Chausson Flash 28 im Supercheck
Der Ford Transit wirkt ausgereift

Die Wünsche der Aufbauhersteller und ihrer Kunden zu berücksichtigen ist eines der Erfolgsrezepte des Marktführers Fiat Ducato Ford mochte dem nicht nachstehen und optimierte den frontgetriebenen Transit in einigen, häufig kritisierten Punkten. Was es bringt und was das neue Topmodell der Chausson-Einsteigerbaureihe Flash noch bietet, klärt der Supercheck.

Chausson Flash 28
Foto: Konstantin Tschovikov

Sitzposition und Fahrverhalten haben sich spürbar verbessert

Die gute Nachricht vorweg: Großgewachsene Fahrer kommen mit drehbaren Sitzen nun deutlich besser zurecht. Der Dachausschnitt rückt der Stirn nicht mehr so bedrohlich nahe und der Ampelblick gelingt entspannter. Die zweite Armlehne nimmt man gerne in Gebrauch. Fehlt nur noch eine Lenksäulenverstellung, die unterschiedlichsten Anatomien zu einer bequemen Haltung verhilft. Doch das bleibt wohl der nächsten Transit-Generation vorbehalten, die bereits am Horizont heraufdämmert. Geschickte Ablagen, ein griffiges Lenkrad mit Tempomat- Bedientasten und eine willige, zupackende Motor-Getriebe- Kombination waren schon bislang Aktivposten des Transit. Die knackige Sechs- gangschaltung gehört zum Besten, was es überhaupt in der Transporterklasse gibt. Nachholbedarf bestand dagegen bei Rahmen und Achskonstruktion. Ein niedriger, leichter Rahmen fehlte ebenso im Sortiment wie eine Hinterachse, die besser die Radhäuser aufgebauter Reisemobile füllt. 67 Kilo Mindergewicht gegenüber dem Plattformrahmen, eine Spurweite von 1980 mm und ein neuer langer Radstand mit 3950 mm bescheren dem Flachrahmenchassis gute Voraussetzungen auch für längere Aufbauten. Der 7,25 Meter messende Flash 28 demonstriert eindrucksvoll die positiven Auswirkungen dieser Maßnahmen. Selbst bei sportlicher Gangart und auf kurviger Strecke bleibt das Fahrzeug bis in den Grenzbereich ruhig und stabil. Zügig gefahrene Autobahnkurven umzirkelt er spielerisch. Beim Blick unter die Schürzen wird deutlich, dass Ford auch die Hinterachsgeometrie deutlich umgekrempelt hat (siehe Kasten Seite 29). Also, alles gut? Nicht ganz. Die schwache Traktion, vor allem bei Nässe und in Bergaufkurven, verlangt einen sensiDank blen Gasfuß. Wenn die Antriebsräder bei verschärftem Leistungseinsatz am Rahmen zerren, läuft ein Schauer durch den Vorderwagen – und über den Fahrerrücken. Zu klein und zu kurz sind die Sichtfelder und Arme der Spiegel. Ein paar Hausaufgaben bleiben.

Aufbau- und Bordtechnik liefern ehrliche Hausmannskost

Chausson setzt auf den neuen Transit-Radstand eine stattliche, dennoch wohlproportioniert erscheinende Kabine. Die Wände hüllen sich in GfK, und auch auf dem Dach ist der weitgehend hagelresistente Kunststoff nun vollflächig mit dem Sandwich verklebt. Ein großes GfK-Formteil schließt die Lücke zwischen Fahrerhausdach und Aufbau. Ein Dachfenster gibt es hier nicht einmal gegen Aufpreis. In der Flash-Baureihe bleibt dies den drei Modellen mit Hub- bett und damit eigener Haubenform vorbehalten. Die seitlichen Fender und Schürzen sowie der Heckleuchtenträger sind aus relativ robust wirkenden Tiefziehteilen. Die Verarbeitung gibt sich rundum kaum eine Blöße. Über eine integrierte Trittstufe und eine passable Türe lässt sich der Wohnraum leicht entern. Die Trittstufe ist so gebaut, dass reichlich Fahrgeräusche nach innen dringen. Insbesondere bei Regenwetter, wenn die Reifengischt dagegenprasselt, ist an entspanntes Radiohören nicht mehr zu denken. Das ist umso bedauerlicher, da der Testwagen ansonsten eher zu den Leisetretern gehört. Klappergeräusche aus dem Mö belbau werden durch eine neue Konstruktion der Hängeschränke verhindert. Ein dreiseitiges Kunststoffprofil – einer Toblerone- Schokolade nicht unähnlich – dient als Rüttelkante, Schließblech und Dämpfer, dank integrierter Gummileiste. Gezielte Verbesserungen finden sich auch bei der Bordtechnik. Am augenfälligsten sind die neuen LED-Leuchten in Schlafzimmer, Sitzgruppe und Gang – umso unverständlicher, warum über der Küchenarbeitsplatte weiter eine simple Glühlampe Dienst tut. Ein isolierter und beheizter Abwassertank ist nicht vorgesehen. Um den Flash 28 etwas besser für den Winter zu rüsten, hält die Aufpreisliste Fahrerhaus- Isomatten und eine Leistungssteigerung der Dieselheizung von 3900 auf 5500 Watt bereit. Der Gasvorrat ist für Kocher, Kühlschrank und Boiler reserviert, darum findet im Gaskasten nur eine 11-Kilo- Flasche Platz. Konsequent, aber nichts für Pfennigfuchser, die den Vorrat bis zum letzten Gramm ausquetschen wollen.

Schlafzimmer, Bad und Dusche verwöhnen mit Großzügigkeit

Den 28er-Grundriss zäumt man am besten von hinten auf, denn das Queensbett-Schlafzimmer dominiert den Wohnraum zu mehr als einem Drittel. Leichter Zugang und Bewegungsfreiheit sind auch in diesem Fall die Pluspunkte dieser Bettanordnung. Eine nette Einrichtung kommt hinzu. Gewährte die Fee im Traum noch  drei Wünsche, würde man wohl an eine hellere Dachhaube, ein vom Bett aus schaltbares Orientierungslicht und mehr Liegelänge denken. Fast opulent geht es in der Duschkabine weiter, die gemeinsam mit dem Bad dem Schlafzimmer vorgelagert ist. Solide Falttür, allseitige Kunststoffverkleidung und die edel wirkende Ecksäule, nebst einer Bodenwanne mit zwei Abläufen, könnten auch einem hochpreisigeren Modell gut anstehen. Der Radkasten schränkt die Bewegungsfreiheit nur wenig ein. Enger geht‘s im Toilettenraum zu, dessen Schiebetüre man darum nur im Notfall schließen wird. Für die Abtrennung der Intimsphäre wird meist die solide Trenntür zwischen Küche und Sanitärbereich genügen. Kümmert sich der Partner indessen um die Zubereitung kulinarischer Genüsse, kann es mit der aufschwingenden Zwischentür schon mal schmerzliche Begegnungen geben. Deshalb die Kombüse verwaisen zu lassen wäre schade, denn sie bietet trotz kompakter Maße eine ansprechende Ausstattung. Etwas Arbeits- und Abstellfläche ist ebenso vorhanden wie eine Spüle mit variabler Abtropffläche sowie ein Kocher, der statt drei nur zwei, dafür ein kleines und ein extra großes Kochfeld bietet. Stauraum gibt es angemessen in Hänge- und Unterschränken sowie gegenüber, oberhalb des großen Kühlschranks. Wie die Küche lässt auch die Sitzgruppe ein wenig von der Großzügigkeit des Heckbereichs vermissen, obwohl sie bis zu fünf Personen Plätze anbietet. Der Tisch lässt sich leicht verlängern, ist aber eher schmal. Das Drehen des Fahrersitzes gelingt nur mit Mühe, auch weil die Cockpitbreite des Transit relativ knapp ist – noch so eine Hausaufgabe für Ford.

Die Zuladungsreserven passen gut zum Stauraumangebot

Drei große Fächer in der Fahrerhaushaube, die mit ansprechenden, etwas grob geschnitzten Formteilen ausgekleidet ist, bieten reichlich Ablagemöglichkeit. Über dem Seitensitz wird auf Schrankraum zugunsten einer Flach- TV-Konsole verzichtet. Die Hängemöbel gegenüber unterwerfen sich einer konkaven Designlinie, die das Stauvolumen nicht gerade fördert. Dennoch kommt die typische Zweipersonenbesatzung nicht in Not. Der Wäscheschrank im Heck sowie vier Fächer und die Schublade unter dem Queensbett merzen dies locker aus. Der Kleiderschrank ist etwas knapp. Eine abnehmbare Stange in der Dusche oder im geräumigen Heckstauraum könnte hier aushelfen. Für unbeschwertes Einladen stellt der Testwagen immerhin 600 Kilo Zuladung bereit.

Der Flash 28 – viel Reisemobilmeter zum kleinen Preis

Packt man noch den 140-PSMotor und das Komfort-Plusoder Silver-Plus-Paket auf den Grundpreis drauf, ist der Flash 28 bereits umfassend ausgestattet. Im schwach bestellten Feld der günstigen Queensbettmodelle ist er damit ein attraktives Angebot – zumal mit dem verbesserten Ford Transit.

Fazit

Alle Achtung – mit dem Queensbettmodell Flash 28 auf dem optimierten Ford Transit bringt Chausson ein starkes Stück Reisemobil auf die Straße. Ob Transit oder Flash – die jüngsten Verbesserungen sind sicht- und spürbar. Bevor der Jubel allzu groß wird: Es bleiben auch noch ein paar Hausaufgaben.

Technische Daten
Chausson Flash
Grundpreis42.990,00 €
AufbauTeilintegriert
Maße725 x 230 x 276 mm
Leistung92 kW / 125 PS
Motor2,2 l
Sitze mit Gurt4 bis –
Schlafplätze3 bis –