König Arto

Niesmann + Bischoff Arto 64 E

Niesmann + Bischoff Arto 64 E König Arto

Die Ahnengalerie von Niesmann + Bischoff ziert ein neues Gesicht: Der Arto 64 E tritt das Erbe seiner Vorfahren an.

Breitschultrig, markant, charakterstark – der neue Arto tritt sehr selbstbewusst auf. Doch wozu Worte über Äußerlichkeiten verlieren, was zählt, sind die inneren Werte. Und davon hat er einige zu bieten.

Technische Daten (Stand: Februar 2007) Hersteller: Niesmann + Bischoff Modell: Arto 64 E Basisfahrzeug: Fiat Ducato 130 Multijet Typ: Integrierter Preis: ab 68712 EUR Sitze mit Gurt: 4 Schlafplätze: 4 Zul. Gesamtgewicht: 3500 kg Länge: 6676 mm Breite: 2300 mm Höhe: 2965 mm Basismotor: Turbodiesel KW: 96 PS: 130

Basisfahrzeug

Das Fundament der rollenden Residenz bildet einmal mehr der neue Fiat Ducato. Dessen Triebkopf befeuert der den Reisemobilen vorbehaltene Motor mit 130 PS. Als Plattform für den Aufbau dient ein Tiefrahmen von Alko – eine bewährte Allianz. Mit einem Einsatzgewicht von 3165 Kilo erlaubt diese Kombination eine für diese Klasse übliche Fahrdynamik bei gleichzeitig hohem Fahrkomfort. Flotte Einsätze auf verschlungenen Landstraßen zählen nicht zu seinen Paradedisziplinen. In Wechselkurven lastet der Aufbau spürbar auf den Fahrwerkskom­ponenten, was sich in einer gewissen Behäbigkeit äußert – die Winterreifen des Testwagens verstärkten diesen Effekt. Bei zügigen Autobahnfahrten reagiert der Arto etwas auf Längsrillen, dieses Eigenleben bleibt aber immer in einem gutmütigen Rahmen. So lässt sich mit dem Serienmotor ein entspanntes Reisetempo um 120 realisieren. Maximal sind auf ebener Strecke 140 km/h möglich.

In Anbetracht der gebotenen Fahrdynamik besteht für das optionale 157-PS-Aggregat keine echter Bedarf. Wer jedoch häufig einen schweren Anhänger ziehen möchte, sollte diese Offerte in Erwägung ziehen. Schließlich erlaubt der Hersteller eine stattliche Anhängelast von bis zu 2000 Kilogramm. Und die fordern bergauf einen angemessenen Vortrieb. Eine überlegens­werte Option ist das Ducato-Maxi-Fahrwerk mit vier Tonnen Gesamtgewicht. Es schafft die für den Vier-Personen-Betrieb dringend benötigten Zuladungsreserven, denn mit dem Standard-Chassis und 140 Kilo Zubehör verbleiben dem Test-Arto gerade mal 335 Kilo Nutzlast. Das reicht höchstens zu zweit. 

Doch selbst diese geringe Zuladung erzielt Niesmann + Bischoff nur durch einen Kniff: Per Ablasshahn reduziert man den Frischwasservorrat von 120 Litern im „Campingbetrieb" auf 20 Liter im „Fahrbetrieb“. Ob dieser minimale Wasservorrat für die Anreise ausreicht, muss jeder selbst ent­scheiden. Da der Hahn recht klein ist, sollte man für das Ablassen in jedem Fall reichlich Zeit einkalkulieren. Für alle Unentschlossenen in Fragen der Fahrgestellwahl gibt es das Fiat-Maxi-Fahrwerk auch in einer auf 3,5 Tonnen abgelasteten Variante. So hat man das robustere Chassis mit kräftigeren Bremsen, stärkeren Federn und Stoßdämpfern sowie der 16-Zoll-Bereifung und kann bei Bedarf durch simples Umtragen der Papiere in die höhere Gewichtsklasse aufsteigen.

Aufbau

Während der Reise residieren Fahrer und Beifahrer auf gut konturierten Pilotensitzen mit integrierten Dreipunktgurten – eine sehr elegante Lösung. Die Anbindung zur weit entfernt liegenden Seitenwand entfällt damit vollständig. Im Schulterbereich liegt die nicht höhenjustierbare Gurtumlenkung für Menschen über 180 Zentimeter jedoch etwas zu tief. Den langstreckentauglichen Komfort der Sitze unterstreichen je zwei Armlehnen und ein guter Seitenhalt.

In der zweiten Reihe sitzt man nicht minder sicher, aber nicht ganz so entspannt, da die Rückenlehne der Sitzbank zu wenig angeschrägt ist. Die beiden Dreipunktgurte folgen mustergültig den Bewegungen des Oberkörpers und rollen satt auf. Die Schulterumlenkungen sowie die Beckengurte sind gut positioniert. Der Tisch vor der Sitzbank ist zwar demontierbar, einen geeigneten Ort, um ihn während der Fahrt sicher zu verstauen, sucht man im Arto wie in den meisten Reisemobilen jedoch vergeblich.
Einen gewissen Zielkonflikt bergen naturgemäß die riesigen Frontscheiben integrierter Reisemobile. Sie bieten einerseits einen herrschaftlichen Ausblick, lassen sich aber andererseits nur schwierig durch Scheibenwischer abdecken. So befreien die beiden Gummilippen die Arto-Scheibe auch nur im mittleren Bereich von Regen und Schnee.

Rechts der A-Säule verbleibt der Niederschlag auf einem gut 35 Zentimeter breiten Streifen auf der Scheibe. Das stört, denn diese Zone liegt im unmittelbaren Sichtfeld.
Der Aufbau besteht aus den für Niesmann + Bischoff typischen, außen und innen mit Aluminium versehenen Wänden. Für das wohnliche Ambiente sorgt innen eine zusätzliche Textillage. Diese Bauform bietet im Vergleich zur sonst üblichen Alu-außen-Sperrholz-innen-Variante eine höhere Festigkeit. Die gesamte Verarbeitung der Kabine hinterlässt einen sehr soliden, hochwertigen Eindruck mit passgenauen Übergängen und langlebigen Details wie den robusten Alu-Schürzen. Eine Besonderheit ist die Aufbautür: Ihre zweifache Verriegelung sorgt für Sicherheit, und im Campingalltag verwöhnt die recht praktische, elektrische Zuziehhilfe mit mehr Komfort. Einzig die etwas hakeligen Klappenschlösser an der Heckgarage und dem Gaskasten sowie der zu dicht an der massiven Aufbautür platzierte Moskitoschutz stören das Bild.

Stauräume bietet der Arto 64 E mehr als genug, denn mit hochgeklapptem unteren Stockbett steht eine vollwertige Heckgarage zur Verfügung. Hier ist auch das Reserverad platziert. Die weit nach oben schwenkende Außenklappe erleichtert den Zugang, erfordert aber mehr Platz als üblich. Das kann auf engen Stellplätzen möglicherweise zu Kollisionen führen. Zusätzliches Stauvolumen bietet der vom Innenraum über Bodenklappen und über das tief platzierte Außenstaufach zugängliche Doppelboden. Hier sorgt ein als aufpreispflichtiges Zubehör lieferbares Boxensystem für Ordnung.

Ausbau

Beim Bewohnen genießt man im Arto 64 E vor allem das üppige Raumangebot in gediegener Atmosphäre. Besonders der Sitzgruppenbereich lädt förmlich zum Verweilen ein. Die zum Wohnraum gedrehten Fahrerhaussitze komplettieren hier die Bestuhlung, und bei Bedarf vergrößert eine ebenso pfiffige wie stabile Tischverlängerung mit einem Griff den ohnehin ausnehmend großen Tisch. Die hellen Möbel sind von solider Machart, und Details wie die automatische Beleuchtung der oberen Hälfte des Kleiderschranks zeugen von Praxisnähe. Zur Nachtruhe ist der Tagesgrundriss denkbar einfach umgebaut: Die Frontscheibe schottet ein sehr stabiler Rollladen ab, und leicht bedienbare Faltjalousien verdecken die Seitenscheiben.

Das Hubbett über den dafür nach vorne geneigten Fahrerhaussitzen schwenkt nach Lösen zweier Schnellverschlüsse leicht nach unten. Schon ist die geräumige Schlafkoje fertig. Den Zugang erleichtert eine mobile Leiter. Im Fahrzeugheck stehen zwei Stockbetten parat, wobei sich das untere zum Gepäcktransport hochklappen lässt. Alle Betten besitzen sowohl Lattenroste als auch hochwertige Matratzen.

Sanitärraum

Hier empfängt den Reisenden ebenfalls angenehm viel Bewegungsfreiheit, da die Seitenschalen der tonnenförmigen Duschkabine bei Nichtgebrauch zur Wand wegschwenken und der gesamte Boden auf einem Niveau liegt. Ohne Duschtasse als Stolperfalle kann man so seinen Standpunkt im gesamten Bad frei wählen. Auch die in einem gekonnten Schwung gestaltete Möblierung engt nicht ein und bietet dennoch genügend Stauraum. In der separierten Brausekabine fühlt man sich ebenfalls wohl, denn der Durchmesser passt auch für gestandene Mannsbilder. Doch nach einer Dusche kann es passieren, dass das ganze Bad unter Wasser seht. Die im Boden eingelassene Sammelrille für das Abwasser besitzt zwar zwei Abläufe, doch mit einer Tiefe von nur 15 Millimetern ist sie zu knapp bemessen. Selbst bei penibel ausgerichtetem Fahrzeug verteilte sich das Wasser in der einteiligen Bodenwanne des Badezimmers, ohne aber Schaden anzurichten. Die anschließende Putzaktion erschwert ein unzugänglicher Bereich zwischen Wand und Toilettensockel.

Küche

Hier gefällt das durchdachte Konzept und pfiffige Details wie eine Zentralverriegelung für die drei Schubladen und den Drahtkorbauszug. Ein Dreh und diese Elemente sind vor Fahrtantritt gesichert. Die Tür des großen Unterschrank rechts davon hält jedoch nur ein simpler Doppelkugelschnäpper zu. Eine Möglichkeit, diese für die Fahrt sicher zu verriegeln, gibt es genauso wenig wie an den Schiebetüren der beiden Hängeschränke.
Beim Kochen ist die als Zubehör lieferbare Ventilatordachhaube sehr praktisch, denn Dunst und Gerüche saugt sie in unmittelbarer Nähe der Kochstelle kraftvoll ins Freie.
Bordtechnik: Der neue Arto trotzt grimmiger Kälte mit einer gleichmäßigen Wärmeverteilung im Innenraum, einer rundum lückenlosen Isolierung sowie einem Doppelboden. Hier sind neben einem Teil des Gepäcks auch die Tanks frostsicher verstaut. Mit dem Luftpolster des Stauraums ergibt sich ein guter Kälteschutz. Mit isolierverglasten Seitenscheiben plus dem soliden Rollo über der Frontscheibe hält der Arto auch im Fahrerhaus die wohlige Wärme hermetisch in den eigenen vier Wänden. Es kommt eben auf die inneren Werte an.
 

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