Der belgische Betrieb mit den ungewöhnlichen drei S im Namenszug führt selbst Kenner aufs Glatteis. Beim Maesss Evolution scheinen die Grenzen zwischen üblichen Aufbauformen zu verschwimmen. Gehört das Mobil mit Stern im Grill zur Gattung der Kastenwagen? Kann man ihn in die Klasse der Teilintegrierten einordnen, oder handelt es sich um einen Integrierten? Bei genauerer Betrachtung wird klar: Der Evolution ist in der Tat ein Integrierter. Motorhaube, Kotflügel und Stoßstange sehen den Mercedes-Teilen zwar täuschend ähnlich, fallen aber zwei Kleidergrößen üppiger aus und bestehen aus GfK. Ähnliches hatten die Karossiers bereits auf Basis des preiswerteren Fiat Ducato vollbracht. Weil die Frontstruktur in ihrer Substanz nicht angetastet wird, sind sogar Airbags lieferbar. Der Evolution bietet serienmäßig zwei Fahrerhaustüren, die hochwertig und automobil ausfallen – kein Wunder, denn Maesss verwendet die Originaltüren. Selbst auf Annehmlichkeiten wie Fensterheber und kräftige Türgriffe samt soliden Schlössern muss niemand verzichten. Einzigartig: Sogar Teile der Innenverkleidung und die Höhenverstellung der vorderen Dreipunktgurte stammen aus dem Sprinter. Der gesamte GfKAufbau verdient beim getesteten Evolution bis hin zur Zweifarben- Lackierung mit erstklassigem Finish kräftigen Applaus.
Der Sonder-Siebener verfügt über keinen echten Kleiderschrank mit akzeptabler Hanghöhe. Eher einem Kinderbett denn einer Erwachsenen- Liege genügt mit seinen knappen Maßen das Hubbett. Die Begeisterung, die der Evolution außen entfacht, bekommt beim Blick auf den Innenausbau weitere Dämpfer. Die Stehhöhe gerät knapp, die Einrichtung könnte der Einsteigerklasse entstammen. Schubladen ohne Rollenführungen und Endanschlag, schlampig verlegte und ungleich offenbar von Hand gebogene Gasleitungen, die sich am Verteilerblock berühren, offen in den Schränken verlegte Elektroleitungen und eine herzhaft lärmende Wasserdruckpumpe sind dieser Preisklasse schlicht unwürdig. Dazu kommen Schwächen bei der Passgenauigkeit der Möbel. Standesgemäß geriet der Zuschnitt von Küche und Bad: Hoher AES-Kühlschrank, Gasbackofen, kraftvoller Dunstabzug und genügend Stauraum stehen auf der Habenseite. Der mit einer haltbaren Bodenwanne aus GfK ausgelegte Sanitärraum eröffnet den Komfort einer separaten Dusche. Doch das Abteil hinter dem Vorhang entpuppt sich bei der Nutzung als relativ enge Nasszelle. Vor allem rund um die drehbare Toilette mit ihren zahlreichen Schmutzecken wird die Badreinigung eine unnötig mühsame Angelegenheit. Die ohnehin beschränkte Kopffreiheit wird durch die Bodenwanne noch etwas stärker gemindert. Einem guten Ausstattungsniveau entsprechen Brausestange, Einhebelmischer, großer Wasserablauf, breites Waschbecken und Kleiderhaken. Die lobenswerten drei Spiegel werden indessen zu hoch montiert. Nichts im Bad verloren hat aus Sicherheitsgründen die 230- Volt-Steckdose. Die übrige Bordtechnik des Evolution birgt ebenso Stärken. Beispiel dafür sind die sauber beschrifteten und gut zugänglichen Sicherungen oder der starken Batterien. Die Heizung verteilt ihre Wärme über klug platzierte Ausströmer im ganzen Mobil. Ein doppelter Boden passte jedoch nicht in Konzept. Der Maesss Evolution erschwert nicht nur wegen seines ungewöhnlichen Aufbaus ein klares Urteil: Bleibt sein Innenausbau unter den Erwartungen, begeistern Aufbau und Fahrverhalten. So ist der Evolution vor allem ein Fall für Anhänger des Mottos „Aus Freude am Fahren“.
Technische Daten (Stand: Februar 2002) Hersteller: Maesss Modell: Evolution 7 Basisfahrzeug: MB Sprinter 416 CDI Typ: Integrierter Preis: ab 95895 EUR Sitze mit Gurt: 2 Schlafplätze: 6 Zul. Gesamtgewicht: 4600 kg Länge: 7400 mm Breite: 2250 mm Höhe: 2800 mm Basismotor: Diesel KW: 115 PS: 156