Joint E 31
Billigheimer

Joint steht für Kampfpreise. Der erste Test zeigt, was vom Schnäppchen namens E 31 zu halten ist.

Billigheimer

Vor nicht allzu langer Zeit bedeutete „billig" ein abschätziges Urteil. Billigprodukten haftete ein Geruch von Armut an. Heute liegen billige Angebote im Trend; ihre Käufer gelten als besonders clever. Da macht der Reisemobilmarkt keine Ausnahme.
Aus dem Nichts heraus hat sich die spanische Marke Joint etabliert. Die 2002 neu errichtete Fabrik spuckt Alkovenmobile und Teilintegrierte zu Discountpreisen aus. Deutlich unter 30 000 Euro kostet der getestete Joint E 31. Was kann der Spanier wirklich, dessen Name laut Duden eine Haschisch-haltige Zigarette bezeichnet?

Nicht berauschend, aber proper kommt das Alkovenmobil mit seiner kecken Dachrundung daher. Am sonst schlicht gehaltenen Aufbau lassen sich keine groben Ausrutscher erkennen. Sparsamkeit zeigt vielmehr das Fehlen einer zusätzlichen Trittstufe, ebenso der Einsatz einfacher Schlösser an den Außenklappen, die einen kräftigen Dreh am Schlüssel erfordern. Statt aufwendige Jalousiesysteme im Fahrerhaus zu installieren, legt Joint einfach Isomatten für die Bugscheiben bei – wenig wohnlich, doch durchaus praktisch.

Das Fahrerhaus selbst sieht beim Joint nicht anders aus als bei vielen teureren Reisemobilen mit Fiat-Fahrgestell. Dennoch ist Ducato nicht gleich Ducato. Die Grundversion des E 31 muss mit drei Tonnen Gesamtgewicht und 84 PS auskommen. Ein rasch überladenes und überfordertes Verkehrshindernis? Nicht unbedingt. Für zwei Personen können gut 400 Kilogramm Zuladung ausreichen. Die gefühlte Leistung des 2,0-Liter-Motors verdient im leichten E 31 das Prädikat befriedigend. Überraschend flink bewegt sich das wendige Alkovenmobil auf Landstraßen. Mehr Motorkraft vermisst man erst während ausgedehnter Autobahnetappen, wo der ständig korrekturbedürftige Geradeauslauf den Fahrer zusätzlich Nerven kostet. Entspannend wirkt der Joint am Urlaubsort. Auf seiner knappen Grundfläche hat der E 31 eine Menge zu bieten. Da wären erst einmal die hinreichend sauber verarbeiteten Möbel selbst. Zusammen mit den leuchtend blauen Stoffen weisen sie die Tristesse früherer Billigheimer weit von sich.

Die Sitzgruppe nutzt das Fahrerhaus mit, was zu zweit, notfalls auch zu dritt passabel funktioniert. Der dritte Mann kann hier ohne übertriebenen Umbauaufwand auch nächtigen. In der Küche muss man sich mit zwei Kocherflammen bescheiden, genießt aber sonst ausreichend Arbeits- und Abstellplatz. Auch das Bad profitiert vom originellen Grundriss des E 31: Eine separate Duschwanne mit Sitzmöglichkeit und Trennvorhang machen auf Anhieb einen fast luxuriösen Eindruck. Den untergraben hinwiederum hier und da labil wirkende Kunststoffteile mit ihren sichtbaren Verschraubungen. Am Fenster fehlt ein Mückenschutzrollo. Als wahre Wundertüte entpuppt sich der Kleiderschrank. Hinter der üblichen Stange stehen geräumige Wäschefächer zur Verfügung, rechts davon gibt es eine Durchlademöglichkeit zum ebenfalls überraschend großen und hohen Außenstaufach.

Daran gemessen kommt das Alkovenbett etwas zu kurz. Die spitze Nase des Joint schränkt die ohnehin nicht üppige Kopffreiheit spürbar ein; der vorne Liegende rutscht früher oder später in die Bettmitte. Das macht die Koje enger, als es die Matratzenbreite von 1,42 Meter vermuten lässt – unnötig, weil nicht unbedingt kostensenkend. Gespart wird schließlich schon an anderer Stelle. So hat die Absturzsicherung kleinen Kindern zu wenig entgegenzusetzen. Anstelle eines klappbaren Alkovenbodens begnügt sich der Joint mit einem schiebbaren und daher weniger handlichen Mechanismus. Auf der Halbdinettebank stört das rasch durchgesessene und rutschende Sitzpolster und die zu steile Lehne. Dazu mangelt es an Helligkeit. Tagsüber vermisst man eine zentrale Dachhaube, nachts eine wirkungsvollere Beleuchtung. Angenehm: Der einzig vorhandene Dachlüfter weist einen elektrischen Ventilator auf, der nach heißen Tagen schnell abendliche Kühle in den Wagen fächelt. Doch nicht nur an diesem Detail erkennt man die südliche Herkunft des Joint.

Auf das Nötigste beschränkt sich die Heizungsanlage des E 31. Gegen das unisolierte Fahrerhaus hat der einzige Ausströmer an der Sitzgruppe im Winter keine faire Chance. Überdies würde die Abwasseranlage bei frostigen Temperaturen ohnehin bald einfrieren. Ein Billigheimer im wörtlichen Sinne ist der Joint damit nicht. Schließlich liegt die (von Schnäppchenjägern völlig unberührte) Gemeinde Billigheim am Rande des Odenwalds, wo es wintertags schon einmal empfindlich kalt werden kann.

Technische Daten (Stand: August 2005) Hersteller: Joint Modell: Joint E 31 Basisfahrzeug: Fiat Ducato 11 Typ: Alkoven Preis: ab 27610 EUR Sitze mit Gurt: 4 Schlafplätze: 3 Zul. Gesamtgewicht: 3000 kg Länge: 5380 mm Breite: 2330 mm Höhe: 2955 mm Basismotor: Turbodiesel KW: 62 PS: 84