Chausson Titanium 610 im Test
Hubbett-TI im all-inclusive-Angebot

Die Liste der Serienausstattung des Chausson Titanium ist lang. Dafür ist das Modell 610 mit Hubbett umso kürzer. Dennoch bietet sein innovativer Grundriss hohen Wohnwert und ein geradezu riesiges Bad.

Test: Chausson Titanium 610
Foto: Ingolf Pompe

Es ist ein übliches Prozedere: Mit einem günstigen Einstiegspreis lockt ein Hersteller Interessenten an den Verhandlungstisch, aber die Extras treiben den realen Kaufpreis schnell in die Höhe. Immerhin hat der Kunde die Wahl. Doch einige Zusatzausstattungen sind kaum entbehrlich, und wenn es diese dann auch noch zum Vorteilspreis im Paket gibt...

Fairer Preis, viele Extras

Den umgekehrten Weg geht die französische Marke Chausson beim Sondermodell Titanium, dessen Grundrisselemente nach dem Ende der Angebotszeit in die Serie übernommen werden. Die zwei Teilintegrierten stehen nahezu voll ausgestattet beim Händler. Extras? Praktisch keine. Der Kaufpreis bleibt trotzdem moderat, denn die geringe Variantenvielfalt macht Einkauf und Fertigung wirtschaftlicher. Das klingt fair, doch geht die Rechnung auch für den Käufer auf? Der Preis jedenfalls macht neugierig. Für gut 50.000 Euro kann ein Kunde mit seinem Chausson Titanium 610 in den Urlaub fahren.

Der Grundriss des Chausson Titanium 510

Das 610er-Modell ist mit 6,67 Meter Länge das kompaktere der beiden. Dennoch hat man beim Einsteigen das Gefühl, ein deutlich größeres Reisemobil zu betreten. Der Trick ist einfach, aber effektvoll. Dank dem Verzicht auf ein festes Bett auf Wohnraumebene darf sich die Sitzgruppe in überraschender Opulenz ausbreiten. Die Eckbank links, deren Längsschenkel volle Sitztiefe hat, das lange Seitensofa rechts sowie die vorderen Drehsessel ergeben sechs bis sieben Sitzplätze.

Die Dreipunktgurte an der Rückbank, die sich aber nur schwer wieder aufrollen, und höhenverstellbare Kopfstützen erlauben zwei Passagieren die Mitfahrt. Damit beide nebeneinander Platz haben, muss man ein Polsterstück aus der linken Längsbank herausnehmen. Es gibt ein großes Fenster links und ein umso kleineres rechts.

Sitzgruppe und Beleuchtung

Die Tafel in der Mitte des Chausson Titanium 610 würde sogar ausreichen, um eine große Gesellschaft zum Büffet zu laden – wenn einem auf Urlaubsreisen denn der Sinn danach steht. Kunstleder- und Mikrofaser-Bezüge in dezent edlen Brauntönen liefern den passenden Rahmen, den allerdings abends nur eine Deckenlampe ins etwas trübe Licht setzt. Lesespots fehlen völlig. Stimmungsvoller macht das Ambiente immerhin die indirekte Beleuchtung in der Haube über dem Fahrerhaus – Chausson hat sich zum Thema Licht einiges einfallen lassen.

Die blauen Orientierungslampen am Boden lassen sich aber nur zusammen mit der LED-Leiste an der praktischen, schmucken Garderobe im Einstieg und anderen Lichtquellen ein- und ausschalten. In Sitzgruppennähe des Chausson Titanium 610 finden sich zwei Steckdosen, eine weitere gibt es an der Küche und – löblich – auch in der Heckgarage.

Küche und Bad im Chausson Titanium 610

Für die klassischen Campinggerichte reicht die Küche im Titanium 610 allemal. Zur Vorbereitung weicht man an den Tisch aus; Arbeitsfläche ist knapp. Für die drei Kochflammen sollte man ein Feuerzeug bereithalten – und dann kann’s losgehen. Die Spüle ist sehr groß, verfügt über eine solide Auftischarmatur aus Metall und einen praktischen Einsatz, der als Abtropffläche dient. Der große 175-Liter-Kühlschrank ist wie vieles Serie. Auch Stauraum ist großzügig vorhanden. Eine LED-Leiste unter der Arbeitsplatte beleuchtet praktischerweise sogar den Inhalt der drei großen Schubladen.

Selbst in viel größeren Mobilen sucht das Bad an Größe seinesgleichen. Die Bewegungsfreiheit im Chausson Titanium 610 ist überaus üppig; obwohl der gesamte Heckbereich auf einem (jedoch knarzenden) Podest steht, haben selbst große Menschen genug Stehhöhe, und die Duschkabine hat Haushaltsformat. Das Design mit der zentralen, schick hinterleuchteten Säule lässt einen eher an Wellnesshotels denken. Dazu passt jedoch so gar nicht, dass es keinen Halter für die Brause über Kopfhöhe gibt. An Handtuchhalter, Zahnputzbecher, Seifenschale und Klorollenspender wurde indes gedacht. Und auch eine Rollotür, die das Bad vom Rest des Wohnraums trennt.

Stauraum

Fast der gesamte Stauraum konzentriert sich hier hinter zwei Spiegeltüren auf einen enorm breiten und tiefen Kleiderschrank. Platz für Kleiderbügel ist in der Mitte, seitlich und dahinter gibt es zahlreiche offene Fachböden. Platz ist überreichlich vorhanden; einige zusätzliche Unterteilungen oder höhere Rüttelkanten würden noch besser verhindern, dass Wäsche und sonstige Kleidung während der Fahrt durcheinander gerät.

Nicht nur diesen großen Kleiderschrank hat der Chausson Titanium 610 ähnlich aufgeteilten, wenn auch noch kürzeren Teilintegrierten voraus. Für den Transport von Fahrrädern, der bei kompakten Hubbett-TI üblicherweise per Heckträger erfolgt, bietet der Chausson nämlich eine echte Garage. Darin lassen sich Räder wegen der drei Zugänge besonders leicht verstauen. Sogar von hinten kommt man dank einer nach oben schwingenden Heckklappe samt Gasdruckaufstellern hervorragend heran. Auch Bodenschienen und eine Lampe sind vorhanden. Das deckenhohe Fach links lässt die Herzen von Surfern und Skifahrern höher schlagen.

So schläft es sich im Chausson Titanium 610

Man schläft, wie erwähnt, im Hubbett über der Sitzgruppe. Elektrisch angetrieben sinkt es auf Knopfdruck senkrecht herab und lässt sich in beliebiger Höhe stoppen. Selbst in der oberen Position bleiben rund 70 Zentimeter Kopffreiheit. Wer mehr will, kann das Bett fast bis auf Sitzbankhöhe absenken und dann auf die Aufstiegsleiter verzichten. Die Tragkraft ist mit 230 Kilo ausreichend dimensioniert. Auch die Maße gehen für ein Hubbett in Ordnung, selbst wenn sie mit üblichen Festbetten nicht mithalten können. Als Leselampen dienen zwei stabförmige LED- Lichtleisten. Wer es drauf anlegt, kann auch aus der Sitzgruppe ein einigermaßen großes Notbett puzzeln, doch vom Liegekomfort sollte man nicht zu viel erwarten.

Zuladung, Aufbau, Bordtechnik

Sorgen über die Zuladung kann man vergessen. 510 Kilo lassen Reisenden viele Freiheiten. Da machen sich die geringen Abmessungen des Chausson bezahlt sowie Gewichtssparmaßnahmen im Innenraum, die jedoch teils zulasten der Solidität gehen. Einige Oberflächen wie die Rundung der seitlichen Sitztruhe sind nur dünn ausgeführt und geben auf Fingerdruck nach.

Der Aufbau des Titanium 610 ist von konventioneller Machart. Die Außenhaut besteht bei Chausson traditionell aus unempfindlichem GfK. Dick ist das Dach isoliert; ebenso der Boden, der mit einer einfachen Holzplatte abschließt, die Spritzwasser und Steinschlag nur einen dünnen Schutzanstrich entgegensetzt. Typisch Einsteigerklasse: Vorgehängte Fenster bleiben dem Titanium erhalten. Die Toleranzen bei der Passgenauigkeit der Kunststoff-Anbauteile sind noch akzeptabel.

Weitgehend klassenüblich ist die Bordtechnik. Der Frischwassertank in der Sitztruhe bunkert großzügige 122 Liter. Der kleinere Abwassertank hängt unisoliert am Wagenboden. Unpraktisch ist die mittig unter dem Boden platzierte Auslassöffnung; nicht jede Entsorgungsstation hat einen Bodeneinlass. Wie bei einigen anderen Importmarken montiert auch bei Chausson erst der Händler die Bordbatterie in der Beifahrersitz-Konsole. Dass eine Dieselheizung dem Innenraum einheizt, reduziert die Sorge um den Gasnachschub. Allerdings heißt es schnell Nachschub organisieren, wenn die einzige 11-Kilo-Flasche doch mal leer sein sollte.

Fahrkomfort

Unkompliziert wie gewohnt gibt sich der Fiat Ducato als Basis. Chausson spendiert dem Titanium-Sondermodell schon zum Grundpreis völlig ausreichende 130 PS. Airbags sind Serie, ESP nicht erhältlich. Die Übersicht ist prima, der mittellange Radstand macht den 610 handlich. Erstaunlich gut ist auch der Empfang des Original-Fiat-Radios, das Chausson dem Titanium samt Lenkrad-Fernbedienung spendiert. Beim Testwagen summierte sich zur Begleitmusik allerdings auch eine Fülle verschiedenen Nebengeräusche aus unterschiedlicher Quellen.

Von diesen wenigen Misstönen abgesehen ist der Chausson Titanium 610 unterm Strich ein sehr reelles und günstiges Angebot. Ähnlich gut ausgestattete Wettbewerber sind bedeutend teurer.

Die Baureihe Chausson Titanium im Überblick

Preise: 50.395–54.395 Euro
Basis: Fiat Ducato
Längen: 6,67–7,46 m
Gesamtgewicht: 3500 kg
Modelle: Zwei Titanium-Sondermodelle mit toller Ausstattung legt Chausson in begrenzter Stückzahl auf. Einige Elemente daraus werden in die Serie überführt. Der längere 728 EB hat ein Queensbett im Heck.

Test Wertungen
Sitzen
Schlafen

Bad
Küche
Aufbau
Bordtechnik
Stauraum
Zuladung
Fahren
Sicherheit

Ausstattung
Preise

Fazit

Ungewöhnliche Grundrisskonzepte gab’s schon früher bei Chausson. Der Titanium 610 ist zwar etwas länger als vergleichbare TI, die nur auf ein Hubbett als Schlafmöglichkeit setzen. Aber im Gegensatz zu diesen bietet er eine vollwertige Fahrradgarage und außergewöhnlich viel Stauraum. Der Kleiderschrank im Heck sollte jedoch besser und praktischer eingerichtet sein. Auch die Geräuschkulisse beim Fahren sollte Chausson noch minimieren.