Eine neue Campingbus-Reihe aus dem Hause Knaus? Baut man dort doch bereits den Box-Star mit zehn Grundrissen, seinen Halbbruder Van-Tourer und den Weinsberg Carabus als Einstiegsmodell. Wo bleibt also noch Platz für den Box-Life? Ein Blick auf die Preise zeigt, dass er sich nicht als Schnäppchen profilieren will. Er unterbietet den Box-Star nur knapp. Auch bei den Grundrissen ist zunächst keine Revolution erkennbar. Erst im Detail entdeckt man neue Optionen wie ein Hubbett im Bug – oder auch im Heck.
Ein Heck mit vielen Funktionen: Transportieren oder Übernachten
Mit dem höhenverstellbaren hinteren Bett trat der Box-Life 630 zur ersten Probefahrt an. Ein Knopfdruck entriegelt die Liegefläche, die sich dann einfach von Hand in der Höhe verstellen lässt. Ganz unten erlaubt sie einen bequemen, 75 Zentimeter hohen Betteinstieg, ganz oben einen 1,20 Zentimeter hohen Stauraum darunter. Das reicht für Fahrräder, zumal die Bodenfläche recht groß ausfällt. Wer nicht klaustrophobisch veranlagt ist, kann dann immerhin noch ein etwa 1,20 Meter breites Bett mit einem halben Meter Kopffreiheit nutzen. Für diesen Fall ist eine Leiter an Bord, die sonst jedoch keinen festen Platz hat. Je nach Gepäck sind Zwischenpositionen für die Betthöhe möglich. Das erlaubt mehr Spontanität bei Transport- und Übernachtungsfragen, als es bei herkömmlichen, zur Seite schwenkbaren Betthälften möglich ist.
Überschaubar bleiben die Kehrseiten der Box-Life-Konstruktion: Sein Hubbett gewährt im Gepäckraum keine Stehhöhe, und es kann die Gesamtfläche nicht ausnutzen. So ist die Matratze auf der Beifahrerseite nur 1,74 Meter lang, auf der Fahrerseite nur 1,80 Meter. In der Praxis fühlt sich das nach mehr an, weil Freiraum am Kopf- und Fußende bleibt. Außerdem verzichtet Knaus auf einen angedeuteten Mittelgang, was eine durchgehende 1,75 Meter breite Liegewiese bedeutet.
Kleine Mängel im engen Bad
So einfach wie die Einstellung des Bettniveaus geht auch der Umgang mit den großen halbrunden Badtrennwänden von der Hand. Sie umschließen einen Raum, der zwangsläufig den Durchgang versperrt, aber Dusche und Toilette mehr Platz zuschlägt als in vielen größeren Mobilen. Nur das in die Ecke gequetschte Waschbecken profitiert nicht davon. Es ist praktisch nur auf dem WC sitzend zugänglich; dazu passt dann auch der weit unten montierte Mini-Spiegel.
Tief sitzt gegenüber auch der relativ große Kleiderschrank. Umso griffgünstiger positioniert Knaus dafür den Kühlschrank darüber. Überhaupt hatte die Küche bei der Raumplanung offenbar eine gewisse Priorität. Ihr kommt vergleichsweise viel Platz zu, der überdies gut nutzbar ist. Bei geöffneter Schiebetür sogar von außen, denn die Schubladen lassen sich in zwei Richtungen ausziehen. Liebevoll gemacht wirkt der ebenso kleine hinterleuchtete Schrank neben dem Spülbecken.
Küche und Sitzgruppe überzeugen im Knaus Box-Life
So trägt der adrette Küchenblock mit zum gehobenen Ambiente bei. Gezielte Abschrägungen, ansehnliche Details und sorgfältig komponierte Farben bringen eine Frische in den Box-Life, wie sie in dieser Campingbusklasse selten zu finden ist. Da können nur die allzu simplen Rollokassetten an den Seitenfenstern nicht mithalten.
Breiter als üblich fällt der Tisch aus. Groß genug, um darunter den von außen erreichbaren Gaskasten für eine 11-Kilo-Flasche unterzubringen. Damit kann man sich im Fußraum arrangieren. Sobald die Flasche leer ist, steht jedoch kein Exemplar zum Umstöpseln bereit. Wer immer kühle Getränke und warme Füße wünscht, wählt daher Kompressorkühlschrank und Dieselheizung. Letztere kostet extra wie das verstellbare Bett und die große Dusche.
Mit diesen Extras und zwei notwendigen Paketen überschreitet der 630 recht locker die 50.000-Euro-Grenze. Nicht überraschend – schließlich gelingt es dem Box-Life auf ganzer Linie, sich von den Billigangeboten abzusetzen.
Alle Infos zum Knaus Box-Life 630
Aufbau: Stahlblechkarosserie mit Original-Blechhochdach, Innenverkleidung mit Kunststoff-Formteilen, teils mit Textilbezug und foliertem Sperrholz, 7 vorgehängte Kunststoff-Isolierfenster (Serie: 6 Fenster).
Ausbau: Möbel aus beschichtetem Sperrholz, Sitzbank mit zwei Dreipunktgurten, Heckbett 1,74–1,80 x 1,75 mm höhenverstellbar (Serie: hochklappbar), Sanitäreinrichtung mit Kassettentoilette und abtrennbarer Dusche (Serie: integriert), Küche mit Zweiflammkocher und Absorberkühlschrank 81 L (Serie: Kompressor 90 L).
Bordtechnik: Gas-Gebläseheizung/Boiler Truma Combi 4, Frischwassertank 110 L, Abwassertank 90 L, LED-Wohnraumbeleuchtung, Bordbatterie 95 Ah, Gasflasche 11 kg.
Basisfahrzeug: Fiat Ducato, Vorderradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 2287 cm3, Leistung 109 kW/148 PS, Sechsgang-Schaltgetriebe (Serie: 130 PS).
Maße und Gewichte: Länge x Breite x Höhe 6363 x 2050 x 2820 mm, Radstand 4035 mm, zulässiges Gesamtgewicht 3500 kg.
Preise: Grundpreis 45.490 Euro, Fiat-Paket (u. a. Außenspiegel el. verstell- und beheizbar, Klimaanlage, Beifahrer-Airbag, Tempomat) 1850 Euro, Life-Paket (u. a. el. Trittstufe, Faltverdunkelung Fahrerhaus, Sanitärraumfenster) 1190 Euro, Hubbett im Bug manuell 1642 Euro, Hubbett im Bug elektrisch 2029 Euro, Diesel- statt Gas-Heizung 866 Euro, Absorber- statt Kompressorkühlschrank 323 Euro, Raumbad mit abtrennbarer Dusche 1170 Euro.