„Daheim ist, wo ich parke! Aufkleber mit solchen Sprüchen finden sich auf vielen VW-Campern. Und sie sind wahr – seit Jahrzehnten. Alleine der VW California wird schon 25...
„Daheim ist, wo ich parke! Aufkleber mit solchen Sprüchen finden sich auf vielen VW-Campern. Und sie sind wahr – seit Jahrzehnten. Alleine der VW California wird schon 25...
Seit 1950 macht der VW Bus Fernwehsüchtige mobil – auch wenn der damals ab 5975 Mark erhältliche Bulli zunächst nur bescheidene 24,5 PS hat. Seis drum; Westfalia entfacht in den Anfängen mit der Camping Box die Lust am mobilen Reisen: der Beginn einer großartigen Karriere, die mit dem aktuellen California längst nicht zu Ende ist.
Im Lauf der Jahre wird das Interieur anspruchsvoller, doch erst (oder schon) in den 70er Jahren etabliert sich unter dem Namen Berlin schließlich der bis heute beibehaltene Grundriss. Auf der linken Seite reihen sich Küche und Kleiderschrank aneinander, während über dem Heckmotor geschlafen wird. Weitere Liegeplätze finden sich im Aufstelldach, wozu eine gewisse Gelenkigkeit vonnöten ist. Daran hat sich bis heute so wenig geändert wie an der markanten Schiebetür. Sie wird zwar im Lauf der Zeit immer leiser, doch die Fans sind sich ihrer akustischen Präsenz auf den Campingplätzen bewusst, sprechen gerne von der „Ratsch-Bumm-Fraktion“.
1979 erschien die dritte, deutlich kantigere Generation des VW Transporters und mit ihr auch der passende Westfalia, Joker genannt. Und damit sind wir mitten in unserem Vergleich der besonderen Art, den wir mit Fernweh-VW der dritten, vierten und fünften Camper-Generation unternehmen. Das Ziel: eigentlich ein Bus-Treffen in Spanien. In Wirklichkeit aber die Strecke selbst, auf der wir auch etlichen in Eigenregie kreierten VW-Campern begegnen.
Vorerst luftgekühlt ziehen die 80er Jahre ins Land. Selbstausbauten des T3 sind populär. Immerhin muss man 1988 mindestens 45 864 Mark anlegen, wenn man einen Joker sein Eigen nennen will. Das schreckt ab. Die Antwort heißt: California. Für 39.900 Mark verspricht die VW-Werbung eine „mobile Ferienwohnung für vier Personen“. Dabei handelt es sich im Grunde um einen verschlankten Joker, der bei gleichem Konzept deutlich günstiger ist, jedoch ebenfalls von Westfalia ausgebaut wird.
Unser Gefährt für den Weg in den Süden ist einer der ersten California und seit 1989 mit stolzen 95 PS unterwegs. Der 2,1 Liter große Vierzy-linder besticht mit seinem brabbelnden Sound – unverkennbar ein Boxer, trotz Wasserkühlung. Sogar ein Fünfganggetriebe ist inzwischen bereits verbaut. Allerdings findet sich der erste Gang links hinten und nur mit Druck – oder eben nicht, weshalb Neulinge gerne mal im zweiten anfahren.
Nach etwas Eingewöhnung genießt man das Flair der 80er Jahre, im Blick kantige Armaturen. Die weit nach vorne gerückte Sitzposition über der Vorderachse und hinter dem ebenso großen wie flachen Lenkrad gibt es übrigens letztmals im T3, mit dem die Hecktriebler-Ära bei VW zumindest hierzulande zu Ende ging.
Sehr lässig liegt der Arm in der Tür, während der warme Wind des Burgunds durch die Ausstellfenster weht. Rasch pendelt man sich selbst auf Autobahnen bei 100 bis 120 km/h ein, was den Verbrauch bei zehn Litern hält – und Knöllchen verhindert. Mag sein, dass T3-Fahrer deshalb oft so tiefenentspannt sind?
Abends darf man dann das großzügige Innere genießen. Waren die Westfalia-T3 einst recht bieder, herrschen Ende der 80er helle Farben vor. Zwar kann man den linken Sitz anders als den rechten wegen der Küche nur um 90 Grad drehen. Doch tut dies dem famosen Platzangebot keinen Abbruch: Wer sich gegenüber sitzt, muss sich zum Anstoßen weit vorbeugen. Auch die bis zu vier Schlafplätze sind ordentlich dimensioniert. Bei kühlem Wetter dormiert man indes mangels Isolation oben besser unten.
Im Falle unseres mit einem festen Hochdach gewappneten T4 aus der Oldtimersammlung von VW Nutzfahrzeuge ist das freilich unerheblich, haben wir doch den Flaggschiff-VW-Camper der 90er vor uns: den auf dem langen Radstand aufbauenden California Exclusive. Als unser blaues Raumwunder anno 1999 vom Band läuft, ist übrigens auch der große Systemwechsel verdaut. Bekanntlich sitzt der Motor im VW Bus seit 1990 vorne.
Und – es ist ein Diesel, ein Fünfzylinder mit 102 PS macht dem rund 2,40 Meter hohen Hotel auf Rädern Beine. Inzwischen spielen schon die druckvollen, bis zu 150 PS starken TDI die erste Geige. Die reiselustige Klientel ist auch vom Verbrauch der modernen Selbstzünder und der resultierenden Reichweite begeistert. Im Schnitt kann man mit acht Litern auskommen, wobei auf dem Weg durch die gebirgige Auvergne auch die Motorkraft geschätzt wird. Wo ein T3 gern mal den Verkehr einbremst, zieht dieser T4 ungerührt voran.
Im Innern bietet der Exclusive gegenüber dem normalen T4-California einen komplett abgewandelten Grundriss, der sich dem langen Radstand verdankt. Vorne das Wohnzimmer, dahinter eine L-förmige Küche und im Heck die Sanitärabteilung. Zwar mangelt es an einer Dusche, eine für Stationen auf Reisemobilstellplätzen so sinnige Toilette ist jedoch an Bord. Als formidable Schlafstatt dient das Alkoven-Dachbett, und die seitlichen Fenster im Obergeschoss lassen dank Insektenrollos genügend Luft ins Innere.
Inzwischen sind wir nämlich in Spanien, hinter der schrägen Frontscheibe des aktuellen T5 staut sich die Wärme, man freut sich über die komfortable Klimaanlage.
Doch auch in anderen Belangen besticht der Ausbau des jüngsten Sprosses einer grandiosen Idee mit Perfektion. Der Grundriss orientiert sich nach wie vor am „Berlin-T2“. Details wie die Aluminium-Möbel oder das elektrohydraulische Klappdach zeugen jedoch von der steten Entwicklung. Seit 2003 wird der California nicht mehr bei Westfalia, sondern von VW in Eigenregie gefertigt. 100.000 sind es kürzlich gewesen.
Noch ein Jubiläum also, wobei das Sondermodell „Edition“ vor allem jene 25 Jahre feiert, die der California nun schon unterwegs ist. Weiße Möbel, ein schwarzes Dach oder der Allradantrieb sind heute angesagt, bei Preisen bis 66.176 Euro. Dann übertrifft der aktuelle California seinen Urahn von 1950 aber auch um 155,5 PS – an der charmanten Idee individuellen Reisens hat sich jedoch nur wenig geändert. Was für ein Glück!
Mitte Juni 2013 lockte die 10. Auflage des „Furgo Volkswagen” an die Costa Brava – und die europäische VW-Szene machte sich auf den Weg in die Sonne Spaniens. Dabei nutzten auch zahlreiche deutsche Fans das Treffen als willkommenen Anlass, um in den Süden zu rollen – wobei die Route über französische Seitenstraßen trotz der längeren Strecke deutlich mehr Laune macht.
Das auf dem Campingplatz La Ballena Alegre Costa Brava bei Girona stattfindende Treffen lockt jedes Jahr mehrere hundert Fahrzeuge aller VW-Bus-Generationen, wobei der direkt angrenzende Strand, Ausfahrten oder diverse launige Spontanaktionen der Teilnehmer für eine ausgesprochen lockere Atmosphäre sorgen.