Ab September gilt auch für leichte Nutzfahrzeuge die strengere Euro-6-Abgasnorm. Um sie zu erfüllen, bekommen Fiat Ducato und Ford Transit erneuerte Motoren. Hier die ersten Fahreindrücke.
Ab September gilt auch für leichte Nutzfahrzeuge die strengere Euro-6-Abgasnorm. Um sie zu erfüllen, bekommen Fiat Ducato und Ford Transit erneuerte Motoren. Hier die ersten Fahreindrücke.
Lediglich an einem kleinen Detail lässt sich künftig erkennen, dass unter der Haube des Ford Transit ein Euro-6-Diesel arbeitet: Unterhalb von Kühlergrill und Nummernschild tragen alle mit der neuen Motorengeneration ausgestatteten Transit eine chromfarbene Zierleiste. Ansonsten blieb die Außenoptik im Zuge der Umstellung auf die neue Abgasnorm unverändert. Technisch hat sich beim mittlerweile bald drei Jahre alten Transit aber einiges getan: Sowohl er als auch der kleinere Custom – Basis für den Kult-Camper Nugget – bekommen einen neuen, von Ford eigens entwickelten Zweiliter-Dieselmotor in drei Leistungsstufen. Um die strengere Euro-6-Norm zu erfüllen, ist der Selbstzünder mit der SCR-Abgasreinigung (Selective Catalytic Reduction) ausgerüstet. Neben dem Dieseltank besitzen die Fahrzeuge also auch einen Adblue-Speicher mit einem Volumen von 21 Litern.
Der intern Panther genannte und EcoBlue getaufte Diesel schöpft seine Kraft zwar aus weniger Hubraum als der Vorgängermotor mit 2,2 Liter großen Brennräumen, hat aber in vielen weiteren Eigenschaften die Nase vorn. Die Leistung der kleinsten und mittleren Variante wurde um fünf PS angehoben, die stärkste Version leistet jetzt 170 PS.
Beeindruckend ist das Plus an Drehmoment – besonders bei der Einstiegsmotorisierung, die künftig 50 Nm mehr, also 360 Nm auf die Antriebswelle stemmt. Damit ist schon das Basismodell im Alltag für fast alle Anforderungen ausreichend motorisiert.
Bereits die 130-PS-Version fühlt sich subjektiv so kräftig an wie die bisherige Top-Motorisierung mit 155 PS. Den Eindruck festigt die Tatsache, dass beide ein identisches Drehmoment von 385 Nm bereitstellen. Die neue Top-Motorisierung legt zwar leistungsmäßig noch einmal eine Schippe drauf, ein wesentlich entschlossenerer Antritt konnte auf einer ersten Fahrt aber nicht festgestellt werden. Der Kraftvorteil des 170-PS-Diesels dürfte sich aber dann bemerkbar machen, wenn er es mit schwerer Ladung wie zum Beispiel dem Aufbau eines Reisemobils zu tun bekommt.
Harmonisch und kultiviert geben sich alle drei Varianten gleichermaßen. Im Vergleich zu den Vorgänger-Aggregaten, die aus einer Kooperation mit dem PSA-Konzern entstanden, sprechen die neuen Motoren wesentlich spontaner auf Bewegungen des Gaspedals an, kommen ohne ein nennenswertes Turboloch in Schwung und bleiben darüber hinaus auch bei höheren Drehzahlen akustisch zurückhaltender. Die Drehmomentzuwächse sorgen zudem dafür, dass im Fahrbetrieb nicht mehr so oft zurückgeschaltet werden muss wie noch beim Vorgängermodell. Wer auf das Schalten komplett verzichten möchte, kann ab Ende des Jahres eine neue Sechsgang-Automatik ordern. Mit den neuen Motoren führt Ford zudem weitere Assistenzsysteme für den Transit ein. Serienmäßig an Bord ist künftig ein Seitenwind-Assistent. Die Optionsliste ergänzen mitunter ein kamerabasiertes Notbremssystem, das Fußgänger erkennen soll, ein adaptiver Tempomat, eine Verkehrsschilderkennung sowie das Infotainmentsystem Ford Sync 2 mit sechs Zoll großem Touchscreen (Custom: vier Zoll).
Auch der Fiat Ducato muss die ab Herbst geltende Euro-6-Norm erfüllen. Im Gegensatz zu Ford nutzt Fiat allerdings seine bewährten Motoren und fährt bei der Umrüstung zweigleisig: Pkw-Modelle wie der Kombi werden mit SCR-Technik, Transportermodelle und Basisfahrzeuge für Reisemobile dagegen mit einer Niederdruck-Abgasrückführung (LPEGR) ohne Adblue ausgerüstet. Bei dieser Technik werden Abgase hinter dem Dieselpartikelfilter gekühlt und vor dem Turbolader wieder der Ansaugluft zugeführt. Die Stickoxide soll also ein effizienterer Verbrennungsprozess eindämmen, ein zusätzlicher Speicher fängt weitere NOx-Emissionen auf und verbrennt diese separat, wenn er voll ist.
Die Vorteile gegenüber der SCR-Lösung sind ein geringeres Gewicht, niedrigere Kosten und weniger Aufwand, da im Fahrzeug kein Zusatztank eingebaut wird und der Fahrer im Alltag kein Adblue nachfüllen muss. Wenn die Abgasnorm ab 2018 allerdings nochmals verschärft wird, werden laut Fiat alle Fahrzeuge mit der SCR-Technik ausgerüstet.
Erste Fahreindrücke konnten wir mit den für Reisemobile relevanten Euro-6-Motoren mit LPEGR-Technik sammeln. Unterschiede zu den bisherigen Aggregaten ließen sich im Fahrbetrieb nicht ausmachen. Erfreulich ist, dass nun auch die Basismotorisierung mit 115 PS an ein Sechsgang-Schaltgetriebe gekoppelt wird und die Drehzahl bei höherem Tempo somit etwas niedriger ist. Allerdings wird der Einstiegsdiesel nach der Umstellung auf Euro 6 nur noch für ausgebaute Kastenwagen, nicht aber für Reisemobil-Fahrgestelle erhältlich sein. Für die startet die Motorenauswahl künftig mit der leistungsmäßig unveränderten 130-PS-Variante, die weiterhin am gefragtesten bleiben dürfte. Der Multijet 150 liefert als nächsthöhere Motorvariante in Zukunft 150 PS (bisher 148 PS), das Drehmoment wächst um 30 Nm. Aus dem Angebot gestrichen wurde der große Dreiliter-Diesel. Ihn ersetzt die neue Topversion der 2,3-Liter-Maschine mit exakt den gleichen Leistungswerten.
Nach der Euro-6-Umrüstung von Mercedes Sprinter und VW Crafter ziehen nun also auch Ford Transit und Fiat Ducato nach. Für Reisemobilkäufer bedeutet das in Zukunft höhere Preise. Modelle auf Basis des Ducato werden aller Voraussicht nach circa 500 bis 1000 Euro teurer.