Die erfolgreichen Integrierten stehen bei Hymer stets im Mittelpunkt. Da übersieht man leicht, dass die Marke ebenso Alkovenmodelle zu attraktiven Einstiegspreisen anbietet. Auch die Camp-Baureihe hat eine lange Tradition, die in den vergangenen Jahren jedoch vom Kurswechsel geprägt ist: Vom eigenen hohen Anspruch zur Rückbesinnung auf ein möglichst gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Technische Daten (Stand: Dezember 2006) Hersteller: Hymer Modell: Hymer Camp 622 CL Basisfahrzeug: Ford Transit 2.2 TDCi 350 L Typ: Alkoven Preis: ab 40970 EUR Sitze mit Gurt: 5 Schlafplätze: 5-6 Zul. Gesamtgewicht: 3500 kg Länge: 6590 mm Breite: 2350 mm Höhe: 2970 mm Basismotor: Turbodiesel KW: 96 PS: 130
Die aktuelle Antwort, die Hymer auf die Fragen des Marktes gibt, sind die zwei Camp-Linien, SL und CL. Während der SL auf dem neuen Fiat Ducato mit Flachrahmen basiert und einen Doppelboden aufweist, setzt der schlichter ausgestattete CL auf den facegelifteten Ford Transit mit Frontantrieb und Plattformrahmen. Mit dem Basisfahrzeug änderte sich aber auch die Aufbaukonstruktion – Grund genug, den Einsteiger-Hymer einem Supercheck zu unterziehen.
Basisfahrzeug
Auch wenn der Transit für junge Camp-Fans eine neue Erfahrung darstellt, so sind sich die Marken Hymer und Ford doch keineswegs fremd – allenfalls fremd geworden. So gab es bereits in der Anfangszeit der Integrierten Hymermobile auf Ford und bis Mitte der 90er Jahre auch Alkovenmodelle auf Transit-Basis.
Der aktuelle Camp-CL-Fahrer profitiert nun von den jüngsten Verbesserungen, die dem Transit zum Facelift zuteil wurden. Ein moderner, leistungswilliger 130-PS-Motor sorgt optional für ansprechenden Vortrieb. Die 110-PS-Serienmotorisierung zwingt sicherlich zu einer gemütlicheren Gangart, besonders auf der Autobahn. Dazu gibt es eine knackige Armaturenbrett-Fünfgangschaltung und auch einige Helferlein wie Tempomat, zwei Airbags, ABS und ASR, die Hymer serienmäßig beipackt.
Von Letzterem spürt man allerdings wenig, wenn das Mobil bei Nässe mit dem kurveninneren Rad haltlos durchdreht. Die oft als unpassend empfundene Fahrersitzposition im Transit stellt sich im Camp 622 CL weniger dramatisch dar ohne die sitzerhöhende Drehkonsole.
Auf kurviger Landstraße hilft das griffige Lenkrad und die nun direkter ausgelegte Lenkung, den wegen der eher weichen Federung spürbar wankenden Aufbau im Zaum zu halten. Nach etwas Eingewöhnung gelingt dies ohne Probleme, zumindest solange keine stark heckseitige Beladung Lenkung und Traktion beeinträchtigt.
Aufbau
Eine hochwertige Kabinenkonstruktion ist schon länger hervorstechendstes Merkmal der günstigsten Hymer-Baureihe. Die Neuauflage bleibt jedoch nicht bei den PU-geschäumten Sandwichplatten für Dach und Wände stehen, die ohne Holzverstärkungen auskommen. Selbst die elegant umgebogenen und verklebten Aufbaukanten der anderen Hymer-Baureihen zieren nun auch den Camp CL. Dazu kommen zwei aufwendig geformte GfK-Schalen, die zusammen den Alkoven bilden und gemeinsam mit der optional blauen, roten oder silbernen Farbgestaltung nun auch sichtbar ein modernes Erscheinungsbild ergeben.
Seitenschürzen aus Aluminium und solide Stautüren und -klappen mit eingesenkten Griffplattenschlössern tun ein Übriges, um dem Aufbau eine weit über Klassendurchschnitt angesiedelte Stellung zu sichern. Stöße und Fugen sind mit Gummikedern abgedeckt oder überwiegend sauber verfugt. Nicht mehr als Standard repräsentieren allerdings die vorgehängten Fenster mit Riegeln ohne Sicherungsknopf.
Ausbau: Im Interieur hat sich der Camp weit weniger verändert. Ausbaustil, Möbeldekor, ja sogar die Auswahl der zwölf Polsterstoffe – drei davon aufpreisfrei – ist nahezu gleich geblieben. Die Hängeschrankklappen profilieren sich durch gebogene Fronten. Leicht zu bedienen sind die Bügelgriffschlösser nach dem Hakenschnäpperprinzip.
Klappergeräusche werden – zumindest im Neuzustand – durch ein- bis zweilagig aufgeklebte Schaumstoff-Fleckchen unterbunden. Unterhalb der Hängeschränke finden sich die optisch zwar ein wenig verpönten, aber doch praktischen offenen Ablagen. Ein mattsilbernes Kunststoffrohr dient vorn als Rüttelkante und gefälliger Abschluss.
Platz für Kleidung bietet zudem der großzügige Kleiderschrank hinter dem Beifahrersitz mit einem Extrafach obendrüber, das einen Flach-Fernseher aufnehmen kann. Weiteren Stauraum verspricht die vordere Sitztruhe, die aufgrund des umständlichen Zugangs und empfindlicher Bordtechnik-Installationen aber kaum zu gebrauchen ist. Ihren Part übernimmt das ungewöhnliche Truhenfach, das sich rechts zwischen Küche und Heckbetten auftut. Je nachdem, was man laden möchte, erscheint es praktisch oder nicht. Für Familien, die angesichts des knappen Hängeschrankraums noch weitere Kleidung verstauen müssen, wären Schubladen hilfreicher. Zumal sich sperrigeres Gepäck im Heckstauraum unterbringen lässt. Bereits mit abgesenktem Bett ist ein ordentliches Stauvolumen vorhanden, hochgeklappt wird daraus eine Garage für den Familienfuhrpark – solide Zurrösen fehlen nicht.
Erholung versprechen die Betten mit Lattenrosten und angemessenen Liegemaßen rundum. Bei der Matratzendicke gönnt Hymer den Etagenschläfern vier Zentimeter mehr als im Alkoven. Verkehrte Welt, denn Warnhinweise an den Stockbetten lassen eine maximale Belastung von 80 Kilo zu. Erwachsenen wird also eher das Oberstübchen zugewiesen. Neben der Matratzendicke verlangt hier auch die nur ganz am Einstieg standesgemäße Kopffreiheit Kompromisse. Belüftung, Beleuchtung und Absturzsicherung sind an allen Betten vorhanden. Ablagemöglichkeiten nur in den angrenzenden Schrankbereichen.
Küche
Nett anzusehen sind der kreisrunde Kocher und die ebenso geformte Spüle. Dazwischen bleibt noch ein Stück reine Arbeitsfläche übrig. Positiv am Kocher zu vermelden ist
der Piezozünder, negativ der geringe Abstand zwischen den vorderen Flammen und den Bedienelementen. Am Auftischhahn mit bogenförmigem Auslauf lässt sich auch mal ein großer Nudeltopf mit Wasser füllen. Besonders hervorzuheben ist die großzügige Besteckschublade. Darüber hinaus bleibt im Unterschrank nur wenig Stauraum, bedingt durch Kühlschrank und Radkasten.
Sanitärraum
Auch in Bad und Dusche setzt der Camp CL auf die ansprechende Ausstattung des Vorgängers Camp Classic. Der zuletzt kritisierte einfache Waschtischhahn wurde inzwischen durch eine hochwertigere Einhebel-Mischarmatur ersetzt. Für die dreiflüglige Faltwand der Duschkabine muss aber nach wie vor extra bezahlt werden. Steht sie offen, ist das Raumgefühl großzügig. Allerdings beschränkt ein Absatz unter dem Waschtisch die Fußfreiheit genau wie in der Dusche. Kinder freuen sich indes an der Stufe, die als Aufstiegshilfe zum Waschbecken dienen kann.
Bordtechnik
Die Wasseranlage wird Hymer-typisch von einer Tandemtauchpumpe angetrieben. Keine Markenspezialität mehr ist dagegen die Verwendung eines Frischwassertanks, der, je nach Auslauf, 70 oder 120 Liter fassen kann. Der Abwassertank nimmt 100 Liter auf – in der isolierten und beheizten Version jedoch nur 80. Weiterer Aufpreisposten für Wintercamper ist die Warmluftversorgung des Alkovens. Die starke Truma- 6002er-Heizung ist dagegen serienmäßig dabei. Die Wärme gelangt schon nach kurzer Zeit zu allen Ausströmern, vom Fahrerhaus bis zur Heckgarage und auch ans Alkovenbett.
Auch hier hat sich Hymer die Kritik der letzten Tests offenbar zu Herzen genommen – zum Nutzen und Vergnügen junger Camp-CL-Familien. Eltern mit spitzem Bleistift reiben sich allerdings verdutzt die Augen beim Blick auf die undurchsichtige Paket-Aufpreispolitik. Serienausstattung wird hier noch einmal aufgeführt, um die Paketumfänge zu schönen.