Die südfranzösische Marke Chausson überrascht mit einem Integrierten, der auch nordeuropäische Interessenten anspricht. Andreas Becker
Das Wechselspiel von hellen und dunklen, strukturierten und planen Oberflächen verleiht dem Chausson seinen modernen Charakter.
Breiter als sonst üblich ist das Queensbett.
Die feste Badtür trennt den Sanitärbereich vom vorderen Teil des Wohnraums.
Über Wellen und Gurte hebt und senkt sich das Bett. 14 Bilder

Chausson Exaltis 7118 XLB ein Integrierter mit Doppelboden

Chausson Exaltis 7118 XLB Integrierter mit Doppelboden

Die südfranzösische Marke Chausson überrascht mit einem Integrierten, der auch nordeuropäische Interessenten anspricht. Hat der Exaltis mit Doppelboden das Zeug zum Erfolgsmodell?

Bekannt geworden ist Chausson, eine der größten Importmarken hierzulande, vor allem durch Teilintegrierte und Alkovenmobile mit einem günstigen Preis-Leistungs-Verhältnis. Der Exaltis-Integrierte ist da eher überraschend. Neben den einfacheren Modellen gibt es ab rund 70.000 Euro auch drei Versionen mit Alko-Chassis, Doppelboden und Warmwasserheizung – also echten Premium-Insignien.

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Zum Test haben wir den Exaltis 7118 XLB gebeten, dessen auffälligstes Merkmal das schmucke Heckschlafzimmer ist. Mitten im Raum steht ein Doppelbett, das von den Seiten gut zugänglich ist. Senkt man die Liegefläche per Handkurbel ab, was anders als das Anheben relativ leicht geht, kann man sogar über das Fußende bequem einsteigen.

Gut zwei Meter lang ist die Liegefläche und bis zu beachtlichen 1,56 Meter breit. Möglich macht das erst die extravagante Form der Schränke links und rechts vom Kopfende, die sich nach unten stark verjüngen. Diesen Kniff nutzt Chausson jedoch nicht wirklich konsequent für ein XXL-Bett: Schon ab Hüfthöhe läuft die Liegefläche bis zum Fußende hin schmal zu.

Bettdecken rutschen da schon mal über den Matratzenrand. Der Durchgang nach hinten ist auf beiden Seiten rund 23 Zentimeter breit; ein Fall für Schlanke. Der Liegekomfort der Matratze geht in Ordnung. Auch zwei Leselampen stehen parat. Erfreulich groß sind die Fenster. Und auch die USB-Dose nimmt man zum Laden von Smartphones gern in Anspruch.

Mit 1,88 Meter Länge und 1,40 Meter Breite ergibt das Hubbett zwei weitere vollwertige und bequeme Schlafplätze, die einfach und schnell bezogen werden können. Maximal 200 Kilo Traglast reichen auch für zwei durchschnittlich stabile Erwachsene. Selbst ohne Ballast bleibt die Liegefläche so zuverlässig und fast ohne Spiel in der unteren Position, dass die seitlichen Stabilisierungsriegel im Grunde entbehrlich sind.

Viel Platz am Tisch

Vor dem Anstellen der Leiter muss der Tisch in eine bestimmte Position gebracht werden; oder man verzichtet ganz darauf und wählt den Aufstieg über die Seitenbank. Als Abtrennung zum Wohnraum fungiert ein dünner Vorhang. Wenig durchdacht wirkt die Anordnung der drei Lampen längs über der Liegefläche. Zwei einzelne Lesespots an einem Ende wären praktischer. Als Ablage dient eine Stofftasche oder der Tisch. 
Dessen Fläche ist so groß, dass auch vier Gedecke darauf gut Platz haben. Ein Hebel löst über einen Bowdenzug die Bremse, dann kann man die Platte mit einem Griff in unterschiedliche Richtungen verschieben und drehen. Der Tisch steht erfreulich stabil, hat aber den Nachteil, dass sich Platte und Fuß nicht abbauen lassen. Passagiere auf den hinteren Plätzen mag das nicht grundsätzlich stören, es bleibt beim Fahren aber ein Sicherheitsrisiko.

Die angenehm straffe und ausgeformte Polsterung gefällt, auch wenn sich die hellen Kunstlederbezüge ziemlich synthetisch anfühlen. Geschmacksache bleibt die Farbe, die aber passend auf das übrige Innendesign abgestimmt ist. Der Möbelbau spielt mit modernen Hell-Dunkel-Kontrasten und einem Wechsel unterschiedlicher Oberflächenhaptiken.

Trotzdem zählt das Mobiliar nicht zu den ganz großen Stärken des Exaltis. Die Verschlüsse an den Hängeschränken hakeln beim Öffnen, einigen Aufstellern fehlt es an Haltekraft, so dass die Klappen beim Beladen wieder halb zufallen, und nicht alle Pushlocks sind sauber eingepasst. Die Softstop-Beschläge der Küchenschubladen sind dagegen hochwertig. 

Küchenchefs können sich ausbreiten

Die Küchenarbeit macht ohnehin Spaß im Exaltis. Die Kombüse ist mit viel Stauraum und auch sonst praxisgerecht eingerichtet. Beim Kochen hilft die elektrische Flammenzündung, es gibt eine brauchbare Arbeitsfläche.Serienmäßig fasst der Kühlschrank 175 Liter – wem das nicht reicht...

Und wenn man schon abwaschen muss, dann doch bitte in einer Spüle, die so groß ist wie im Chausson. Eine kleine Abtropffläche aus Kunststoff gibt es obendrein und die Abdichtung rund um die Arbeitsplatte verhindert, dass Wasser zwischen die Holzplatten dringen kann.

Größe ist zwar nicht alles – manchmal hilft Ellenbogenfreiheit aber schon. In der Dusche zum Beispiel, die im Exaltis bis auf die spärliche Beleuchtung gut gefällt. Dank der Aussparung für die Dachhaube können auch Große stehen, und die Brause lässt sich ebenfalls über Kopfhöhe positionieren. Die beiden gerundeten Plexiglastüren schließen vorbildlich.

Der separate Waschraum gegenüber ist dagegen kein Muster an Bewegungsfreiheit. Wenn man die Badtür über den Gang hinweg schließt, kann man vor die Toilette zusätzlich eine Rollotür als Sichtschutz ziehen, was den Raum jedoch weiter verkleinert. Auch Waschbecken und Spiegel sind eher klein. Etwas Stauraum gibt es in Hänge- und Unterschrank.

Stauraum für Kleidung und alles, was im Wohnraum mitgeführt wird, ist ansonsten für zwei ausreichend, für vier eher knapp. Eine willkommene Ergänzung zum erwähnten Kleiderschrank ist der tiefe Wäscheschrank auf der anderen Seite des Betts. Darüber hinaus gibt es allerdings nur drei Hängeschränke. 

Viel Stauraum von Außen

Punkten kann der Exaltis als XLB-Modell mit zwei Außenstaufächern im 23 Zentimeter hohen Doppelboden, die im Prinzip groß genug sind für Campingmöbel. Zwei Dinge sind jedoch wirklich unpraktisch. Die Stützen für den Laufboden reduzieren die nutzbare Breite empfindlich. Zudem kommt man nur über je eine Klappe von außen ran. Rutscht die Ladung auf die andere Seite, was beim Fahren zwangsläufig passiert, ist sie praktisch unerreichbar.

Doch da wäre ja noch der Heckstauraum, der – sofern man das Queensbett ganz nach oben kurbelt – sogar fahrradtaugliche Höhe erreicht. Zugänglich ist die Garage über eine große Tür auf der rechten, aber nur eine kleine Klappe auf der linken Seite. Zurrösen zum Fixieren von Ladegut fehlen leider, sind aber nachrüstbar. Immerhin gibt es zwei Steckdosen, die das Laden von E-Bikes in der Garage ermöglichen, wenn das Reisemobil am Landstrom hängt.

Der Frischwassertank ist in der Sitztruhe, der Abwassertank ebenfalls frostsicher im Doppelboden untergebracht. Wintercamper lockt der Exaltis 7118 mit einer serienmäßigen Warmwasserheizung. Da der Möbelbau jedoch nicht an die besonderen Ansprüche dieses Heizsystems angepasst ist, werden die Heizkörper nicht richtig angeströmt, die erwärmte Luft kann nicht nach oben abziehen, sondern nur durch normale Ausströmer für Luftheizungen entweichen.

Auch die Verarbeitung lässt Raum für Verbesserungen. Teils reißen Klettbefestigungen von Oberflächen, mit denen Sitzlehnen oder Teppiche fixiert werden. In der Dusche löst sich die Kunststoffverkleidung beim Testwagen großflächig von der Holzwand.
Andererseits gefällt der Exaltis mit einigen guten technischen Lösungen. Zieht man zum Beispiel das Hubbett herunter, gehen automatisch die in die Unterschale integrierten Lampen aus, die vorher noch der Sitzgruppe Licht gespendet haben. Einzelne Lichtschalter sind jedoch nicht sinnvoll platziert. Die der Ambientebeleuchtung findet man erst nach längerem Suchen. Schön wäre, sie auch vom Bett aus schalten zu können.

Der Aufbau überzeugt mit dicken Wänden samt feuchteunempfindlicher Dämmung. Zur Verstärkung werden sowohl PU-Schaum- als auch Holzleisten eingesetzt, die jedoch rundum im Sandwich eingeschlossen sind. Chausson bietet eine Dichtigkeitsgarantie von sieben Jahren. Hochwertige Rahmenfenster sind Serie.

Die Servicepunkte im Motorraum sind durch die kleine Öffnung teils nur schlecht zugänglich. Motoröl kontrollieren und auffüllen klappt nur mit Verrenkungen. Brems- und Kühlflüssigkeiten lassen sich nur mit speziellen Hilfsmitteln nachfüllen. Zwischen den Boxenstopps gefällt die Ducato-Basis durch ausgewogene Fahreigenschaften. Den Komfort schmälern dabei jedoch diverse Nebengeräusche aus dem Ausbau beträchtlich. Beim Rangieren helfen die Parkpiepser, die im VIP-Paket enthalten sind. ESP gibt es nur als teures Einzelextra.

Chausson Exaltis 7118 XLB

  • Gurte/Schlafplätze: 4/4
  • Zul. Gesamtgewicht: 3.850 kg
  • Länge/Breite/Höhe: 7,38/2,30/2,89 m
  • Grundpreis ab 70.990 Euro

Beladungstipps

Serienmäßig wird der Exaltis mit 3,5 Tonnen Gesamtgewicht geliefert. Selbst mit wenigen Extras reicht das kaum für eine vernünftige Zuladung. Wer die günstige Auflastung auf 3,85 Tonnen bestellt, erhält zumindest ausreichend Gesamtzuladung. An der zu geringen Vorderachslast ändert das allerdings nichts – besser gleich das, allerdings recht teure Maxi-Chassis nehmen.

Grundpreis: 72.495 Euro (Fiat Ducato 35 L, 96 kW/130 PS) mit Tüv und Zulassungsbescheinigung II

Testwagenpreis: 82.192 Euro

✘ Turbodiesel 150 PS (0 kg): 1.500 Euro
✘ ESP (für Alko-Chassis) (1 kg)✔: 1.180 Euro
✘ Fahrer-/Beifahrerairbag (0 kg)✔: Serie/Paket
✘ VIP-Paket Exaltis: Klimaanlage, Beifahrerairbag, Tempomat, Busspiegel, Nebelscheinwerfer, Fahrerhausverdunkelung, Eingangstür mit Fenster, Zentralverriegelung, Fliegenschutztür, Einparksensoren (33 kg)✔: 4.500 Euro
✘ Leichtmetallräder 16-Zoll (12 kg)✔: 585 Euro
✘ Touchscreen-Radio, Rückfahrkamera (4 kg)✔: 855 Euro

✘im Testwagen enthalten; ✔empfehlenswert

Sitzen
Schlafen
Bad
Küche
Aufbau
Bordtechnik
Stauraum
Zuladung
Fahren
Sicherheit
Ausstattung
Preise

Fazit

Der Exaltis hinterlässt einen etwas zwiespältigen Eindruck. Ein moderner Auf- und Ausbau mit guten Ideen wie dem breiten Queensbett ist gepaart mit verbesserungswürdiger Verarbeitung und Heizungsinstallation. Für vernünftige Zuladung ist das Maxi-Chassis nötig.

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