Karmann Colorado Andreas Weise

Karmann Colorado

Test Karmann Colorado

Eine langjährige Ehe muss nicht zwangsläufig zu Langeweile führen. Wenn beide Partner ihre eigenen Ideen ausleben, kann es sogar nach Jahrzehnten noch richtig spannend werden – zumindest im Reisemobilbau. Die enge Verbindung von VW und Karmann hat bereits die silberne Hochzeit hinter sich und strebt nun einem neuen Höhepunkt entgegen.
Hohe Erwartungen weckten bereits erste Computerretuschen des Colorado auf VW T5 in promobil (siehe Ausgabe 6/2003). Die zum Caravan-Salon fertig gestellten Prototypen lösen sie ein. Mehr Aufsehen erregte kaum ein Reisemobil in der gemeinsamen Geschichte. Kein Wunder: Fahrgestell und Aufbau haben mit dem Vorgänger allenfalls noch die Grundidee gemeinsam.

Die gemeinsame Aufgabe ging jeder auf seine Weise an. Perfektionist VW steuert mit dem neuen T5 hochwertigste Pkw-Technik bis hin zur Sechsgang-Automatik bei. Gestalterisch fällt der Schritt vom T4 zum T5 jedoch so mutig aus wie die Unterschrift unter einem Bausparvertrag. Das Temperament in der Beziehung kommt zweifellos von Karmann Mobil. Auch hier vernachlässigte man technische Pflichten nicht, verpackte die Neuigkeiten jedoch in einer Hülle mit gewagten Rundungen. Spontan folgt das Auge den Linien des Aufbaus, die an keiner Stelle mit dem Lineal gezogen wurden. Das Dach steigt in einer zweiten Welle in Richtung Heck an, um dort in ein detailverliebt modelliertes Hinterteil überzugehen. Eine wagenbreite Stufe und Kantenprofile mit unteren Einschnürungen im Stil von Flugzeug-Leitwerken – das hat man am Reisemobil noch nicht gesehen. Da nimmt man die sanft gewölbten Seitenwände fast schon als selbstverständlich hin. Dabei stiehlt der feingliedrige Colorado-Aufbau dem bulligen VW T5 nicht die Schau, sondern gibt ihm vielmehr einen ganz eigenen Rahmen. Auch ohne gewollte Harmonie wird eine runde Sache daraus. Am Fahrerhaus selbst legt Karmann nur an einer entscheidenden Stelle Hand an: Die riesigen schwarzen Kunststoffflächen der Transporter-Front weichen einem weißen Stoßfänger.

Stärker noch als beim Außendesign löste sich Karmann in puncto Wohnraumgestaltung vom übermächtigen Partner. Lediglich rund um die vorderen Sitze herrscht die von vielen VW-Fahrern geschätzte strenge Sachlichkeit. Hinter dem Fahrerhaus fühlten sich die Designer von Karmann Mobil hingegen völlig frei. In den vergangenen, für die Karmann-Entwicklung eher ruhigen Jahren haben sich in den Schubladen offenbar die Ideen regelrecht gestapelt. Jedenfalls gewinnt man den Eindruck, dass im neuen Colorado alle Verbesserungsvorschläge zum Thema Innenraumgestaltung auf einen Schlag umgesetzt wurden. Für Karmann-Käufer, die sich an die kühle Schlichtheit der Vorgänger gewöhnt haben, wird der neue Colorado fast zum Kulturschock. Wie in einem prall gefüllten Designermöbelladen muss das Auge erst einmal Halt finden. Da gibt es Leuchtenbaldachine an der Decke, zweifarbig abgesetzte Möbel und Polster, breite Aluminium- und schmale Titanleisten, dekorative Zierkissen oder Küchenelemente im modischen Milchglas-Look. Bestens bekannt kommt Kennern der Marke dagegen der Grundriss des hier vorgestellten Colorado 600 vor. Eine große Sitzgruppe darf im Karmann-Programm nicht fehlen. Doch auch in der klassischen Aufteilung ist jetzt mehr drin. Aus der schmalen Campingküche wurde ein appetitliches Umfeld für einen Urlaubskoch.

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Technische Daten (Stand: Oktober 2003) Hersteller: Karmann Mobil Modell: Colorado 550 Basisfahrzeug: VW T5 Typ: Alkoven Preis: ab 53232 EUR Sitze mit Gurt: 4 Schlafplätze: 4 Zul. Gesamtgewicht: 3500 kg Länge: 5685 mm Breite: 2280 mm Höhe: 2840 mm Basismotor: Diesel KW: 77 PS: 105

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