Aufstelldach-Cam pingbusse auf VW T5 haben es eben nicht leicht gegen den großen Rivalen VW California. Doch den gibt es nur mit kurzem Radstand, und genau da setzen Anbieter wie Dipa mit ihren Konzepten an.
Der Merlin LR, der in trendigem Weiß zum Test antritt, basiert auf dem 5,29 Meter langen Kombi mit einfacher Verglasung und ohne aufwendige Verkleidungen an Schiebetür und Heckklappe. Gegenüber den Pkw-Varianten ist die Geräuschdämmung weniger effektiv, doch ohne direkten Vergleich fällt der Unterschied kaum auf. Auffallen wird eher, wie angenehm sich der T5 diri gieren lässt. Einzige Einschrän kung gegenüber dem kurzen T5: der größere Wendekreis. Der Spaß an der Kraftentfal tung des 140-PS-Motors und die Freude über den Verbrauch halten sich die Waage. Federung und Schaltung dürften geschmeidiger agieren.
Weiten liegen zwischen Fahrerhaus und Rücksitzbank. An einer Parallelogramm-Mimik schwenkt die Bank leicht gängig um gut 30 Zentimeter nach vorn oder hinten. Für Passagiere eignet sich wegen der Gurtführung nur die vordere der beiden Stellungen. Lehne und Sitzfläche sind nicht ein Ganz schön kuschelig wird es im schmalen unteren Bett, wenn zwei Erwachsene es gleichzeitig nutzen. stellbar. Zum Drehen des Bei fahrersitzes muss der Hocker dahinter, der optional ein Por ta-Potti birgt, losgeschraubt werden. Wer auf diesem selbst Platz nimmt, sitzt näher am Esstisch, der aus dem Küchen block herausschwenkt und sich fl exibel verschieben und schnell wegräumen lässt.
Zum Bettenbau hebt man das Sitzbankpolster an, zieht es nach vorn, und schon liegt der vordere Teil fl ach ausgebreitet da. Hinten ergänzen zwei wei tere Matratzenteile die kleine und relativ straffe Liegefl äche, hinten garniert mit einer hellen Leselampe.
Das Aufstelldach schwebt – nach einem kräftigem Druck – an zwei Gasdruckfedern und zwei Scharnieren von selbst nach oben. Der Aufstieg in das unbeleuchtete Dachzelt erfolgt über die vorderen Sitze. Die dünne, 1,10 Meter schmale Schaumstoffmatratze liegt ohne Unterlüftung auf einer ein fachen Holzplatte. Schlafen im Merlin-Oberstübchen erfordert daher eine gewisse Kernigkeit. Dipa überlegt jedoch, den Schlafkomfort durch eine Unterfederung zu verbessern.
Beim Schließen muss das Dach, um nicht zu verkanten, auf beiden Seiten gleichmäßig und mit Kraft nach unten gezo gen werden, bis beide Riegel hörbar einrasten. Der ins Fahrerhaus hängende Zeltbalg lässt sich hinter einer prak tischen Schiebelade im Dachhimmel verstauen.
Eine der Spezialitäten des Hauses sind die soliden, ver leimten Möbel aus furnierten Tischlerplatten. Echtholz-Umleimer sorgen für ein ebenso na türliches wie sauberes Finish.
Der große Kleiderschrank ist beleuchtet und enthält noch zwei Drahtkörbchen.
Für Kleinkram gibt es auch im Wohnraum einige of fene Ablagen. Der geräumige Heckstauraum ergänzt das Campingbus-typisch etwas knap pe Schrank raumangebot.
Wer damit nicht auskommt, kann auf einen der zwei stattlichen Unterschränke ausweichen, die die lange Küche beher bergt. Zwei Schubladen und eine üppige Arbeitsfl äche kom plettieren diese. Spüle, Zweifl ammkocher und Absorberkühl schrank laden zum Kochen ein: der lange Radstand zahlt sich aus. Auch wenn die Stehhöhe bei aufgestelltem Dach be sonders im vorderen Bereich enorm ist, kocht man vorzugs weise im Sitzen.
Die Bordtechnik erinnert an gute alte Zeiten. Ein Kontrollbord, das Überblick über Strom- und Wasservorräte liefert, gibt es nicht. Das Frisch wasser lagert in zwei Kanistern im Heck. Ist der eine leer, ver senkt man die Tauchpumpe im anderen und hat dann für die Suche nach Nachschub rund 13 Liter Reserve. So hat das Zwei-Tank-System durchaus etwas für sich. Der Abwassertank be fi ndet sich im beheizten Innen raum, allerdings liegt der Ablasshahn an der frischen Luft. Wer ernsthaft Wintercamping in Erwägung zieht, dem sei der Merlin mit isoliertem GfK Hochdach empfohlen. Dann macht sich auch der üppige Gasvorrat mit zwei Fünf-Kilo Flaschen für die optionale Truma-Heizung bezahlt.
Reisende im Merlin mit Aufstelldach wird es in der kälteren Jahreszeit jedoch eher in wärmere Gefilde ziehen. Wie es sich für waschechte Zugvögel eben gehört.
Fazit
Der Dipa Merlin ist ein Campingbus alter Schule. In dem dynamischen VW T5 steckt ein Ausbau von sehr guter handwerklicher Qualität. Der lange Radstand kommt vor allem der Küche zugute. Die schlanke Hülle bedingt indes dennoch schmale Betten, und so eignet sich der Merlin vor allem für zwei Personen. Die Bord technik hat durchaus Modernisierungs-Bedarf.