Bürstner Delfin im Test (2003)
Teilintegrierter auf Renault Master

Nach dem T-Star auf Mercedes überrascht Bürstner erneut: mit dem schicken Delfin auf Renault Master.

Bürstner Delfin
Foto: Andreas Weise

Dynamisch und elegant, schnell und wendig, intelligent, ein wenig verspielt und mit eigenem Charakter – Eigenschaften, die dem sympathischsten unter den Meeresbewohnern zugeschrieben werden, dem Delfin. Klar, dass die Macher des neuen Bürstner Delfin dies alles gerne mit ihrem jüngsten Baby assoziieren möchten. Die Macher, das sind Hersteller und Namensgeber Bürstner, das Hymer IDC um Design-Professor Johann Tomforde und Initiator Renault Deutschland.


Der innovative französische Autobauer und seine deutsche Dependance verfolgen nicht nur bei den Pkw, sondern auch bei den Transportern des Hauses ehrgeizige Ziele. Hat bereits der kleinere Trafic viel Lob für sein mutiges Design eingeheimst und interessante Freizeitableger bekommen (siehe auch promobil 9/2003), so sollte nun auch der größere Master aufgefrischt und in den Fokus der Reisemobilbauer gerückt werden. Bislang hat der konzeptionell dem Fiat Ducato nahe stehende Master gegenüber dem italienischen Marktführer unter den Basisfahrzeugen wenig Land gesehen. Mit dem Schwung einer gründlichen äußerlichen wie innerlichen Renovierung (siehe Kasten rechts) möchte Renault nun auch im Reisemobilsektor zügig durchstarten.

Dafür holte sich Renault zwei branchenbekannte Größen mit ins Boot – eben Bürstner und Hymer IDC. Der eine bringt einen Großteil des Auf- und Ausbaus ein, dem zweiten bleibt die Aufgabe, das neue Basisfahrzeug damit zu einem harmonischen Ganzen zu verschmelzen. Eine kuppelförmige GfK-Haube als Übergang vom Fahrerhaus zum Aufbau war die Grundidee, um diese Verbindung elegant, eigenständig und zugleich mit praktischen Vorzügen zu gestalten – so Tomfordes Anspruch. Die geschwungene Dachlinie, die dabei entstand, weckte spontan Assoziationen an die Rückenlinie des beliebten Meeressäugers – schon war der Name Delfin geboren. Und was zunächst ein bisschen wie ein Fremdkörper in der Begriffswelt der Reisemobile von Bürstner wirkte, erwies sich obendrein als gar nicht so markenfern.

Schließlich begann Bürstner in den 60er Jahren einst die Wohnwagenfertigung mit dem Baureihennamen Delphin – damals mit „ph“ geschrieben. Die Haube über dem Fahrerhaus nimmt geschickt Stilelemente des Renault-Vorderwagens auf, etwa die mittige Kammlinie oder die schwungvoll verlaufende Sicke entlang der großen Scheinwerfer. Basis und Aufbau zu verschmelzen ist auch das Ziel des markanten Farbenspiels. Die Master-Karosserie wurde gleich in Silbermetallic geordert.

Anbauteile wie Stoßfänger, Schürzen und Heckleuchtenträger in lichtem Blaumetallic lackiert. In die vordere Stoßstange zieht sich der Silberlook noch ein Stück weit hinein und über die GfK-Haube, teils auch über die Seitenwände bis in den Aufbau, der ansonsten in konventionellem Weiß erstrahlt. Im Innern konzentrierten sich die IDC-Aktivitäten vor allem auf die Ausgestaltung des Übergangs vom Cockpit in die Kabine. Dank der aufgewölbten GfK-Haubenform bleibt auch in diesem Bereich die Stehhöhe gewahrt; dadurch und wegen den großflächigen Dach- und Rückwand-Ausschnitten des Fahrerhauses ergibt sich ein Raumgefühl fast wie in einem Integrierten. Dazu trägt nicht zuletzt auch der Einbau von offenen Ablagen und lediglich einem zentralen Fach mit Rolltor statt massiger Hängeschränke bei.

Formen und Materialien sind an den modernen Yachtbau angelehnt. Der ganze restliche Ausbau ist für Bürstner-Kenner nicht neu. Der Grundriss mit Halbdinette plus Längssofa, Winkelküche, Längsbett und schlankem Bad daneben findet sich im T 615 auf Fiat Ducato mit Flachboden und T 625 mit Alko-Tiefrahmen, genauso im T-Star 680 auf Mercedes Sprinter. Der Möbelbau stammt von den Modellen auf Ducato, die Ausstattung entspricht weitgehend den gehobeneren Modellen mit Tiefrahmenchassis. Preislich sortiert sich der Delfin zwischen den günstigen und den Mittelklasse-Modellen auf Fiat Ducato ein. Zusammen mit dem T-Star und der Topbaureihe T Avantgarde hat die Marke aus dem grenznahen Kehl somit stolze fünf Teilintegrierten-Baureihen im Programm – und verbessert mit dem Renault als Basis ihre Stellung nicht nur in Frankreich.

Technische Daten Bürstner Delfin 680

(Stand: Oktober 2003) Hersteller: Bürstner Modell: Delfin 680 Basisfahrzeug: Renault Master 120 Typ: Teilintegrierter Preis: ab 46725 EUR Sitze mit Gurt: 4 Schlafplätze: 4 Zul. Gesamtgewicht: 3500 kg Länge: 6800 mm Breite: 2300 mm Höhe: 2650 mm Basismotor: Diesel KW: 66 PS: 100

Renault Master: Fiat-Alternative aus Frankreich

Kräftig aufgefrischt präsentiert sich der Renault-Transporter der 3,5-Tonnen-Klasse. Seine Premiere feiert der neue Master im Oktober auf der holländischen Nutzfahrzeugmesse RAI, doch Caravan-Salon-Besucher und promobil-Leser können schon zuvor einen Blick auf ihn werfen – als Basis des neuen Bürstner Delfin.

Das Gesicht des Master hat sich deutlich verändert und mehr Familienähnlichkeit bekommen – Designelemente des Trafic, Clio oder Kangoo sind zu erkennen. Die bullig-rundliche Grundform und der Zuschnitt der Fahrerhaustüren sind geblieben, ebenso die guten technischen Grundlagen wie die aufwendige Vorderachskonstruktion und die zupackenden Bremsen.

Bei den Motoren kommen verbesserte und neue Aggregate zum Einsatz. Die drei Common-Rail-Diesel leisten 100, 115 und 136 PS. Letzterer mit drei Liter Hubraum stammt von der Konzernschwester Nissan. Für die beiden 2,5-Liter-Motoren wird es ein automatisiertes Schaltgetriebe geben. Serie ist eine manuelle Sechsgang-Schaltbox.

Auch im Cockpit hat Renault aufgeräumt. Der Schaltknüppel findet sich nun als Joystick im Armaturenbrett, neben großen Ablagen und Dosenhaltern. Hand angelegt wurde auch an die Belüftung und die Geräuschdämmung. Speziell für Reisemobile schnürte Renault ein Paket mit komfortablen Isri-Sitzen mit Armlehnen, einem nach unten klappenden Handbremshebel, der beim Sitzdrehen nicht stört, und einer speziellen Federabstimmung.

Für aufgebaute Mobile bietet der Master ein Leiterrahmen- und ein Flachbodenchassis mit zwei Radständen (3580 und 4080 mm). Als Kastenwagen gibt es zusätzlich eine kurze Variante und drei verschiedene Dachhöhen.