Wer hätte das gedacht? Ein Ford Transit, sonst bodenständiges Nutzfahrzeug, macht plötzlich im Kreise nobler Luxusyachten eine gute Figur. Ganz von sich aus gelingt ihm der große Auftritt freilich nicht. Wie kein anderer Reisemobilhersteller hat Dethleffs etwas aus dem schlichten Transit gemacht.
Die Verwandlung des Ford zum Fortero gleicht dem Aufstieg eines strebsamen Arbeiters in die mondäne Gesellschaft. Mit seinem feuerrot gekleideten Bug steht der Dethleffs sofort im Mittelpunkt. Selbstbewusst stellt er auch den Übergang vom Fahrerhaus zum Aufbau zur Schau – bei vielen Reisemobilen eine stilistische Problemzone. Angedeutete Kiemen ziehen Blicke auf sich. Durch das muntere Spiel von Farben und Formen steht der Dethleffs optisch wie ein großer Campingbus da. Dabei handelt es sich den nüchternen Zahlen nach um ein wahrhaft stattliches Reisemobil. Über sieben Meter misst der vorgestellte H 6975 in der Länge.
Im Namen Fortero klingt nicht nur die Fahrgestellmarke an, darin steckt auch das italienische Wort Forte, also der Hinweis auf Kraft. Der Transit löst dieses Versprechen ein. Als Top-Motorisierung liefert Ford nun einen 137-PS-Turbodiesel. Mit etwas rauen Umgangsformen macht er aus seiner Arbeiterherkunft kein Geheimnis. Doch wenn er gefordert wird, packt er auch hemmungslos zu. Der Höchstwert des Drehmoments liegt bei 375 Nm – Rekord in der Dreieinhalb-Tonnen-Klasse.
Die Freude am Zupacken steckt an. So macht es auch dem Fahrer Spaß, die sechs Gänge mit dem präzise geführten Schalthebel zu sortieren. Da verzeiht man es dem langen Hebel eher, dass er hin und wieder im Weg steht.
Mit 137 PS und sechs Gängen setzt sich der Dethleffs sogar von anderen Teilintegrierten auf Transit ab. Denn diese Motor-Getriebe-Kombination bleibt den gängigeren Frontantriebsvarianten vorenthalten. Dethleffs-Geschäftsführer Thomas Fritz: „Wir haben uns bewusst für den Transit mit Heckantrieb entschieden. Er bietet in unserem Programm eine echte Alternative, gerade wenn es um die Nutzung als Zugfahrzeug geht." Bei zwei Tonnen erlaubter Anhängelast darf auch die Yacht mitreisen. Trotz unbestrittener Nehmerqualitäten gibt sich der Fortero in Sachen Fahrwerk aber eher als Softie. Die verwendete Chassisvariante erreicht jedenfalls nicht die satte Straßenlage und den guten Geradeauslauf der zwillingsbereiften Transit-Modelle. Bleibt als Vorzug der großen 16-Zoll-Einzelräder in erster Linie die automobilere Optik. Auf dem glatten Parkett des Reisemobildesigns bewegt sich der neue Fortero erstaunlich sicher. Statt einfach aus den reichlich vorhandenen Wohnwelten im Dethleffs-Programm zu schöpfen, leistet er sich auch innen eine eigene Linie. Aluminium-Look bringt Anklänge an Luxusyachten oder Nobelkarossen: Silberfarbene Kunststoffelemente lockern die Hängeschrankfronten auf und zieren die Drucktastenverschlüsse. Über das Gesamtbild entscheidet der Käufer mit. Neben dem Kirschbaum-Dekor des Premierenmodells wird es eine noble Nussbaum-Optik geben.
Einen Hauch von großer Welt bringt auch der gewählte Grundriss. Für zwei Reisende wird der lange Fortero zum Salonlöwen. Selbst ein Urlaub zu viert ließe sich im H 6975 realisieren, denn aus der Halbdinette wird wenn nötig ein Bett. Insgesamt zeigt die Ausstattung eine gewisse Spendierfreude, angefangen bei den Flaschenhaltern unterhalb des Tisches bis hin zum Metallwaschbecken im Bad. Zur gehobenen Lebensart an Bord gehört ebenso ein offener Garderobenschrank im Einstiegsbereich, der darüber ein spezielles Abteil für einen Fernseher mit Flachbildschirm bereithält. Anders als im Gros der Teilintegrierten schlafen Paare im Fortero nicht längs, sondern quer zur Fahrtrichtung.
Das bringt entscheidend mehr Bettlänge als in dieser Klasse üblich. Hauptargument für dieses Arrangement ist aber wohl die Garage darunter. Durch eine Heckabsenkung erreicht Dethleffs die nötige Höhe für Fahrräder. Die Ausgestaltung beweist einen entschiedenen Sinn fürs Praktische: keine unnötigen Ecken und Winkel, stattdessen stabile Schienen mit verstellbaren Zurrösen. Ähnlich beim Unterflurstauraum vorne rechts. Er präsentiert seinen Inhalt nach Art einer Schublade und fasst zum Beispiel zwei Getränkekisten. Bei allen Extraeinlagen bleibt der Fortero in Sachen Preisgestaltung in guter Gesellschaft. Dethleffs-Chef Thomas Fritz spricht von einer Positionierung zwischen Advantage- und Esprit-Baureihe. Der angepeilte Grundpreis für den H 6975 von unter 45 000 Euro kann sich daher ebenso sehen lassen wie der Fortero selbst.
Technische Daten (Stand: Mai 2005) Modell: Fortero H 6975 Basisfahrzeug: Ford Transit FT 350 L Typ: Teilintegrierter Preis: ab 44000 EUR Sitze mit Gurt: 4 Schlafplätze: 4 Zul. Gesamtgewicht: 3500 kg Länge: 7250 mm Breite: 2320 mm Höhe: 2820 mm Basismotor: Turbodiesel KW: 85 PS: 115