Dichtigkeitsprüfung beim Reisemobil
Ablauf, Kosten und Nutzen der Inspektion

Die jährliche Dichtigkeitsprüfung ist für die meisten Reisemobilisten Pflicht, denn ein trockenes Fahrzeug ist das A und O. promobil war dabei.

Am Unterboden können Undichtigkeiten entstehen, zur Vorbeugung kommt ein Dichtmittel zum Einsatz.
Foto: Dieter S. Heinz, Archiv (1)

Es ist der Alptraum aller Reisemobilbesitzer: Wasser im Fahrzeug, das da nicht hingehört. Denn die Auswirkungen von Undichtigkeiten und Nässe im Aufbau sind verheerend. Wie häufig sind solche Vorkommnisse? Mehr als 40 Prozent der Teilnehmer einer Umfrage zum Thema Dichtigkeit auf promobil.de gaben an, dass sie bei ihrem Reisemobil schon einmal einen Dichtigkeitsschaden reparieren lassen mussten. Auch wenn diese Umfrage nicht repräsentativ ist, zeigt sie doch, dass auch im Zeitalter von verbesserter Aufbautechnik Feuchteschäden immer noch ein Thema sind.

Wie kann es überhaupt zu Undichtigkeiten kommen?

Mehrere Faktoren spielen dabei eine Rolle. So sind konventionell mit Holz aufgebaute Reisemobile besonders gefährdet. Denn dringt erst einmal Wasser an die Holzbestandteile des Aufbaus vor, saugen sie sich voll und fangen an zu schimmeln und zu verrotten. Aus diesem Grund wird heutzutage mehr und mehr auf Holz verzichtet.

Ein holzfreier Aufbau ist aber noch keine Garantie für ein dichtes Fahrzeug, denn Wasser findet auf vielen Wegen ins Reisemobil. So sind beispielsweise die Seitenscheiben von Integrierten anfällig. Auch Verbindungskanten, an denen die Dichtmasse spröde wird, lockere Schrauben, arbeitendes Material oder unsachgemäße Umbauten können zu Feuchteschäden führen.

Dichtigkeitsgarantie nur bei Prüfung

Die Reisemobilhersteller wissen um die Gefahren von Undichtigkeiten und geben daher auf ihre Produkte in den allermeisten Fällen eine Dichtigkeitsgarantie. Diese springt ein, wenn durch eindringendes Wasser Schäden am Aufbau entstehen. Eine defekte Wasseranlage zählt also nicht dazu. Inzwischen bieten die meisten Hersteller fünf Jahre Garantie, in einigen Fällen bis zu zwölf Jahre. Da eine Garantie eine freiwillig zugesagte Leistung des Herstellers ist, kann er daran Bedingungen knüpfen.

Im Fall der Dichtigkeitsgarantie ist eine jährliche, kostenpflichtige Dichtigkeitsprüfung obligatorisch. Diese muss bei einer autorisierten Servicewerkstatt durchgeführt werden, sonst verfällt der Anspruch auf Garantieleistungen. Bei der Online-Umfrage von promobil gaben über zwei Drittel der Teilnehmer an, regelmäßig zur Dichtigkeitsinspektion zu gehen. Bei einer Diskussion im promobil-Forum zu diesem Thema wurde aber schnell deutlich, dass so mancher an Sinn und Zweck der Prüfung zweifelt. Das liegt wohl an der Beobachtung, dass manche Werkstatt die Prüfung nur oberflächlich durchführt und trotzdem viel Geld kassiert. Einhellig waren die Meinungen, wenn die Inspektion im Werk gemacht wurde: Hier war die Zufriedenheit der Kunden deutlich größer.

Was wird bei der Inspektion geprüft?

Was bei der Inspektion zu tun ist, gibt der Hersteller den Händlern vor. Zur Kontrolle gehört unter anderem ein Rundum-Check der Wände und Dichtungen. Bei Concorde müssen sich die Prüfer durch eine Liste mit 34 Punkten arbeiten, bevor sie den Stempel bei der Dichtigkeitskontrolle setzen dürfen. Dem Kunden wird der Prüfbogen unterschrieben ausgehändigt. Carthago weist seine Händler außerdem an, vor der Prüfung das Fahrzeug 20 Minuten lang mit Wasser zu berieseln.

Beim Lokaltermin im Erwin Hymer Zentrum Stuttgart, einem großen Handelsbetrieb mit angeschlossener Werkstatt, konnte sich promobil ein Bild davon machen, wie die Dichtigkeitsprüfung hier abläuft. Auch wenn es sich dabei um eine Standardprozedur handelt, gehört doch auch ein gewisses Maß an Erfahrung dazu, um alle neuralgischen Punkte zu finden und zu überprüfen. Das sind in erster Linie Kanten, Fugen, Fenster, Dachhauben und das Dach selbst, außerdem bei älteren Fahrzeugen ab etwa sechs Jahren der Unterboden.

Zusätzlich zur Sichtprüfung des Reisemobils kommt auch ein Feuchtemessgerät zum Einsatz. Mit seiner Hilfe werden Wände, Decke und Boden untersucht. Bis maximal 20 Prozent Feuchtigkeit darf das Messgerät anzeigen, das gilt noch als normal. Bei Fahrzeugen mit oberklassigem Aufbau, die auf der Innenwand eine Alubeplankung haben, funktioniert die Prüfung mit dem Feuchtemesser nicht, weil das leitende Metall 100 Prozent Feuchte anzeigen würde. Hier kommt der Sichtprüfung besondere Bedeutung zu. Im Reisemobil werden bevorzugt kapazitive Messgeräte verwendet, die man nur auflegen muss – im Gegensatz zu Messgeräten mit Widerstandsmessung, deren beide Spitzen in die Wand gepikst werden.

Kosten und Nutzen der Dichtigkeitsprüfung

In Stuttgart kostet die Prüfung in der Garantiezeit 120 Euro. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann im Anschluss an die Garantiezeit jährlich zur Feuchtemessung kommen, die dann noch mit 55 Euro zu Buche schlägt – die Prüfinhalte sind aber dieselben wie bei der Dichtigkeitsprüfung. Das wird allerdings nur selten in Anspruch genommen: „Die wenigsten kommen nach der Garantiezeit noch zur Feuchtemessung“, so die Beobachtung im Stuttgarter Erwin Hymer Zentrum.

Ob man die Dichtigkeitsprüfung nun gut findet oder nicht – Fakt ist, dass eine bestehende Dichtigkeitsgarantie den Wiederverkaufswert eines Reisemobils erhöht. Wird ein Reisemobil während der Garantielaufzeit verkauft, geht der Garantieanspruch auf den neuen Besitzer über. Außerdem hilft eine regelmäßige Inspektion, Feuchteschäden frühzeitig zu erkennen und Folgeschäden zu vermeiden.

Die aktuelle Ausgabe
Promobil 10 / 2023

Erscheinungsdatum 13.09.2023

172 Seiten