Die hohe Nachfrage nach Freizeitfahrzeugen führt nicht automatisch zu einer guten Stimmung im Caravaning-Handel. Doch trotz Herausforderungen und damit sinkender Werte bewegt sich das Branchenbarometer weiterhin im positiven Bereich. Die Händlererwartungen sind dabei optimistischer als die Konjunktureinschätzung insgesamt, wie der Vergleich mit dem ifo-Index zeigt.
Nachgefragt bei Edmund Cramer, Geschäftsführer der Unternehmensberatung cm&p
Seit vielen Jahren befragen Sie Caravaning-Händler und fassen die Stimmungslage im Branchenbarometer zusammen. Die zuletzt sonnige Stimmung hat sich etwas eingetrübt. Wo sehen Sie aktuell die größten Herausforderungen für den Caravaning-Handel?Ganz klar: die Liefersituation. Unsere fünf Betriebsberater stecken derzeit mitten in der Planungssaison mit ihren Händlern und es gleicht schon fast einem Blick in die Kristallkugel, zu planen, wann welche Fahrzeuge kommen und an den Kunden ausgeliefert werden können. Das Ganze zieht sich dann durch bis zur Planung der Werkstätten und endet schließlich bei der unsicheren Bestückung der Mietflotten. Aktuell muss häufig eher improvisiert als organisiert werden, weil es eben nicht anders geht. Das führt nachvollziehbarerweise zu Missmut bei Kunden, den die Händler dann noch abfedern müssen. Keine leichte Situation für den Handel.
Oh ja, sehr sogar. Auf der Ebene, auf der sie das tun können, zeigen viele Händler schon seit Beginn der Pandemie bemerkenswerte Initiative. Zu Beginn wurde stark in die Verbesserung der Betriebsimmobilien investiert. In der Folge wurden Prozess-Optimierungen angegangen. Die Online-Marktauftritte wurden renoviert und vieles mehr. Aber wir müssen ehrlich sein: An der aktuellen Liefersituation kann der Händler nichts ändern. Die ist, wie sie ist.
Ein entschiedenes Jein. Das Thema brennt vielen Händlern derzeit unter den Nägeln. Viele würden gerne sofort etwas unternehmen. Aber da gibt es eben Rahmenbedingungen, die der Händler nicht so einfach beeinflussen kann. Das beginnt bei der Einstellung qualifizierter Monteure, die rar gesät sind, und geht hin bis zur beengten Betriebsimmobilie, auf die nicht so ohne Weiteres mal gerade eben eine Werkstatt-Erweiterung gebaut werden kann.Dazu kommt dann noch die teilweise angespannte Versorgungslage mit Ersatzteilen seitens Herstellern und Zubehör-Lieferanten – und schon brodelt der Kessel.
Die Trennlinie verläuft unseres Erachtens weniger zwischen klein und groß als zwischen professionell und weniger professionell. Wir erleben derzeit einen deutlichen Qualifizierungsschub bei den Händlern. Es wird viel Zeit investiert in die Professionalisierung der Arbeitsabläufe, insbesondere im Fahrzeugverkauf und der Werkstatt. Damit verbunden entstehen neue Team- und Führungsmodelle. Auch die Digitalisierung der Betriebe nimmt langsam, aber sicher Fahrt auf. Dem einen Betrieb gelingt das alles schneller und besser, anderen fällt die Veränderung schwerer.
Als Berater ist es unsere tägliche Aufgabe, die Händler bei dieser Neuausrichtung zu unterstützen. Fakt ist: Der Caravaning-Fachhandel ist schon lange aus der Ecke des "Teilzeit-Unternehmers" draußen und entwickelt sich immer stärker in Richtung professioneller Unternehmensführung.
Das wird am langen Ende auch den Kunden zugutekommen – auch wenn sich das in Anbetracht der eingangs genannten Herausforderungen vielleicht noch nicht so darstellt.