Ein Hauch Extravaganz

Karmann Ontario 580

Karmann Ontario 580 Ein Hauch Extravaganz

Mit auffallendem Design und ungewöhnlichen Proportionen setzt Karmann den Ontario 580 selbstbewusst in Szene. Ein erster Test klärt seine Qualitäten.

Beim Ontario 580 bewies Karmann den Mut, auch weiterhin eigene Wege zu gehen, denn wer einen Alkoven mit Doppelboden unter 5,70 Metern sucht, findet kaum Alternativen. Gleichzeitig feiert der Ducato damit Premiere im Karmann-Fuhrpark – zwei triftige Gründe für einen Supercheck.

Technische Daten (Stand: März 2007) Hersteller: Karmann Mobil Modell: Karmann Ontario 580 Basisfahrzeug: Fiat Ducato 160 Multijet Typ: Alkoven Preis: ab 47950 EUR Sitze mit Gurt: 4 Schlafplätze: 4 Zul. Gesamtgewicht: 3500 kg Länge: 5647 mm Breite: 2300 mm Höhe: 3240 mm Basismotor: Turbodiesel KW: 116 PS: 157

Basisfahrzeug

Mit einem 157 PS starken Ducato auf Tour zu gehen ist ein echtes Vergnügen. Schließlich erlaubt dieses Kraftpaket eine aktive Teilnahme am Verkehr: Überholvorgänge geraten damit auch beladen nicht zum unkalkulierba­ren Nervenkitzel, und selbst hartnäckige Steigungen verlieren ihren Schrecken. Doch um den sehr hohen Aufbau bei forciertem Tempo gegen den Fahrtwind zu stemmen, ist viel Kraft nötig. Und so rauschen bei zügiger Autobahnfahrt auch schon mal über 16 Liter je 100 Kilometer durch die Einspritzdüsen. Ein Wermutstropfen, den es in Kauf zu nehmen gilt, will man nicht mit dem 130 Multijet etwas kürzer treten.

Mit dem Kraftpaket pendelt sich das Reisetempo bei Tacho 120 bis 130 ein, wobei der Newcomer vom Fiat-Flachrahmen mit breiter hinterer Spur profitiert. Während die Vorderachse einheitlich 1810 mm Spurweite besitzt, stehen für die Hinterachse ab Werk 1790 mm beziehungs­weise 1980 mm wie beim Ontario zur Wahl. Dieser große Abstand zwischen den Hinterrädern füllt die Radhäuser und bietet mehr Fahrstabilität. Durch seinen sehr kurzen Radstand in Kombination mit dem hohen Auf­bau reagiert der Karmann dennoch leicht empfindlich auf Seitenwind und Spurrillen und kann sich in Wechselkurven ein gewisses Eigenleben nicht ganz verkneifen. Während ABS und zwei Airbags serienmäßig an Bord sind, steht ESP nicht zur Wahl.

Vorne sitzt man auch auf langen Strecken sehr angenehm. Die Lehne der Rückbank in Fahrtrichtung steht indes zu steil, und durch die hohe Sitzposition wirken sich Fahrwerksbewegungen hier noch deutlicher aus. Beides ist dem Reisekomfort wenig zuträglich. Auch scheuern die beiden hinteren Dreipunktgurte an ihrer Verkleidung und neigen dazu, sich zu verklemmen.

Aufbau

Außen ziert Alu-Blech die hochwertigen Sandwichwände. Innen sorgt GfK für mehr Stabilität als die sonst häufig verwendete Sperrholzschicht. Das Dach besteht auch außen aus GfK, so dass es voll begehbar und hagelresistent ist. Beim Isoliermaterial setzt Karmann auf feuchtigkeitsresistenten Styrofoam.

Überzeugen konnte die im Reise-Alltag stark beanspruchte Eingangstür, die auch ohne viel Schwung zuverlässig schließt. Bei den Fenstern setzt Karmann auf Dometic-Typen mit Alu-Rahmen. Hier stört lediglich die einfache Verschraubung der Cassettenrollos die Innenoptik. Die Kunststoffschürzen sowie die Heckteile wurden sauber verarbeitet, der Übergang zwischen Fiat-Fahrerhaus und Alkoven ist tadellos.

Enorme Stauraumreserven bietet der 37 Zentimeter hohe Doppelboden. Er ist über drei seitliche Klappen sowie drei Bodenöffnungen im Wohnbereich zugänglich. Einer dieser Zugänge befindet sich in einer der Sitztruhen. Hier steht im Bereich der Sitzfläche eine Ladehöhe von 73 Zentimetern zur Verfügung. Vor dem Urlaub sollte man jedoch Möglichkeiten zur Sicherung der Ladung montieren. Serienmäßig ist der Doppelboden weder unterteilt noch mit Zurrösen bestückt. Eine elegante Lösung ist die Möglichkeit, die ausgefahrene Trittstufe vom Fahrersitz aus einzuklappen.

Ausbau

Durch den Doppelboden und das im Vergleich zum Alko-Tiefrahmen etwas höhere Fiat-Chassis thront die Wohnraumplattform in 107 Zentimeter Höhe. Vier zum Teil recht hohe Stufen führen zu ihr empor, wo man von einem großzügigen Innenraum empfangen wird. Der Grundriss mit der Tür im Heck erlaubt eine Aufteilung in einen Eingangsbereich mit Platz zum Ankleiden, ein Bad sowie einen Wohn-/Küchenbereich. Das 25 Zentimeter tiefer liegende Fahrerhaus wird im Campingbetrieb nicht genutzt.

Der riesige Alkoven thront darüber. Seine enorme Tiefe nimmt man jedoch tagsüber nicht wahr, da dann das vordere Bett mit einem Griff nach oben schwenkt und so elegant den Wohnraum vergrößert. Gleichzeitig entsteht über dem hinteren Bett ein großer Stauraum, der blickgeschützt und absturzsicher das Bettzeug aufnimmt – echt praktisch.
Nachts ist der Alkoven eine prima Ruhestätte, denn auf den beiden je 80 Zentimeter breiten Matratzen liegt man sehr gut. Umlaufende Warmluftausströmer und die textilbespannten Wände sorgen auch bei kalter Witterung für Behaglichkeit. Die Kopffreiheit ist zwar nicht üppig, reicht aber aus. Zusätzlich zur stattlichen Liegefläche steht im Bug über die gesamte Bettlänge eine breite, unterteilte Ablage zur Verfügung. Kritik erntet die Absturzsicherung: Mit nur 20 Zentimetern Höhe ist sie für Kinder ungeeignet. Nachbessern sollte Karmann auch an der vorderen Bettkante: Die dünne Stoffbespannung leidet sehr unter den Haken der Aufstiegsleiter.

In der Dinette bietet tags­über ein stabiler, verschiebbarer Tisch Platz für vier, die vordere Lehne geriet jedoch zum gemütlichen Sitzen zu niedrig. Nachts verwandelt sich die Sitzgruppe mit wenigen Handgriffen in ein ausreichend großes, bequemes Bett für zwei Kinder oder einen Erwachsenen. Praktisch sind die entlang der Stromschiene verschiebbaren Halogenspots über der Sitzgruppe.

Küche

In der Ontario-Kombüse können sich Hobbyköche so richtig austoben. Oder auch mal zu zweit werkeln, ohne dass der Platz ausgeht. Dabei orientiert sich die Ausrüstung am gängigen Standard und bietet außer dem beleuchteten Drahtkorbauszug keine ungewöhnlichen Lösungen. Das Stauraumangebot reicht für vier Personen aus. Um die Schubladen am Klappern zu hindern, verwendet Karmann Schließbleche mit federbelasteten Stiften. Dadurch klemmen jedoch die Drucktastenschlösser beim Öffnen etwas. Ein zwiespältiges Bild bieten die Schubladenauszüge. Zwar freut man sich über die Möglichkeit, die Laden zum Säubern mit einem Griff herausnehmen zu können, sie neigen aber auf schlechten Straßen zum Klappern.

Beim Möbelbau bietet der Ontario robuste Schlösser und Scharniere sowie folienumleim­te Kanten, was in dieser Klasse üblich ist. Der überwiegend sauberen Verarbeitung stehen einige sichtbare Verschraubungen entgegen.

Sanitärraum

Im Verhältnis zu den Fahrzeugmaßen ist das Bad ungewöhnlich groß, die Spiegel verstärken den luftigen Raumeindruck noch. Die pflege­leichte Einrichtung aus glatten Kunststoffteilen ist schlicht verarbeitet und in ähnlicher Form aus dem Verwandten Eura Profila bekannt. Sie bietet mit ei­­nem nicht unterteilten Unterschrank und einem Hängeschrank ausreichenden Stau­raum. Eine Mög­lichkeit, Handtücher zum Trocknen aufzuhängen, gibt es nicht. Auch hat der einzelne Warmluftausströmer im Winter Mühe, das Bad auf eine duschtaugliche Temperatur auf­zu­heizen. Im Gegenzug verwöhnt die Brauseabteilung mit genügend Platz und voller Funktionstüchtigkeit – selbst bei leicht schräg stehendem Fahrzeug.

Bordtechnik

Sauber und schnell lässt sich die Entsorgung erledigen. Die Ablasshähne im Doppelboden sind vom Wohnraum aus bedienbar, und über deren Zugangsklappe ist auch die Druckwasserpumpe erreichbar. Die Installationen und die Revisionsöffnung des Abwassertanks sind gut zugänglich, der Einsatz einer zweiten Aufbaubatterie ist schon vorbereitet.

Mit Blick auf den verfügbaren Stauraum und den Fahrzeugschwerpunkt wäre der Frischwassertank jedoch besser im Doppelboden als in der Sitztruhe montiert. Auch die Heizung im halbleeren Küchenschrank ist ein Fauxpas, denn im Doppelboden darunter steht viel Raum zur Verfügung.

Dank guter Isolierung und gleichmäßiger Wärmeverteilung ist der Ontario voll wintertauglich. Wer regelmäßig sein Mobil im Schnee nutzt, sollte jedoch gleich die stärkere Heizung bestellen. Und auf Wunsch gibt es auch einen zusätzlichen Wärmetauscher im Wohnraum, um während der Fahrt den Aufbau mit der Motorabwärme zu beheizen. Die im Fond recht weit vom Fahrerhaus entfernt sitzenden Mitreisenden freuen sich sicher über diesen Service.

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