Der Kompakte

Hymer Van Der Kompakte

Wenn der Marktführer in die Reisemobil-Kompaktklasse einsteigt, darf man Besonderes erwarten. Erste Exklusivbilder des Hymer Van.

Die Automobilindustrie hat es vorgemacht. Das einstige Auto schlechthin, die klassische Limousine, rechnen Marktforscher längst zu den Auslaufmodellen.

Gefragt sind vielmehr Crossover-Ideen, also Fahrzeuge, die sich ungezwungen der Elemente der traditionellen Bauformen, wie etwa Geländewagen, Cabrio oder Kombi, bedienen. Durch sorgfältiges Mischen aktueller Trends entstehen immer neue, überraschende Konzepte. Mehr und mehr Großserienhersteller bedienen so lukrative Randbereiche des Markts, loten gleichzeitig neue Nischen aus.

Wie gut sich dieses Denken auf die Reisemobilentwicklung übertragen lässt, führt der neue Hymer Van vor Augen. Kurz und knackig geformt, kommt er wie ein Campingbus daher. Bei näherem Hinsehen drängt sich der Vergleich mit Teilintegrierten auf: An das Original-Fahrerhaus schließt sich ein flacher Aufbau an. Der geglückte Übergang zwischen Auto und Reisemobil lässt sogar einen Moment lang an Integrierte denken.
Im Vergleich zu sämtlichen klassischen Reisemobilaufbauten bleibt die Neuschöpfung in jedem Fall ein gutes Stück schlanker. Zu welcher Kategorie darf man sie also zählen?
Dankbar nimmt der Betrachter den von Hymer mitgelieferten Namen Van an. Hierzulande steht der Begriff für geräumige und besonders vielseitige Fahrzeuge aller Größenklassen – eine Charakterisierung, die das Wesen des Hymer Van genau trifft. Trotz gerader Seitenwände fährt er sich so handlich wie ein ausgewachsener Kastenwagen, ein Typ für alle Tage eben.

Doch wie passt der Van ins bekannte Hymer-Programm? Hat der Marktführer mit dem vielbeachteten Exsis nicht bereits ein solches Crossover-Konzept im Programm? Bei genauer Betrachtung erschöpfen sich die Parallelen zwischen Exsis und Hymer Van in einem bewusst schmal gehaltenen Aufbau. Der Van ist ein wenig länger, aber ein gutes Stück flacher – und von der Idee her geradliniger.

Wo sich der Exsis mit einer ebenso aufregenden wie aufwendigen Bugpartie in Szene setzt, begnügt sich der Van mit dem unveränderten Transporterfahrerhaus. Und statt einen kunstvollen Grundriss auf zwei Etagen zu arrangieren, übernimmt der Van ein bestens bewährtes Inventar aus der reisemobilen Kompaktklasse. Durch Verzicht auf kostspielige Extravaganzen kann sich der neue Hymer Van auch bei der Preisgestaltung klar vom Prestigeobjekt Exsis absetzen. Bei Hymer geht man von rund 35 000 Euro aus. Das ist auch bei den Kompaktmodellen eine starke Ansage. Teilintegrierte kosten in der Regel deutlich mehr, Campingbusse kaum weniger. Bei alledem wirkt der Hymer Van nicht unbedingt billiger als etwa ein Exsis. Erst recht, wenn das Modell wie der erste Prototyp mit einer Metallic-Lackierung versehen ist. Was man erst auf den zweiten Blick erkennt: Das grau-blaue Fahrerhaus und die blau-graue Aufbaulackierung bilden einen dezenten Kontrast. Wer mehr davon will – bitte sehr: Wie wäre es beispielsweise mit einem leuchtend roten Fahrerhaus und silbernen Seitenwänden? Vier Farbkombinationen werden zu haben sein. Den optischen Zusammenhalt sichert die Formgebung selbst. Designer des Hymer IDC fanden eine durchgehende Linie, die dem Namen Van gerecht wird. Trotz planer Seitenwände wirkt der Aufbau nicht wie aus Bauklötzen zusammengesetzt. Sanft wölben sich Dach und Heckpartie zum Anschluss an die Wand. Auch in Richtung Fahrerhaus endet die Wand nicht mit einer fantasielos senkrechten Linie, sondern mit einer kühnen Kurve. Die Tatsache, dass sich hier ein Ford Transit anschließt, führt inzwischen nicht mehr zu erstaunten Blicken. Der Hymer Van steht nur als weiteres Indiz dafür, dass sich der aktuelle Transit als Basisfahrzeug etabliert hat. Im Hymer-Programm ist der Ford nach langer Pause freilich ein Novum (siehe auch Kasten auf Seite 8). Ohne Wenn und Aber baut der Van auf die frontgetriebene Flachboden-Ausführung mit 2,0-Liter-Turbodiesel und 125 PS. Lange Diskussionen über den richtigen Zuschnitt der Einrichtung vermeidet der Hymer Van ebenso entschieden.

Im ersten Anlauf wird es nur einen Grundriss geben; dieser jedoch erfüllt alle gängigen Ansprüche an Reisemobile dieser Größenordnung. Fast schon eine Selbstverständlichkeit: die Halbdinette. So kann man im Alltag problemlos auch zu viert unterwegs sein. Die große Tour bleibt Paaren vorbehalten, der eigentlichen Zielgruppe. Zwei Personen genießen hier mehr Bewegungsfreiheit als in einem ausgebauten Kastenwagen. Die Van-Einrichtung braucht dabei den Vergleich zu größeren Teilintegrierten nicht zu scheuen. Das hoch gelegte Querbett verlangt beim Schlafengehen und Aufstehen etwas mehr Gelenkigkeit als übliche Längsbetten in T-Modellen. Doch kann es mit passablen Abmessungen und mit einer uneingeschränkt rechteckigen Form aufwarten. Eine Etage tiefer kommt die Bettfläche dem Stauraum zugute. Wie bei Teilintegrierten reicht der Raum nicht zum Fahrradtransport. Er genügt aber für das gute Gefühl, sich nicht wie ein Flugtourist zweimal nach der Notwendigkeit jedes einzelnen Gepäckstücks fragen zu müssen. Wahren Luxus wie eine separate Dusche erwartet wohl niemand in einem Van, ebenso wenig ein ausladendes Kochstudio. In Bad und Küche geht es mehr darum, alles an Bord zu wissen, was man zur Unabhängigkeit unbedingt braucht. Wie einfach gute Ideen manchmal sein können, beweist der Halter für Zeitschriften und Landkarten: Ein auch optisch spannendes Gummiband oberhalb der Sitzbanklehne hält Kleinkram fest – und gleichzeitig in Griffweite. Ein nettes Detail, das sich in Kürze auch in anderen Hymer-Wohnräumen wiederfinden wird. So ist der neue Van nicht einfach nur eine weitere Modellreihe. Er bringt frische Ideen und eine Portion Farbe ins Hymer-Programm. Sein Konzept eröffnet der Marke neue Zielgruppen und führt ganz nebenbei den Ford als Basisfahrzeug im Hause ein. Wenn schon, denn schon.

Technische Daten (Stand: Juni 2005) Hersteller: Hymer Modell: Van 522 Basisfahrzeug: Ford Transit FT 350 M Typ: Teilintegrierter Preis: ab 35000 EUR Sitze mit Gurt: 4 Schlafplätze: 2 Zul. Gesamtgewicht: 3500 kg Länge: 5950 mm Breite: 2140 mm Höhe: 2650 mm Basismotor: Turbodiesel KW: 92 PS: 125

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