Antworten gibt die Stauraumsituation:  Nur  mit  aufpreispfl ichtigen Fächern unter dem Heck und an der rechten Seite  lassen  sich  überhaupt sperrige Gegenstände mitnehmen. Für Fahrräder gab es erst recht keine guten alten Zeiten; sie reisen beim A 58 außen statt in einer Garage mit. Vier Stück haben auf dem optionalen Träger Platz, doch der etwas unruhige Geradeauslauf des Sunlight mahnt zur Zurückhaltung mit Zusatzgewicht am Heck. In der Aufpreisliste sucht man das elektronische  Sicherheitspolster namens ESP vergeblich. Der  kurze  Radstand  des Fiat Ducato macht sich andererseits durch eine Wendigkeit bemerkbar, von der viele moderne Reisemobile nur träumen können. Zum fl inken Wesen des A 58 trägt außerdem das niedrige Eigengewicht bei. Mit 130 PS beschleunigt der Sunlight fl otter als manch stärkeres Reisemobil – bis ihn der große Alkoven bei Geschwindigkeiten von über 100 km/h spürbar einbremst. Mit  der  strömungsgünstigen Stirn eines Teilintegrierten ergäbe der Grundriss allerdings wenig Sinn. Das Alkovenbett gehört zum Konzept und macht seine Sache gut. Kopffreiheit und Liegebreite stehen manchem Queensbett kaum nach, wenn nur der Aufstieg nicht wäre.  Die  Übernachtung  im Parterre bleibt ein Notbehelf. Erwachsene  fi nden  hier  nur quer zur Fahrtrichtung Platz, was die arbeitsintensive Errichtung einer durchgehenden Liegefl äche erfordert. Die umgebaute Dinette oder das Seitensofa fallen kurz aus. So empfi ehlt sich der A 58 für Paare mit fl exiblen Ansprüchen. Wer zwei zusätzliche Gurte ordert, darf sogar zu sechst fahren. Das Format der Küche orientiert sich am Zwei-PersonenHaushalt. Offenbar vergaßen die Entwickler jedoch, dass der Quereinbau erhöhte Sicherheit verlangt: Offene Ablagen, die sich schon an der ersten roten Ampel  geräuschvoll  leeren, sollten im Reisemobilbau längst zu den Akten gelegt sein. Zweifel kommen zudem auf, ob der kleine Kunststoffverschluss des Kühlschranks  bei  einer  Notbremsung  wirklich  Flaschen aufhalten könnte. Beim eigentlichen Gebrauch lässt sich am Küchenblock nur wenig aussetzen. Spüle und Kocher wirken sogar weniger spielzeughaft als anderswo. Auch im gut geschnittenen Bad fehlt nichts Wesentliches. Handtuchhalter und Haken muss man wohl selber montieren. Gleich ab Werk hätte man aber gerne eine geruchsdichte Abschottung zum Fach der WC-Cassette.

Nicht alle Ungereimtheiten lassen sich durch knappe Kalkulation erklären.

So wünschte man das Deckenlicht und den Temperaturfühler der Heizung lieber an der Sitzgruppe statt am Einstieg. Dafür entschädigen ausgesprochen praktische Details wie die gut zugänglichen Gas-Absperrhähne oder der vorbildlich bedienbare Abwasserhahn. In der Aufl istung der  Annehmlichkeiten  darf auch die sehr wirksame Heizung nicht unerwähnt bleiben. Auf der Suche nach Spuren des attraktiven Preises bleibt man an der althergebracht einfachen Ausführung von Dachhauben,  Aufbaukanten  oder Tür hängen. Vielleicht sollte man den Sunlight mit etwas Nostalgie  betrachten,  dann braucht man sich auch nicht – wie früher – über umständlich zugängliche Sitztruhen ärgern.

Fazit

War früher alles besser? Sicher nicht, aber der Sunlight A 58 zeigt, dass die Konzepte der 90er Jahre auch heute noch Charme haben. Sein offener Grundriss macht den Sunlight zum rollenden Wohnzimmer, sein Grundpreis zu einem exzellenten Angebot. Und anders als heute üblich, verfügt
der A 58 über deutlich mehr erlaubte Zuladung als Staukapazität.