Ford Euroline

Test Ford Euroline

Er ist ein Wandler zwischen Alltag, Freizeit und Arbeit. Unterwegs auf einem schwierigen Weg mit Hindernissen.

Einen Platzhirsch herauszufordern ist aller Ehren wert. doch der VW Multivan, dem Euroline das Revier streitig macht, als der Maßstab bei den kompakten Freizeitmobilen. Pikant: Der 28 750 Euro teure Ford Euroline stammt wie Multivan von Westfalia. Vier versenkte Metallschienen im Boden bilden die bewährte Basis für den Spagat zwischen Alltagsfahrzeug und Freizeit- und Büromobil. Weiteren Anteil daran hat die Klappbank mit ihrer vorteilhaft großen Liegefläche. Jedoch schmälern die drei integrierten Dreipunktgurte den Schlafkomfort. Vorher muss allerdings die gesamte Bank nach vorn gezogen werden, damit die Rückenlehne bündig mit der klappbaren Bettverlängerung abschließt. Beim Testwagen streikte der Schiebemechanismus, die Bank blieb wie angeschweißt stehen. Manko des Euroline: Sitzfläche und Rückenlehnen der Bank sind konturlos.

Bei zusätzlichem Platzbedarf im Mobil bietet Ford zwei Einzelsitze für die mittlere Sitzreihe an. Mit integrierten Dreipunktgurten, Armlehnen und Drehkonsolen ergeben sie vollwertige Sessel. Sie wiegen jedoch je 50 Kilogramm und sind so hoch, dass große Personen in Liegestellung reisen müssen. Die niedrige Decke mit den Kanälen der Zusatzheizung und entsprechenden Ausströmern trägt das Ihre dazu bei. Unverständlich: Nicht einmal gegen Aufpreis bietet Ford eine Aufrüstung der Diesel-Zusatzheizung zur Standheizung an. Ein verschiebbarer Klapptisch mit Getränkehaltern bildet mit den gedrehten Vordersitzen die Sitzgruppe. Auch hier im Fahrerhaus stoßen große Piloten mit dem Kopf an die Decke, ärgern sich zudem über die zu niedrige Gurtführung, freuen sich andererseits über eine Vielzahl praktischer Ablagen. Zum echten Grenzgänger zwischen Arbeitswelt und Freizeit wird der Euroline mit dem 1000 Euro teuren Büromodul, montiert an Stelle eines zweiten Einzelsitzes in Wagenmitte. Da profitiert der Euroline von seinem überaus geräumigen Basisfahrzeug. Auf ausziehbaren Arbeitsflächen ist Platz für Laptop und Drucker, im Unterschrank für Aktenordner. Ihren Strom beziehen das Modul und die praktische, serienmäßige Kühlbox aus 12-Volt-Steckdosen in den Konsolen der Vordersitze; sie werden von einer 70-Ah-Zusatzbatterie gespeist.

Dem Fahrwerk des Transit ist seine Transportercharakteristik anzumerken. Mitreisende in den hinteren Reihen beklagen sich bei leerem Fahrzeug über deftige Stöße von der starren Hinterachse. Deutlich sanfter arbeitet die Mc-Pherson-Aufhängung der angetriebenen Vorderachse. Untadelig sind die Sicherheitsreserven des Fahrwerks. Brav schiebt der Ford stets kontrollierbar über die Vorderräder und lässt sich selbst von Lastwechseln in Kurven nicht überrumpeln. Bemerkenswert ist der kleine Wendekreis. Mäßige Noten verdient sich der Geradeauslauf; Spurrillen und Seitenwind nehmen den Transit gehörig in die Mangel. Die leichtgängige, direkte Lenkung verlangt beim Korrigieren eine ruhige Hand, zudem vermittelt sie wenig Fahrbahnkontakt. Lob verdient sich der Euroline für seinen Turbodiesel mit 100 PS, ebenso für sein knackiges Fünfganggetriebe. Die Maschine tritt bereits bei niedrigen Drehzahlen kraftvoll an, dreht frei hoch und bleibt stets leise. Eine Besonderheit: die wählbaren Achsübersetzungen. Wer den Euroline als Zugpferd für schwere Anhänger nutzt, gewinnt mit der kürzeren Achse 250 Kilogramm Anhängelast, muss dafür aber einen etwas höheren Verbrauch akzeptieren. Der Testwagen mit langer Übersetzung konsumierte 11 Liter Diesel auf 100 Kilometer. Und wo bleibt der Multivan? Mit einem Preisvorteil von 1252 Euro bei vergleichbarer Ausstattung läuft der Ford Euroline dem Stückzahlkönig an dieser Stelle sogar den Rang ab.

Technische Daten (Stand: Mai 2002) Hersteller: Ford Modell: Euroline Basisfahrzeug: Ford Transit FT 300 K Typ: Campingbus Preis: ab 29200 EUR Sitze mit Gurt: 5 Schlafplätze: 2 Zul. Gesamtgewicht: 2880 kg Länge: 4830 mm Breite: 1974 mm Höhe: 1980 mm Basismotor: Diesel KW: 74 PS: 100

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