Den Regent verbindet eine innige Beziehung mit den promobil-Lesern. Bei der Wahl zum Reisemobil des Jahres sahnt er in seiner Klasse regelmäßig ab. Liegt‘s am guten Markennamen, an der renommierten Basis, am stimmigen Grundriss?
Technische Daten (Stand: Oktober 2006) Hersteller: La Strada Modell: La Strada Regent Basisfahrzeug: Mercedes Benz Sprinter 315 CDI Typ: Campingbus Preis: ab 57516 EUR Sitze mit Gurt: 4 Schlafplätze: 3 Zul. Gesamtgewicht: 3500 kg Länge: 5910 mm Breite: 1993 mm Höhe: 2990 mm Basismotor: Turbodiesel KW: 110 PS: 150
Das Konzept jedenfalls setzt auf hohe Wertigkeit. Das ist beim Neuen nicht anders als bisher. Doch genug der Vorschusslorbeeren. Im harten Test spielen Gefühle keine Rolle, allenfalls Freud und Leid künftiger Besitzer. Ganz objektiv haben wir es mit der Neuauflage eines großen Campingbusses zu tun. Eines ziemlich großen, um genau zu sein. 5,91 Meter von Anfang bis Ende. Mit dem für La Strada entwickelten GfK-Hochdach bleibt der Regent haarscharf unter drei Meter Höhe.
Basisfahrzeug
Mit dem Gardemaß in der City einen Parkplatz zu suchen, macht wenig Freude. Viel mehr lässt sich am Handling des neuen Sprinter aber nicht aussetzen, was vor allem an der im Vergleich zum Vorgänger viel direkter ansprechenden Lenkung liegt. Die ohnehin sehr gute Sitzposition lässt sich dank serienmäßiger Höhenverstellung für Gestühl und Volant noch optimieren.
Front und Fahrzeugecken kann man zwar trotzdem nur erahnen. Dennoch lässt sich der Sprinter präzise selbst durch enge Gässchen oder Autobahnbaustellen pilotieren; das gute Platzangebot im Innenraum mit seinen großen Ablagen täuscht über die schlanke Linie des Mercedes hinweg. Und auch beim Fahren über Land macht sich der Sprinter klein.
Eine derart gute Straßenlage hätte man einem Fahrzeug dieses Formats nicht zugetraut.
Der Regent nimmt Kurven mit Geschwindigkeiten, bei denen unbedarften Beifahrern der Atem stockt. Gutmütig, ohne großes Aufsehen, ohne unfeines Quietschen der 16-Zoll-Räder oder besonders verwegene Schräglagen. Einfach so. Und das ESP liegt derweil auf der faulen Haut. Die stoische Souveränität, mit der das Fahrwerk reagiert, das gefühlvoll austarierte Gleichgewicht zwischen Straffheit und Komfort. Chapeau. Keine Spur von der Nervosität frisch Verliebter.
Vielleicht liegt‘s daran, dass der Sprinter motorseitig eher von phlegmatischem Temperament ist – trotz seiner 150 PS, immerhin 1451 Euro teurer als die 109 Serienpferdchen. Der Vierzylinder-Diesel klingt rau, und er sprüht auch nicht gerade vor Elan. Der Sechszylinder dürfte es gern sein. Wenn er nur nicht so teuer wäre.
Die sechs Vorwärtsgänge rasten knochig ein. Aber der Joystick liegt gut zur Hand. Sicher: Insgesamt reicht‘s, um mit dem leichten Bus ansprechend unterwegs zu sein. Und einmal in Fahrt nimmt die Fuhre als Zeichen ihrer kultivierten Herkunft auch noch bei 50 km/h im höchsten Gang ohne zu mucken Gas an. Aber 140 Sachen Topspeed sind dann nicht unbedingt berauschend. Etwas mehr Tempo hätte man bei dem sportiven Auftritt schon erwartet.
Auf- und Ausbau
Das dynamisch markante Dach sitzt akkurat und sauber verklebt. Nicht nur optisch macht das Teil was her. Zwischen die Relings in den seitlichen Dachwülsten lassen sich Träger zum Transport von Lasten spannen: praktisch für großformatiges Sportgerät wie Surfbretter.
Insgesamt vier Fenster mit PU-Rahmen in den Seitenwänden und ein großes Dachfenster über der Küche lassen Licht in den Wohnraum. Eine sorgfältige Isolation verhindert die Bildung von Kondenswasser an den Metallwänden.
Nacktes Blech gibt es im gepflegten Innenraum nur an der Schiebetür. Ansonsten bedecken textile Verkleidungen die Karosserie von innen. Das ist vor allem an der Sitzgruppe und im Hubbett angenehm; gegen Strahlungskälte hilft schließlich der heiß geliebte Partner nur vorübergehend.
Der kaschierte Schaumstoff an der Bettunterseite mildert auch den Umstand, dass die Stehhöhe im Einstiegsbereich nicht üppig bemessen ist. Die Konkurrenz baut hier teilweise weiter nach oben wegklappende Bettrahmen ein.
Im Übrigen erweist sich der Regent als ein Praktiker mit Stil. Sichtbare Verschraubungen muss man an dem robusten, sauber verarbeiteten Mobiliar – abgesehen vom Bad – schon mit der Lupe suchen. Stauraum für zwei ist reichlich und sinnvoll eingeteilt vorhanden. In das schmale Doppelbodenfach im Heck passen aber nur einfache Campingmöbel.
Mehr zu bieten haben die Sitzgelegenheiten drinnen. Das Drehen der Cockpitsessel klappt auch dank abklappbarem Handbremshebel hervorragend. Perfekt ist eine gemütliche Runde. Der lange Schenkel der L-Bank ist zum Sitzen zwar nicht tief genug, erfüllt aber seinen Zweck als komfortable Beinauflage. Unter den sehr unempfindlichen, tabakfarbenen Alcantara-Bezügen stecken hochwertige, angenehm straffe Schaumstoffpolster.
Der dreh- und verschiebbare Tisch steht fest auf einem Bein und lässt genug Raum für die Füße. Ein Platz, um die Platte während der Fahrt sicher zu verstauen, fehlt. Der Umbau zum Notbett gestaltet sich, wie in diesen Fällen üblich, etwas umständlich. Das Resultat hat eher Alibifunktion.
Erste Wahl ist ohnehin das Hubbett. Das dürfte zwar ruhig etwas größer sein, und auch der Aufstieg könnte leichter fallen, doch die punktelastische Unterfederung wird jeden Orthopäden in Entzücken versetzen. Ebenfalls tadellos: viel Ablagefläche, Licht und Luft.
Küche: Liebe geht durch den Magen, sagt das Sprichwort. Klar muss man in einem Campingbus etwas bescheidener sein. Doch drei Kochflammen mit Elektrozündung sind durchaus Haute Cuisine. Gleiches gilt für die gut zugänglichen Staumöglichkeiten in Form von Auszügen mit edlen Endeinzug-Beschlägen. Allerdings halten die Vorserien-Magnetverschlüsse der schick hinterleuchteten Oberschrank-Schiebetüren einer Vollbremsung nicht Stand.
Nicht unbedingt rückenfreundlich ist die niedrige Arbeitshöhe des Küchenblocks. Der 80-Liter-Kühlschrank steckt dagegen erhöht in der Schrankzeile gegenüber. Dank Absorbertechnik lässt er sich mit Gas und Strom betreiben. Wer mehr Volumen braucht, nimmt den nur elektrisch arbeitenden, optionalen 90-Liter-Kompressor.
Sanitärraum
Der Weg ins Bad führt durch eine Schiebetür, die so schmal ist, dass man sich angesichts des opulenten Raumangebots dahinter verwundert die Augen reibt. Ein Manko freilich fällt sofort auf: Es gibt wenig Stauraum, Handtuchhaken fehlen bei dem aus der Vorserie stammenden Testwagen ebenso. Freilich, manches bekommt man in den offenen Ablagen unter. Im Waschtisch findet die Urlaubsration Klopapier Platz.
Das Edelstahl-Waschbecken ist klein, die stabile Armatur gefällt dafür umso besser. Zwei Halogen- und eine Transistorlampe sorgen für gute Beleuchtung. Die Dachhaube mit Zwangsentlüftung ist in der Dusche sinnvoll platziert.
Mit guter Bewegungsfreiheit überrascht auch die separate Dusche. Sie besteht aus vielen, sauber verfugten Einzelelementen. Aber Silikon verlangt Pflege und nach einer gewissen Zeit auch den Austausch. Bei der Platzierung des Heizungsausströmers über der Duschtasse spielte wohl der Komfortgedanke die Hauptrolle. Und die Erfahrung, dass nichts passiert — sagt La Strada. promobil würde zumindest eine Spritzschutzkappe empfehlen. Ansonsten steht einer sorglosen Dusche nichts im Weg.
Bordtechnik
So oder so wird man Regent-Fahrer wegen der relativ geringen Tankvolumina häufiger an Versorgungsstationen sehen. Nichts auszusetzen gibt‘s an der übrigen Technik. Im Gegenteil. Das Wasserleitungsnetz entspricht besten Standards. Ebenso die starke, hochwertige AGM-Batterie mit in Vlies gebundenem Elektrolyt. Die Gasflaschen sind sicher befestigt. Das Hochwuchten der Fünf-Kilo-Flasche in die hintere Ecke des schmalen Gaskastens erfordert aber Kraft. Keine Probleme hat die Heizung mit dem schlanken Innenraum. Auch da wird einem richtig warm ums Herz.