Nicht erst der Hymer-Schriftzug im Grill macht deutlich: Hier kommt die neueste Generation des Erfolgsintegrierten aus Bad Waldsee. Auch die rundliche Frontmaske war von Anfang an Kennzeichen der oberschwäbischen Vorzeigemobile.
Technische Daten (Stand: Januar 2007) Hersteller: Hymer Modell: Hymer B-Klasse 504 CL Basisfahrzeug: Fiat Ducato 130 Multijet Typ: Integrierter Preis: ab 51800 EUR Sitze mit Gurt: 4 Schlafplätze: 3/4 Zul. Gesamtgewicht: 3500 kg Länge: 5990 mm Breite: 2350 mm Höhe: 2900 mm Basismotor: Turbodiesel KW: 96 PS: 130
Das Modelljahr 2007 betont diese Formgebung stärker denn je, denn die einzelnen Teile der Front, wie etwa Scheibe, Scheinwerfer und Grill, fügen sich bündig in die glattflächige GfK-Maske.
Da wird die Mobilwäsche fast schon zum sinnlichen Erlebnis, wenn die Schaumbürste über die glatten Rundungen streichelt. Flächen sauber aneinander zu stoßen ist allerdings deutlich schwieriger, als sie überlappend anzuordnen, wie es in der Produktion der Reisemobile weithin üblich ist.
Hymer traut sich dennoch, den Pkw-Herstellern nachzueifern, und erreicht schon in
der ersten Serien-Charge eine beachtliche Fertigungsqualität. Freilich ist das Toleranzniveau noch ein gutes Stück entfernt von spaltmaßverliebten Automarken wie etwa VW. Nicht unbedingt einfacher wird die Sache, wenn unterschiedliche Materialien ins Spiel kommen.
In der B-Klasse-Front müssen die Scheinwerfer mit Echtglasscheibe, die Lüftungsgitter aus Kunststoffspritzguss und die GfK-Motorhaube sauber zusammenfinden.
Zudem wird die Windschutzscheibe erstmals eingeklebt und nicht in eine Gummidichtung eingesetzt. Auch bei dieser moderneren Technik sind geringe Fertigungstoleranzen absolute Voraussetzung, insbesondere auch wegen der drei Scheibenwischerachsen, die im unteren Bereich die Scheibe durchstoßen. So weit, so gut, doch was hat der Nutzer von der Neugestaltung der Front? Beispielsweise eine sauber öffnende Motorhaube, die wie beim Ducato-Fahrerhaus mittels des Originalhebels im Fahrertürrahmen entriegelt wird. Übrigens auch dann, wenn der Kunde die optionale Pforte nicht mitordert.
Praktische Vorteile bieten auch die exklusiv für Hymer gefertigten Kombinationsscheinwerfer von Hella. Die fünfläufige Lampenbatterie bietet neben Blinker, Fern-, Abblend- und Standlicht auch ein spezielles Tagfahrlicht, das sich beim Zündungsstart automatisch einschaltet und der entsprechenden Lichtpflicht, die in immer mehr Ländern besteht, Genüge tut. Auf Dauer vorteilhaft ist zudem das im Vergleich zu Kunststoff weniger kratzempfindliche Echtglas, das alle fünf Lampen überspannt. Nur gegen Aufpreis gibt es beim CL Nebelscheinwerfer im Bugspoiler, neuerdings mit statischem Kurvenlicht.
Auf dem Fahrersitz angekommen, bietet sich dem B-Klasse-Kenner das vertraute Panorama-Bild. Das vertikale Sichtfeld ist relativ knapp, knapper, als es von außen erscheint – wegen der breiten Kleberänder der Scheibe. Die vorne hochgezogene Armaturenbrettverlängerung und die Verkleidungsteile der Faltverdunkelung stanzen für die Insassen ein scharf begrenztes Rechteck aus dem Horizont.
Noch eingeschränkter ist der Fahrerblick nach schräg links vorn. Die Cassette der Faltjalousie an der B-Säule behindert die Sicht in die (aufpreispflichtigen) hängenden Spiegel und auf die Straße.
Entspanntes Fahren fördert die gute Motorlärmdämmung wie auch der rundum zufriedenstellende 130-PS-Motor. Der kurze Drei-Meter-Radstand wirkt sich positiv auf die Wendigkeit aus, negativ durch eine gewisse Nervosität im Geradeauslauf. Dazu kommt ein schwammiges Lenkgefühl, das jedoch zu einem Gutteil auf das Konto der weichen Winterreifen zu gehen scheint. Im Gegensatz zum edleren SL-Bruder basiert der B-CL auf dem Ducato mit klassischem Leiterrahmen. Einen Doppelboden sucht man daher vergeblich – groß sind die daraus resultierenden Nachteile allerdings nicht. Die Bordtechnik ist dennoch frostgeschützt und der Abwassertank isoliert und beheizt.
Durch die Heckabsenkung wächst der Stauraum unter dem Einzelbett zur Fahrradgarage mit komfortabler Ausstattung wie Zurrösen, Ordnungssystem und zwei soliden Türen mit Doppeldichtungen. Für Kleinteile steht zudem eine Außenschublade bereit. Für die Zwei-Personen-Besatzung bietet der kompakte 504 auch genügend Schrankraum. Mit drei Reisenden, wie in der getesteten Einzelbett-/Garagenvariante (Aufpreis 1020 Euro) möglich, oder gar mit vier Personen in der Serienversion mit Etagenbetten muss man dagegen mit Stauraum haushalten.
Die Sitztruhen sind durch Frischwassertank und Bordbatterie belegt. Die Sitzgruppe dagegen kann es gut mit vier Personen aufnehmen. Der Tisch mit geschickt geformter Platte und Kreuzschlitten ist von jedem Platz erreichbar. Hochwertiger Polsterschaum trägt zum Sitzkomfort bei. Wenig Auffälligkeiten sind aus der Küche zu vermelden, und wenn, dann positive: die großzügige Besteckschublade, die Piezozündung des Kochers und die sparsame, gleichmäßig ausleuchtende Transistorleuchte unter den Hängeschränken.
Ähnliches gilt für die Betten mit Federkernmatratzen auf Lattenrosten, brauchbaren Liegemaßen sowie stabiler Leiter oder Trittstufe für den Einstieg. Lediglich die Kopffreiheit am Heckbett leidet unter den wuchtigen Hängeschränken.
Zum Wohle der kompakten Außenlänge fällt der Sanitärraum relativ klein aus. Pfiffig ist die aus dem Vorgänger bekannte Klappwand, mit der nach wenigen Handgriffen eine Duschkabine entsteht. Insgesamt geht es aber schon beengt zu, und der Radkasten schränkt die Beinfreiheit zusätzlich ein – beim Duschen wie beim Waschen.
Noch ein Wort zum Preis: Die Mehrwertsteuer-Erhöhung katapultiert den B 504 CL über die 50 000er-Marke, doch schon zum alten Satz war der Grundpreis eher Formsache. Wegen der fast obligatorischen Ausstattungspakete sollte man eher mit rund 60 000 Euro rechnen.