La Strada Avanti im Dauertest
Ein Typ für alle Fälle

Terminhetze, Touren mit zahlreichen Übernachtungen, intensive Fahrwerks- und ein Reifentest – der Alltag des La Strada Avanti L hätte kaum abwechslungsreicher und anstrengender sein können. Auch für die täglichen Erledigungen entpuppte sich das Reisemobil auf Basis des Citroën Jumper ebenfalls als verlässlicher Begleiter.

La Strada Avanti L
Foto: Archiv

Zum Testmarathon trat der Avanti L im Dezember 2008 mit 4133 Kilometern auf dem Zähler an, er hatte seine Jungfernfahrt also bereits hinter sich. Bei winterlichen Temperaturen fi el schon nach kurzer Zeit auf, dass der 2,2-Liter-Motor von Citroën spürbar träger startet als der Fiat Ducato mit 2,3 Liter Hubraum. Auch beim Anfahren wirkt der Franzose nervöser als der mit stoischer Ruhe gesegnete Italiener. Mittlerweile verwendet La Strada nur noch Fiat-Chassis, für Neufahrzeuge erübrigt sich die Kritik. Der Verbrauch pendelte sich zwischen minimal 9,9 und maximal 11,7 Liter Diesel je 100 Kilometer Fahrstrecke ein. Über die gesamte Testdistanz von 47 013 Kilometern konsumierte der Turbodiesel im Durchschnitt 10,6 Liter Sprit. In Anbetracht des anstrengenden Einsatzes im Test- und Redaktionsbetrieb ein durchaus akzeptabler Wert.

Nur wenige unplanmäßige  Werkstattaufenthalte mit dem Avanti L

So störte zweimal eine schwergängige Schiebetürmechanik, die im Rahmen der Gewährleistung neu eingestellt wurde. Eine defekte Scheinwerferlampe  (Kilometerstand 47 312) geht als Bagatelle durch und wurde mit geringem Aufwand selbst re pariert. Auf Fremdhilfe war der Citroën kurz vor Testende angewiesen, als bei Kilometer 49 068 das Ventil der Abgasrückführung streikte. Der Vierzylinder ließ sich nicht mehr starten, das Reisemobil legte die Strecke bis zur Werkstatt an einer Abschleppstange zurück. Laut Meister kein seltener Defekt bei diesem Motor.

Bordtechnik macht in zwei Punkten auf sich aufmerksam

Zum einen nervte das Navigationsgerät Pioneer Avic F 700 BT mit einem zunehmend unsensiblen Touchscreen-Bildschirm. Die Elektronik folgte oft nicht den Anweisungen des Bedieners. Außerdem dauerte es lange, bis das Display das Bild der Rückfahrkamera anzeigte. Aktuelle Pioneer-Geräte wurden in beiden Punkten überarbeitet. Für Ärger sorgte auch die Truma-Heizung, als sie im zweiten Testwinter unvermittelt ihren Dienst quittierte. Die Diagnose nannte keine eindeutige Ursache, nach Zurücksetzen des Fehlerspeichers in der Steuerung und dem vorsorglichen Austausch des Bedienteils lief die Heizung wieder problemlos an. An der kuscheligen Wandverkleidung rund um das Bett zeichneten sich gegen Testende dunkle Schmutzspuren von den Ausschnitten in den Holmen der Blechkarosserie ab. La Strada empfi ehlt die Reinigung mit Teppichschaum und destilliertem  Wasser.  Außerdem stellte man mittlerweile die Serie um und dichtet diese Aussparungen zusätzlich ab. Das Heckbett selbst erntete Lob. Zwar bietet es mit seinem schmalen Fußbereich nur eine mäßig große Liegefl äche, doch der Liegekomfort überzeugt. Die aufwendige Kombination aus hochwertiger Kaltschaummatratze und punktelastischer Unterfederung ist gelungen. Kritik musste dagegen die starre Konstruktion einstecken. Mancher Fahrer wünschte sich eine Klapplösung, um im Heck sperrige Güter zu transportieren. Diese Option bietet La Strada inzwischen als sogenanntes Variobett an. ste der sehr kompakte Sanitärraum wenig Begeisterung aus. Größeren Personen wurde beim Duschen die ein oder andere Turnübung abverlangt, bei der sich der Duschvorhang um den Körper schlang. Auch auf diese Kritik reagierte La Strada und spendiert dem Modell 2011 in einer neuen Sanitärkabine 15 Prozent mehr Bewegungsfreiheit. Zu diesem Zweck wurden die Einbauten noch stärker in die Mulden des Blechaufbaus integriert. Mit den kompakten Abmessungen der Küche kamen die unterschiedlichen Besatzungen dagegen sehr gut zurecht. auch der nahe gelegene Dinettentisch als Arbeitsfl äche mitgenutzt, zum anderen überzeugte die hochklappbare, und vor allem stabile Arbeitsplatte im Eingangsbereich. Auch der höher montierte Kühlschrank bewährte sich in der Praxis. Für die kommende Saison gönnt La Strada der Küche außerdem einige Verbesserungen. So ersetzen künftig Schubladen den Unterschrank, und die ausklappbare Arbeitsfl äche wird besser integriert sein.

Mit einer Fünf- und einer Elf-Kilogramm-Flasche verfügte der Avanti L über einen etwas ungewöhnlichen Gasvorrat. Doch im Testbetrieb kam man damit besser zurecht als befürchtet, denn die kleine fungierte nur als Notnagel, während man gerade Ersatz für die große Flasche besorgte. Dennoch werden die künftigen Modelle über einen großen Gasvorrat von zwei Elf-Kilo-Flaschen verfügen. Von der hohen Laufl eistung unbeeindruckt präsentiert sich am Testende der Möbelbau. Die soliden, sorgfältig eingepassten Schränke sowie die Beschläge sind fast neuwertig. Nach fast 50 000 Kilometern fährt der La Strada unverändert souverän ohne Knarr- und Klappergeräusche. Und dies nach all den Strapazen, die der Campingbus bei anstrengenden Etappen bis hin zum Reifentest im legendären Contidrom überstehen musste – Respekt.

Fazit

Der La Strada Avanti L macht seinem Namen alle Ehre: Als flotter und zuverlässiger Begleiter im Redaktionsalltag und auf längeren Touren zu zweit war er auf vielen Straßen Europas zu Hause. Selbst einen äußerst strapaziösen Reifentest steckte der Ausbau klaglos weg. Dabei genossen die verschiedenen Besatzungen vor allem den hohen Fahrkomfort und die nur minimalen Geräusche des Ausbaus. Auch der überdurchschnittlich hohe Schlafkomfort spiegelt sich in den Aufzeichnungen der Fahrtenbücher wider. Und auf die Kritikpunkte reagierte der Hersteller bereits mit einer konsequenten Weiterentwicklung.